Früher oder später kommt bei vielen Amazon-Sellern der Wunsch auf, neben Amazon Deutschland weitere, internationale Amazon-Marktplätze zu erschließen. Umsätze steigern, Marken-Bekanntheit im Ausland aufbauen, Streben nach Wachstum – die Gründe für den Wunsch nach einer Ausweitung der Reichweite sind vielfältig.
An diesem Punkt treten häufig Fragen und Unsicherheiten auf, denn Amazon bietet verschiedene Möglichkeiten, eine solche Internationalisierung durchzuführen. Wie diese Möglichkeiten aussehen, welche Hürden und Fallstricke sich ergeben können und was es zu beachten gibt, damit der internationale Verkauf auf Amazon ein Erfolg wird, wird in diesem Beitrag erklärt.
Gründe für die Internationalisierung über Amazon
Erschließung neuer Kundengruppen
Durch die Hinzunahme von weiteren Absatzmärkten, wie Frankreich, Spanien oder Italien, und der damit einhergehenden Ausweitung des Kundenstamms, kommt es zu einer deutlichen Erweiterung des Absatzmarktes und somit der Absatz- und Umsatzpotenziale.
Diversifizierung der Absatzrisiken
Die Investment-Weisheit “Don’t put all your eggs in one basket” trifft auch auf die Geschäfte auf Amazon zu. Schwankende Nachfrage aufgrund veränderter Wettbewerbssituation oder die regionale Deaktivierung von Produkten kennen die meisten Amazon-Verkäufer. Die Verteilung des Geschäfts auf mehrere internationale Marktplätze kann so die Auswirkungen von sinkender Nachfrage oder Produktsperrungen abfedern und solche Gegebenheiten im besten Fall sogar kompensieren.
Schnell und einfach umsetzbar
Die Internationalisierung über Amazon ist besonders schnell und einfach umsetzbar. Produkttexte müssen übersetzt, Rechtstexte angepasst und die Preis- und Versandkosten neu definiert werden (darüber hinaus kann es noch zur Anpassung von Produktetiketten, Bedienungsanleitungen und Warnhinweisen etc. kommen).
Die Internationalisierung über Amazon ist daher im Vergleich zur Internationalisierung über den eigenen Online-Shop oder über einen neuen Marktplatz im Zielland deutlich schneller und einfacher umsetzbar. Besonders wenn ein Zielland “angetestet“ werden soll, ist die Option der Expansion über Amazon sehr gut möglich.
Identifizierung neuer Produkttrends
Ein häufig übersehener Vorteil bei der Internationalisierung über den Amazon-Marketplace ist, dass Produkttrends und Produktneuheiten deutlich früher identifiziert werden. Jedes Land hat einzigartige Kundenbedürfnisse und Vorlieben, die für die eigene Produktweiterentwicklung genutzt werden können.
Ohne das Wissen über regionale Vorlieben, kann dementsprechend keine Optimierung und Erweiterung des eigenen Produktsortiments stattfinden.
Welche Länder sind aktuell in Europa verfügbar?
Aktuell umfasst Amazon 21 Marktplätze, die sich auf Europa, den nahen Osten, Asien-Pazifik und Amerika verteilen. Mit 9 vertretenen Ländern sind in Europa die meisten Marktplätze vorhanden. Wird bereits auf Amazon Deutschland verkauft, liegt es nahe, mit dem Handel zunächst auf die weiteren europäischen Marktplätze zu expandieren.
Zur Auswahl stehen hier die Märkte Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlande, Schweden, Türkei und Polen.
Welche Marktplätze sind besonders relevant?
Eine Frage, die sich häufig ganz zu Beginn stellt, ist, auf welche Marktplätze sich eine Expansion lohnt, um die eigenen Umsatzpotenziale möglichst effektiv auszuschöpfen. Amazon Deutschland verzeichnet unter den europäischen Amazon-Marktplätzen mit 429,7 Millionen die meisten monatlichen Besuche.
In der Kategorie der Online-Marktplätze steht Amazon in Deutschland mit großem Abstand zur Konkurrenz auf Platz 1. Wie groß dieser Abstand ist, zeigt eine Erhebung von Statista, die den generierten E-Commerce-Umsatz der beliebtesten Online-Shops in Deutschland im Jahr 2020 vergleicht.
Amazon.de weist hier mit 13,9 Milliarden Euro einen etwa dreimal so hohen Umsatz auf, wie der zweitplatzierte Marktplatz Otto.de.
Ebenfalls vielbesucht ist Amazon UK im Vereinigten Königreich mit 354,8 Millionen monatlichen Besuchen. Auch hier liegt Amazon in seiner Kategorie auf dem ersten Rang. Obwohl Amazon.de stärker besucht ist, wird auf Amazon.co.uk mit den Geschäften der meiste Umsatz erzielt. Im Schnitt 145.000 Euro werden dort monatlich von über 21.000 Händlern erzielt.
Dies bedeutet einen Gesamtumsatz von etwa 3 Milliarden Euro im Monat.
Im Vergleich: In Deutschland sind es etwa 17.000 Verkäufer, die mit ihrem Handel einen Umsatz von durchschnittlich 55.000 Euro monatlich und somit einen Gesamtumsatz von 990 Millionen Euro erwirtschaften. Als der umsatzstärkste Markt der europäischen Marktplätze ist das Expandieren auf Amazon.co.uk also definitiv empfehlenswert.
Weitere lohnenswerte Marktplätze stellen Amazon Frankreich, Italien und Spanien dar. Die monatlichen Besuche bewegen sich zwischen 130 und 170 Millionen Besuchen. Der monatliche Gesamtumsatz für Amazon Italien liegt bei 154 Millionen Euro, während Spanien und Frankreich mit einem Umsatz von 88 Millionen und 72 Millionen etwa ähnliche Werte aufweisen.
Auffällig ist, dass der durchschnittliche monatliche Umsatz auf den Händler runtergerechnet bei allen drei Marktplätzen bei etwa 15.000 Euro liegt, obwohl Amazon Italien mit 10.000 ungefähr doppelt so viele Händler aufweist wie Amazon Spanien und Frankreich mit 6.000 bzw. 5.000 Händlern.
Auch die Produktkategorien sind bei der Wahl des Marktes zu beachten, da sich die Gegebenheiten stark unterscheiden können. Beispielsweise weisen Bürobedarf und B2B Services in Frankreich und Spanien ein höheres Suchvolumen auf als in Deutschland.
Amazon Frankreich profitierte im Jahr 2020 besonders von den beschlossenen Lockdowns und konnte den bisherigen Gesamtumsatz in dem Jahr von etwa 5,7 auf 7,3 Milliarden Euro und somit um 28% steigern.
In Italien hingegen wird seitens Amazon in den letzten Jahren viel Geld investiert, um das Geschäft weiter auszubauen, indem die Amazon-eigene Infrastruktur erweitert, zahlreiche neue Mitarbeiter eingestellt und Distributionszentren errichtet werden.
Weniger stark besucht werden die restlichen europäischen Marktplätze Amazon Türkei, Niederlande, Schweden und Polen mit Besuchszahlen zwischen 7,9 und 27 Millionen. Um die Frage zu beantworten, ob der Handel auf diesen Marktplätzen Erfolg verspricht, sollten Aufwand und Nutzen individuell im Hinblick auf das eigene Produkt abgewogen werden.
Welche Versandmöglichkeiten gibt es bei der Internationalisierung?
Die Grundvoraussetzung für den internationalen Handel auf Amazon stellt immer ein aktives Seller-Central-Konto dar. Der grenzüberschreitende Verkauf innerhalb Europas ist von einem europäischen Seller-Central-Konto aus möglich, während der Verkauf im nahen Osten, in Asien-Pazifik und Amerika eigene Konten voraussetzt.
Mit dem europäischen Seller-Central-Konto kann einfach zwischen den europäischen Amazon-Marktplätzen gewechselt werden, um die jeweiligen Verkäuferfunktionen zu nutzen und Bestellungen zu verwalten. In diesem Beitrag schauen wir uns insbesondere die Möglichkeiten der Internationalisierung innerhalb der europäischen Amazon-Marktplätze an.
Zunächst sollte die Frage beantwortet werden, auf welchem Weg die Ware Kunden bei grenzüberschreitenden Bestellungen erreichen soll und ob dies per Versand durch Amazon (FBA) oder im Eigenversand stattfinden soll.
Amazon bietet verschiedene Programme für den Versand an:
- PAN-EU
- Europäisches Versandnetzwerk (EFN)
- Lagerbestand im Marktplatz-Land
- Central Europe Programme (CEE)
1. PAN-EU
Mit dem paneuropäischen Versand durch Amazon können Amazon-Verkäufer europaweit per FBA verkaufen. Amazon übernimmt bei diesem Programm die Verteilung und Lagerung der Produkte in den ausgewählten Ländern. Der große Vorteil ist, dass die Ware durch die direkte Lagerung im entsprechenden Land besonders schnell ausgeliefert werden kann.
Die Produkte sind über FBA für den Prime-Versand qualifiziert und die Versandgebühren beschränken sich auf die lokalen Versandkosten des Landes und fallen somit günstiger aus als bei einem grenzüberschreitenden Versand. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass hier Steuern anfallen.
In jedem Land, in dem Deine Waren gelagert werden, bist Du umsatzsteuerpflichtig und eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer wird benötigt. Der Preis für die Nutzung des PAN-EU Versands setzt sich aus den anfallenden Versand- und den Lagergebühren zusammen, die je nach Land unterschiedlich hoch ausfallen.
Gegebenenfalls können zusätzlich Strafgebühren für eine Dauerlagerung anfallen. Der Arbeitsaufwand, der hier trotz der Abwicklung durch Amazon anfällt, ist doch recht hoch. PAN-EU wird eher für größere, absatzstärkere Onlinehändler und Unternehmen empfohlen, die mit ihren Geschäften ins Ausland expandieren möchten und großen Wert auf die Optimierung der Versandbedingungen legen.
2. Europäisches Versandnetzwerk (EFN)
Die Nutzung des europäischen Versandnetzwerks hat gegenüber PAN-EU den Vorteil, dass Waren nur lokal im Heimatland gelagert werden. Auf diese Weise entfällt die Umsatzsteuerpflicht im Ausland und die Steuer beschränkt sich auf das Heimatland. Produkte können dennoch international auf allen europäischen Amazon Märkten angeboten und per Versand durch Amazon (FBA) an den Kunden geliefert werden.
Innerhalb des Landes, in dem die Ware gelagert wird, erfolgt der FBA-Versand besonders schnell und zu lokalen Versandgebühren. Bei Bestellungen aus dem Ausland fallen jedoch grenzüberschreitende Lieferungen an, die im Vergleich zur Nutzung von PAN-EU etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen und höhere Versandkosten verursachen.
Durch die Lagerung in nur einem Land fällt die Bestandsverwaltung deutlich einfacher aus. Das EFN-Programm lohnt sich insbesondere für neue und kleinere Onlinehändler und Unternehmen, die ihre Ware international anbieten möchten. Auch bei EFN setzt sich der Preis aus Versandkosten und Lagergebühren zusammen.
3. Lagerbestand im Marktplatz-Land
Wer den Lagerbestand im Marktplatz-Land, auch Multi-Country Inventory (MCI) genannt, nutzt, kann in beliebigen Ländern Ware selbst an die Versandzentren von Amazon senden. Die Ware wird dort gelagert und von dort aus verschickt. Die Produkte verfügen durch FBA über den Premiumversand mit Amazon Prime.
Doch auch hier gilt, wo Waren gelagert werden, ist auch eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer notwendig und die anfallenden Steuern müssen an das entsprechende Land abgeführt werden. Die Kosten für MCI belaufen sich auf anfallende Versand- und Lagergebühren. Dieses Programm eignet sich für Unternehmer, die selbst die Kontrolle darüber behalten möchten, an welche Versandzentren im Ausland Ware verschickt wird.
4. Central Europe Programme (CEE)
Bei der Nutzung des CEE werden Waren in Deutschland, Polen und Tschechien gelagert und von dort aus versendet. Zunächst wird die Ware an ein Versandzentrum in Deutschland gesendet. Anschließend übernimmt Amazon die Verteilung auf weitere Versandzentren in den drei Ländern.
Auf diese Weise können zusätzliche Versandnetzwerke genutzt werden, was zur Optimierung der Versandeffizienz führen soll und die FBA-Gebühren je Einheit sogar um 50 Cent senkt. Auch bei dieser Lösung ist der Händler jedoch in allen drei Ländern verpflichtet, eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer zu beantragen und anfallende Steuern zu zahlen.
CEE ist vor allem für mittlere und wachsende Unternehmen geeignet und bildet einen attraktiven Mittelweg zwischen der ausschließlichen Lagerung in Deutschland und der internationalen Lagerung in allen europäischen Marktplatz-Ländern über PAN-EU.
Die Einstellung der gewünschten Versandart kann unter Einstellungen → Versand durch Amazon → Einstellungen für grenzüberschreitenden Versand vorgenommen werden.
Welche Vorbereitungen sind für den internationalen Verkauf auf Amazon notwendig?
1. Internationale Angebotserstellung
Damit die Expansion auf weitere Marktplätze ein Erfolg wird, sind noch ein paar Vorbereitungen und Optimierungen nötig. Nachdem die notwendigen Einstellungen vorgenommen wurden, müssen die Produkte noch auf den Marktplätzen gelistet werden, auf denen Du verkaufen möchtest.
Für das Anlegen der Produkte stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Mit der Funktion “Internationale Angebotserstellung einrichten” können von einem Ausgangs-Marktplatz aus bestehende Angebote auf weitere Marktplätze übertragen werden. Voraussetzung ist ein professioneller Verkäufer-Account und, dass die jeweilige ASIN auf dem Ausgangs-Marktplatz bereits mit allen nötigen Produktdaten angelegt wurde.
Weiterhin können über die Funktion Angebotspreise synchronisiert und regelmäßige automatisierte Preisanpassungen im Hinblick auf Wechselkursschwankungen vorgenommen werden. Bei der Übertragung der Angebote wird versucht, eine Produktdetailseite für das Produkt mit automatisiert übersetzen Inhalten auf dem Ziel-Marktplatz zu erstellen.
Dies ist jedoch nicht immer erfolgreich, weshalb die Produktanlage auf jeden Fall noch einmal manuell überprüft und ggf. eine weitere Optimierung der Produktdaten vorgenommen werden sollte.
Zusätzlich stehen – ähnlich wie bei der ersten Listung der Produkte auf dem Heimat-Marktplatz – die Möglichkeiten zur Verfügung, die Produkte manuell oder über eine Lagerbestandsdateivorlage anzulegen. Der Vorteil ist hier, dass der Erfolg der Produktanlage überwacht wird und eigene Inhalte – beispielsweise professionelle Übersetzungen – direkt bei der Erstellung eingetragen werden können.
Bei der Vorbereitung einer Lagerbestandsdateivorlage sollte als Produkt-ID die ASIN eingetragen werden, die dem Produkt auf dem Heimat-Marktplatz bereits zugeordnet wurde. Anschließend reicht es, die Pflichtangaben auszufüllen, die restlichen Produktdaten sowie die Produktbilder werden vom Ursprungs-Marktplatz automatisch übernommen.
Eine Ausnahme bilden hier die textlichen Angaben wie Titel, Bullet Points, Produktbeschreibung und allgemeine Suchbegriffe – diese sollten übersetzt und ebenfalls in die Lagerbestandsdatei eingetragen werden.
Bei der manuellen Produktanlage erkennt Amazon das Produkt meist nach Ausfüllen der Pflichtangaben und fragt nach, ob es sich um das vorgeschlagene Produkt handelt. In dem Fall kann das Produkt ausgewählt werden, sodass nur noch Angebotsdaten wie SKU, Preis, etc. angegeben werden müssen.
Möchtest Du allerdings eigene Textübersetzungen für das Produkt hinterlegen, sollte der Vorschlag von Amazon übergangen und die Produktanlage eigenständig abgeschlossen werden. Nicht hinterlegte Produktdaten, die keine Pflichtangaben bei der Erstellung darstellen (darunter auch die Produktbilder) werden auch hier automatisch übernommen.
Wichtig: Einige Produkte fallen unter Kategorien, die Produktbeschränkungen unterliegen. Für diese muss vor der Produktanlage auf dem jeweiligen Marktplatz die Freischaltung beantragt werden. Welche Produkte unter diese Regelung fallen und was für die Beantragung der Freischaltung benötigt wird, findest Du auf den Hilfeseiten von Amazon zum Thema Produkte, die eine Freischaltung erfordern.
2. Übersetzungen
Titel, Bullet Points, Produktbeschreibung und allgemeine Suchbegriffe müssen in die jeweilige Landessprache übersetzt werden. Als Pflichtattribut gilt zwar meist nur der Produkttitel, dennoch sollten auch die anderen Textangaben zum besseren Verständnis des Produktes sowie zur Auffindbarkeit hinterlegt werden.
Titel, Bullet Points und Produktbeschreibung können entweder mithilfe eines Übersetzungs-Tools automatisiert oder durch einen professionellen Übersetzer oder Muttersprachler manuell übersetzt werden.
3. Amazon SEO
Für die allgemeinen Suchbegriffe ist es zwecks Amazon SEO sinnvoll, diese nicht einfach zu übersetzen, sondern eine erneute Keyword-Recherche mit Blick auf das Suchvolumen für den neuen Marktplatz durchzuführen, da sich die Suchbegriffe und insbesondere ihr Suchvolumen häufig je nach Land unterscheiden.
Generell ist zu empfehlen, bei der Erstellung der Texte neben einer akkuraten Übersetzung auch Wert auf die Optimierung des Listings bezüglich Amazon SEO zu legen. Mit Amazon SEO ist die Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization; kurz: SEO) einer Produktdetailseite hinsichtlich einer gestellten Suchanfragen gemeint. Dazu werden relevante Keywords für das Listings identifiziert und in Titel, Bullet Points, Produktbeschreibung sowie allgemeinen Suchbegriffen platziert.
Je höher das Suchvolumen eines Keywords, desto prominenter sollte dieses platziert werden. Die Durchführung einer SEO-Optimierung kostet etwas mehr Aufwand, lohnt sich jedoch insbesondere bei wenigen Produkten oder vielen Produkten einer Produktart, auf die sich die Keywords übertragen lassen.
4. A+ Inhalte
Um das Potenzial Deines Produktes auch auf weiteren internationalen Marktplätzen möglichst auszuschöpfen und die Optimierung der Produktdetailseite voranzutreiben, sollte auch hier auf eine ansprechende Darstellung geachtet werden.
Eine einfache und doch wirkungsvolle Möglichkeit, um dies umzusetzen, stellen die A+ Inhalte dar. Besitzt das Produkt bereits A+ Inhalte auf anderen Marktplätzen, erstellt Amazon häufig bereits automatische Übersetzungen dieser Inhalte. Um diese aufzurufen, wird im Seller Central unter Werbung → A+ Inhalte das Kästchen “Automatisch erstellte Inhalte anzeigen” aktiviert.
Die Inhalte sind zunächst als Entwürfe hinterlegt und können nach einer manuellen Kontrolle veröffentlicht werden. Wichtig ist, darauf zu achten, dass alle Textabschnitte in die Sprache des Marktplatzes übersetzt wurden. Die Übersetzungen werden automatisiert erstellt und sind dementsprechend qualitativ nicht sehr hochwertig.
Solltest Du die Möglichkeit haben, die Texte durch einen Übersetzer in die Landessprache übersetzen zu lassen, solltest Du die Texte auf jeden Fall austauschen. Um potenziellen Kunden die Produktvorzüge deutlich zu machen, reichen im Normalfall automatisierte Übersetzungen aus, professionelle Übersetzungen lassen das Produkt jedoch vertrauenswürdiger und Dich als Verkäufer seriöser wirken.
Zudem gilt, je weniger Fragen durch die hinterlegten Texte offenbleiben, desto positiver wird die Kaufentscheidung beeinflusst. Ebenso sollte darauf geachtet werden, dass im A+ Inhalt verwendete Bilder keinen Text in anderen Sprachen als der Marktplatz-Sprache enthalten, da die Inhalte in dem Fall höchstwahrscheinlich bei der Überprüfung abgelehnt werden. Bilder müssen demnach entweder ohne Text eingepflegt oder vorab ebenfalls übersetzt werden.
5. Brand Store
Auch der Brand Store trägt dazu bei, das Vertrauen in die Marke zu stärken. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, auf jedem Marktplatz, auf dem Deine Marke vertreten ist, auch einen Amazon Store zu erstellen. Im Gegensatz zu den A+ Inhalten, muss dieser jedoch auf jedem Marktplatz neu angelegt werden und wird nicht automatisch übertragen.
Hast Du bereits einen Store auf einem anderen Marktplatz erstellt, lässt sich die Struktur jedoch mit relativ wenig Aufwand übertragen. In Bezug auf die Texte gilt das gleiche wie für die A+ Inhalte: Diese müssen vollständig in die jeweilige Landessprache übersetzt werden, denn auch die Stores werden überprüft und bei Texten, die nicht der Landessprache entsprechen, abgelehnt.
Achte auch hier darauf, ob sich gegebenenfalls Texte auf verwendeten Bildern befinden, die noch übersetzt oder entfernt werden müssen.
6. Produktbilder
Wie bereits erwähnt, werden Produktbilder bei der Anlage auf einem neuen Marktplatz automatisch übernommen, wenn das Produkt bereits auf einem anderen Marktplatz angelegt wurde. Bei einigen Produkten ist diese automatische Übernahme der Informationen sehr praktisch, da das Produkt dadurch mit sehr wenig Aufwand auf einem neuen Marktplatz live geschaltet werden kann.
Beim Handel von Produkten, die Schriftzüge zeigen – beispielsweise in Form von notwendigen Etiketten – kann diese automatische Synchronisation der Produktbilder allerdings problematisch sein. In einigen Produktkategorien wird die Darstellung des Etiketts in der jeweiligen Landessprache in den Produktbildern sogar vorausgesetzt.
Seit Ende 2021 stellt Amazon endlich eine Möglichkeit zur Verfügung, für ein und dasselbe Produkt länderspezifische Produktbilder hochzuladen. Unter “Länderspezifischer Upload” können nun Bilder hochgeladen werden, die nur in einem bestimmten Land angezeigt werden sollen, weil sie beispielsweise Texte in der jeweiligen Landessprache enthalten.
Die Anleitung gibt eine klare Benennung der Dateien vor, die eingehalten werden muss. Es kann entweder eine einzelne Bild-Datei oder ein ZIP-Ordner mit mehreren Bildern hochgeladen werden. Zusätzlich muss das Land ausgewählt werden, in dem die Bilder veröffentlicht werden sollen, bevor die Bilder im Anschluss übermittelt werden können.
Welche Änderungen bringen die One Stop Shop (OSS) Änderungen für den internationalen Verkauf auf Amazon?
Eingeführt wurde der One Stop Shop (OSS) im Juli 2021 und hat einige Änderungen mit sich gebracht. Sinn und Zweck ist es, EU-Händlern beim internationalen Handel die Zahlung und Verrechnung der Umsatzsteuer zu vereinfachen. Bis zur Einführung des OSS galten landesspezifische Lieferschwellen von durchschnittlich 35.000 Euro. Wurden diese überschritten, verpflichtete sich der Händler zur Umsatzsteuerregistrierung und Abgabe der Steuer im entsprechenden Land.
Diese länderspezifischen Lieferschwellen wurden mit dem OSS abgeschafft und durch eine europaweite Lieferschwelle für Fernverkäufe von 10.000 Euro ersetzt. Verkäufe, deren Wert darunter liegen, werden seitdem mit dem heimatlichen Umsatzsteuersatz belegt, während für Verkäufe, deren Wert die Lieferschwelle übersteigt, die Umsatzsteuerregistrierung in allen Ländern verpflichtend wird, in die verkauft wird.
Durch die freiwillige Registrierung im OSS im Heimatland können Unternehmer jedoch von einer Sonderregelung profitieren. Alle B2C-Verkäufe in EU-Länder müssen mit dem jeweiligen Umsatzsteuersatz des Landes besteuert werden, in das verkauft wird, jedoch können alle Zahlungen der Steuern an die heimatliche Behörde abgegeben werden.
Somit ist auch nur im Heimatland eine Umsatzsteuerregistrierung verpflichtend. Das Finanzamt verteilt die Zahlungen dann an die entsprechenden Länder. Voraussetzung ist, dass die Ware nur im Heimatland gelagert wird. Wie bereits erwähnt, wird eine Umsatzsteuerregistrierung im jeweiligen Land verpflichtend, sobald dort Ware gelagert wird.
Hier sollte abgewägt werden, ob sich die OSS-Registrierung für den Händler lohnt. Insbesondere, wenn die Lieferschwelle bei internationalen Verkäufen selten bis nie überschritten wird und die Umsatzsteuer im Ausland gegebenenfalls höher ist als im Heimatland, profitiert man als Händler mehr davon, auf die Registrierung zu verzichten.
Auf jeden Fall lohnenswert ist die Registrierung allerdings, wenn die Lieferschwelle regelmäßig überschritten und Ware nur im Inland gelagert wird. Auf diese Weise kann die Hürde der Umsatzsteuerzahlung in mehreren Ländern umgangen werden.
Häufige Fragen zum Thema Amazon Internationalisierung
→ Übernehme ich die Bewertungen aus dem Ausgangs-Marktplatz?
Ja, die Produktbewertungen, die bereits auf anderen weltweiten Amazon-Marktplätzen gesammelt wurden, bleiben erhalten, solange es sich um dieselbe ASIN handelt. Auch ein Teil der abgegebenen Rezensionen der Kunden werden auf der Produktdetailseite unter “Spitzenrezensionen aus anderen Ländern” aufgeführt. Auf diese Weise kann bei der Expansion immerhin zum Teil vom bisherigen Erfolg der Produkte auf dem Ausgangs-Marktplatz profitiert werden.
→ Übernehme ich die Rankings aus dem Ausgangs-Marktplatz?
Im Gegensatz zu den Bewertungen werden Rankings und Bestseller-Ränge nicht auf neue Amazon-Marktplätze übernommen. Wer auf einem Marktplatz bereits eine hohe Sichtbarkeit erreicht hat, muss sich diese ebenso wie den Kundenstamm auf weiteren Marktplätzen neu aufbauen.
Aus diesem Grund sollte auf jedem neuen Marktplatz eine individuelle Optimierung hinsichtlich Amazon SEO, Styleguides und qualitativen Faktoren wie A+ Inhalten und Amazon Stores stattfinden. Je nachdem ist durch die Mitnahme der Bewertungen hier jedoch bereits ein guter Grundstein, beispielsweise für die Schaltung von Werbung gelegt, sodass nicht ganz bei Null gestartet werden muss.
→ In welcher Sprache muss der Support erfolgen?
Der Kunden-Support muss in der Marketplace-Sprache des jeweiligen Landes erfolgen. Dies sollte berücksichtigt werden, um negative Verkäuferbewertungen zu vermeiden.
→ Wohin verschicken Kunden Retouren, wenn der Eigenversand genutzt wird?
Bei Produkten mit einem maximalen Verkaufspreis von 25€ muss eine Standard-Rücksendeadresse im Marketplace-Land angegeben werden, alternativ kann eine Erstattung ohne Warenrücksendung angeboten werden.
Wenn beim Eigenversand im Marketplace-Zielland keine Rücksendeadresse hinterlegt ist, dann erstattet Amazon alle qualifizierten Rücksendungen bis zu einem Verkaufspreis von 25€ automatisch (Erstattung ohne Warenrücksendung).
Zusammengefasst gibt es für die Rücksendungsabwicklung drei Methoden:
- Erstattung ohne Warenrücksendung: Es erfolgt eine vollständige Rückerstattung, ohne den Artikel zurückzufordern.
- Standard-Rücksendeoption im Inland angeben: Hier gibst Du für jeden Marktplatz auf dem Du verkaufst eine Rücksendeadresse im Inland an. Eine Vorfrankierung ist nicht verpflichtend.
- Vorfrankiertes internationales Rücksendeetikett bereitstellen: Bei dieser Option, kann die Rücksendeadresse im Ausland liegen, jedoch müssen dann vorfrankierte Rücksendeetiketten bereitgestellt werden. Hier besteht die Pflicht zur Vorfrankierung auch, wenn die Rücksendung vom Endkunden verschuldet wird.
Fazit
Die Internationalisierung des Verkaufs über Amazon ist ein vielschichtiges Thema, das teilweise einiges an Organisation, Bürokratie und Vorbereitung benötigt, damit die Geschäfte im Ausland auch wirklich Erfolge bringen. Gleichzeitig bietet Amazon verschiedene Programme an, um Unternehmern die Ausweitung auf weitere internationale Amazon-Marktplätze möglichst einfach zu gestalten und Hürden und Fallstricke zu minimieren.
Ob die Internationalisierung und Erschließung weiterer Amazon-Märkte sinnvoll ist und welche Marktplätze besonders lohnenswert sind, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Einen Überblick über die Größe und Beliebtheit der verschiedenen europäischen Amazon-Marktplätze über Amazons Programme zum internationalen Verkauf sowie die Beantwortung häufig gestellter Fragen, konnten wir in diesem Beitrag beisteuern.
Weitere Überlegungen zielen u.a. auf die Größe des Unternehmens, die Produktkategorie und die Nachfrage auf dem Ziel-Marktplatz ab und müssen individuell recherchiert und ausgewertet werden.
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