Mit FBA hat Amazon neue Maßstäbe beim Outsourcing im E-Commerce gesetzt. Und damit Begehrlichkeiten bei Händlern und Herstellern geweckt. Wer als Seller auf dem größten Marktplatz der Welt aktiv ist, weiß, dass die Logistik nur ein Aspekt des Onlinehandels ist. Der Amazon Marketplace erfordert ein hohes Maß an Professionalität. Vieles lässt sich outsourcen, aber nicht alles sollte ausgelagert werden.
Fulfilment by Amazon (FBA) hat den Ruf, es Onlinehändler:innen besonders einfach zu machen. Nicht nur, dass die eigenen Produkte auf Amazon einer potenziell riesigen Zielgruppe angeboten werden können, ohne einen eigenen Onlineshop betreiben zu müssen. Sellern, die FBA nutzen, nimmt Amazon auch den Versand ab. So wird die Einstiegshürde in den Onlinehandel noch einmal gesenkt, was viele Quereinsteiger anlockt.
Wer auf Amazon wirklich erfolgreich sein will, wird schnell feststellen, dass das Markplatzgeschäft sehr viel vielschichtiger, komplexer und schnelllebiger ist, als dass man bei Amazon FBA von einem passiven Einkommen sprechen könnte. Ganz im Gegenteil: Um bei den fast täglichen Änderungen im Amazon-Kosmos up to date zu bleiben, erfordert es viel Aufmerksamkeit und Engagement.
Amazon erfordert maximale Professionalität
Outsourcing ist eine probate Möglichkeit, der Aufgabenfülle als Amazon Seller gerecht zu werden. Schließlich ist nur erfolgreich, wer ein hohes Maß an Professionalität aufbringt. Doch niemand ist in allen Disziplinen des Onlinehandels Experte. Ganz im Gegenteil: Für viele Seller stellt der Onlinehandel nicht das Kerngeschäft dar. Sie sind Produktentwickler:in, Hersteller:in oder Marketer:in.
Ideal sind Teams, die mit Spezialisten aus jedem Fachbereich besetzt sind. Das ist aber nicht erst seit dem Fachkräftemangel ein seltenes Ideal. Schließlich muss man sich diese fest angestellten Experten erst einmal leisten können.
Ohne Outsourcing geht im E-Commerce wenig. Die gute Nachricht: Es gibt im Prinzip nichts, was man als Amazon-Händler nicht outsourcen kann. Doch nicht alles, was sich auslagern lässt, sollte auch ausgelagert werden.
Wann ist Outsourcing sinnvoll?
Outsourcing kann in verschiedenen Fällen sinnvoll sein, je nach den individuellen Bedürfnissen und Zielen eines Verkäufers oder einer Verkäuferin. Folgend einige typische Gründe für das Auslagern von Aufgaben.
Ressourcenmangel
Gründungsphase, Auftragsspitzen oder Fachkräftemangel – es gibt viele Gründe, warum Seller nicht über die erforderlichen Ressourcen verfügen, um alle Aufgaben intern erledigen zu können. Gerade kleine Unternehmen haben selten die Möglichkeit, alle Bereiche des E-Commerce selbstständig zu bedienen.
Mangel an Infrastruktur
Versandhandel benötigt Infrastruktur. Insbesondere, was die Logistik anbelangt. Waren müssen zunächst eingekauft, überprüft und jederzeit zugänglich gelagert werden. Nach einer Bestellung ist gerade bei Amazon eine schnelle Kommissionierung, Verpackung und Bereitstellung für den Logistikpartner Pflicht.
All das erfordert nicht nur Lagerfläche, sondern auch Geräte, Werkzeuge und Maschinen. Sie sind nicht nur mit Anschaffungs- oder Leasingkosten verbunden. Auch ihr Betrieb kostet Geld. Manche Anlagen sollten zudem versichert werden.
Spezielles Fachwissen
Ware kaufen, teurer verkaufen und verschicken. Was in der Theorie einfach klingt, ist eine Mammutaufgabe, die viel Expertise und Erfahrung erfordert. Zumindest, wenn man als Amazon Seller erfolgreich sein will.
Wie findet man preiswerte und zuverlässige Lieferanten – vor allem in Asien? Wie importiert man die Ware, ohne beim Zoll in Ungnade zu fallen? Wie setzt man sich von der massenhaften Konkurrenz ab? Mit welchen Marketingmaßnahmen erreicht man seine Zielgruppe? Wie meistert man die fiskalischen Besonderheiten, die Amazon mit sich bringt?
Bei der Fülle an Aufgaben und Regeln bleibt Sellern oft nichts anderes übrig, als in bestimmten Bereichen auf das Wissen von Fachleuten zurückzugreifen. Schließlich beschäftigen sie sich tagtäglich mit diesen Fragen. Und oft sparen sie letztlich Geld. Denn Fehler beim Import, Marketing oder in der Buchhaltung fressen häufig weit mehr als die kalkulierte Marge auf.
Kostenersparnis
Wer sich auf bestimmte Tätigkeiten spezialisiert, kann diese häufig kostengünstiger erledigen als der Einzelne. Das ist das Erfolgsgeheimnis von Fulfilment by Amazon. Amazon kümmert sich für die Händler um die Lagerung und den Versand der Produkte. In so großem Maßstab, dass fast unschlagbare Preise für das Fulfillment herauskommen. Gleichzeitig bindet Amazon die Händler darüber an die eigene Plattform. Aber auch in vielen anderen Bereichen kann Outsourcing günstiger sein, als die Aufgaben inhouse zu erledigen. Nicht nur dann, wenn Leistungen in Ländern mit geringeren Lohnkosten durchgeführt werden.
Skalierbarkeit
Einer der großen Vorteile von Amazon FBA ist die schnelle Skalierbarkeit. In Wachstumsphasen muss die Logistik den neuen Bestellmengen angepasst werden. Das ist mit einem eigenen Lager teuer und zeitaufwendig. FBA-Nutzer liefern einfach mehr Ware an das Amazon-Lager und zahlen das Fulfillment weiter bequem pro verkauftem Produkt.
Doch Skalierung erfordert nicht nur in der Logistik neue Ressourcen. In vielen anderen Unternehmensbereichen wird ebenfalls mehr Kapazität benötigt. Diese kann durch das Outsourcen von Leistungen zeitnah eingekauft werden, damit das Wachstum nicht gebremst werden muss.
Fokussierung auf Kerngeschäft und Kernkompetenzen
Am erfolgreichsten sind die Seller:innen, die sich entweder auf die Bereiche fokussieren, die für ihr Kerngeschäft am wichtigsten sind, oder auf die Fähigkeiten, die sie besonders gut beherrschen. Schneller als man denkt, fressen unvermeidliche, aber erfolgsmindernde Nebenschauplätze wertvolle Ressourcen. Outsourcing trägt dazu bei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Zeitersparnis und Work-Life-Balance
All die verschiedenen Aufgaben im Händleralltag fressen viel Zeit. Zeit, die oft für strategische Entscheidungen und Wachstumsinitiativen fehlt. Auch die kostbare Freizeit wird immer weniger. Dabei sind Regenerationsphasen wichtig, um leistungsfähig und erfolgreich zu bleiben. Die Freizeit bietet Freiraum für neue Ideen, Impulse und Kontakte. Wer keine ausgewogene Work-Life-Balance hat, ist selten so erfolgreich (und zufrieden), wie er sein könnte.
Was lässt sich im E-Commerce outsourcen?
„Im Prinzip ist Amazon FBA bereits Outsourcing. Schließlich übernimmt Amazon mit der Bereitstellung der Verkaufsplattform, der Warenwirtschaft und der Bestellabwicklung zentrale Bestandteile des E-Commerce.”
Dennoch bleiben viel mehr Aufgaben übrig, als sich Anfänger häufig vorstellen.
Wie bereits erwähnt, lässt sich theoretisch alles outsourcen und so ein vollautomatisiertes Amazon-Business aufbauen, welches nur noch der Überwachung bedarf. Ob das wirtschaftlich erstrebens- und lohnenswert ist, steht auf einem anderen Blatt. Schließlich kostet das Auslagern von Arbeiten Geld und mindert somit die Gewinnmarge. Wer viel oder alles outsourcen will, sollte demnach auf Produkte mit großer Marge setzen.
Auf der anderen Seite eröffnet das Outsourcing die Chance, viel mehr zu einer besseren Marge zu verkaufen, als es dem Händler vielleicht aus eigener Kraft möglich wäre. Gerade die Produktentwicklung oder -auswahl sowie deren Beschaffung entscheidet maßgeblich über die vorhandene Marge. Mit gezielten Marketingmaßnahmen hingegen können große Absatzmengen realisiert werden, sodass auch mit Margen im Durchschnittsbereich beachtliche Gewinne möglich sind.
Folgend einige Beispiele für Aufgabenbereiche, die sich bei einem Amazon FBA Business auslagern lassen.
Produktentwicklung und -beschaffung
Alles steht und fällt mit den richtigen Produkten. Schon beim Produktangebot gibt es ganz unterschiedliche Strategien und Philosophien. Die einen setzen auf Massenware, die jeder gebrauchen kann. Hauptsache günstiger Einkaufspreis und großes Absatzpotenzial. Wer bei solchen Produkten mehr Marge erzielen möchte, greift häufig zu Private-Label-Lösungen, die sich mit einer eigenen Brand veredeln lassen.
Andere Seller hingegen möchten sich mit einer eigenen Produktentwicklung von der Konkurrenz abheben und damit unentbehrlich machen. Das bedarf neben der zündenden Idee die Investitionsbereitschaft in die Produktion.
Weil heute fast nur noch im Ausland eingekauft und produziert wird, ist für das Produktmanagement viel Know-how und Erfahrung notwendig. Wo setzte man bei der Produktrecherche an? Welche der unzähligen Produzenten und Händler in Asien oder anderswo auf der Welt sind vertrauenswürdig? Wie wird der Transport bewerkstelligt und eine einwandfreie Zollabwicklung sichergestellt? Und wie lässt sich die Qualität von Waren überwachen, die am anderen Ende der Welt produziert werden?
Sourcing Agenturen und Sourcing Agenten haben sich auf das Produktmanagement spezialisiert. Sie helfen dabei, geeignete Lieferanten zu finden, Preise auszuhandeln und die Einhaltung von Qualitätsvorgaben sicherzustellen.
Private Label Services können bei der Entwicklung neuer Produkte, dem Branding und der Markteinführung unterstützen.
Logistik und Lagerverwaltung
Bei FBA übernimmt Amazon die Logistik und Lagerverwaltung. Es gibt prinzipiell aber auch andere Anbieter, die sich auf die sogenannte Third Party Logistik (3PL) spezialisiert haben. Diese Anbieter können je nach Wunsch Lagerung, Verpackung und Versand übernehmen, wodurch Verkäufer schnell und einfach auch internationale Märkte bedienen können.
Das Verpacken einzelner Produkte oder Bundles sowie das Etikettieren sind klassische Vorarbeiten, die vor dem Einliefern in die Amazon-Logistikzentren zu erledigen sind. Auch hierfür gibt es Dienstleister.
Marketing und Werbung
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Marketingagenturen, die sich auf Amazon spezialisiert haben. Mit Amazon SEO, Amazon Ads (PPC), Amazon DSP, Content Marketing, Social Media und der allgemeinen Conversion-Optimierung gibt es zahlreiche Stellschrauben, von denen der Erfolg als Seller oder Vendor abhängt.
All diese Marketingmöglichkeiten bieten große Chancen, sind für sich genommen jedoch schon so komplex, dass kaum ein Händler sie „nebenbei“ stemmen kann. Zumal sich der richtig lukrative Hebel erst dann einstellt, wenn die verschiedenen Maßnahmen miteinander verknüpft werden.
Es gibt Full-Service-Agenturen, die Marketingstrategien für Amazon entwickeln und dafür sorgen, dass diese Maßnahmen wie Zahnräder ineinandergreifen. Eine Alternative stellen spezialisierte Dienstleister dar, die sich auf einen Fachbereich wie zum Beispiel Amazon PPC konzentrieren.
CTA: agenturfinder amazon ppc
Kundenservice
Mit zunehmendem Kunden- und Sortimentswachstum sowie hoher Produktkomplexität nimmt der Aufwand für den Kundendienst zu. Amazon misst die Qualität des Kundenservice seiner Händler über verschiedene Parameter wie zum Beispiel die Antwortdauer, die Produkt- und Verkäuferbewertungen sowie die Retourenquote. All das sind Faktoren, die in das Ranking der Produkte eingehen. Der Kundenservice beeinflusst damit die Verkaufs- und Umsatzzahlen.
Spezialisierte Kundenservice-Agenturen bieten umfassende Kundenservice-Lösungen und können bei hohem Aufkommen schnell skalieren. Virtuelle Assistenten können Standardfragen beantworten, Rücksendungen und Rückerstattungen verwalten sowie allgemeine Unterstützung bieten.
Buchhaltung und Finanzen
Die Buchhaltung ist ein schönes Beispiel für die Konzentration auf die Kernkompetenzen. Weil sie nur für die wenigsten Selbstständigen eine Kernkompetenz darstellt, wird sie häufig als Erstes outgesourct.
Ob Steuerberater oder Buchhaltungsdienstleister – im Idealfall ist der Partner mit den Besonderheiten von Amazon FBA vertraut. Denn durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Logistikzentren sowie dem internationalen Verkauf müssen durchaus einige Besonderheiten beachtet werden. Deshalb ist ein Steuerberater spätestens bei der Internationalisierung von Amazon FBA ratsam.
Reklamations- und Rücksendeabwicklung
Seller:innen und Vendoren sind hoch motiviert zu verkaufen. Die Retouren hingegen sind oft ein lästiges Übel, das sich gerade im deutschen Versandhandel nicht gänzlich vermeiden lässt. Deutsche Kunden sind es gewohnt, Produkte kostenfrei zurücksenden zu können und machen davon gern gebraucht.
Return Management Services sind Dienstleister, die den Rücksendeprozess organisieren und die Wiedereinlagerung, den Weiterverkauf oder die Entsorgung von Produkten effizient abwickeln.
Entscheidungshilfe: Wertschöpfungskette betrachten
Möglich ist vieles, doch was sollte nun tatsächlich outgesourct werden? Um diese Frage zu beantworten, hilft es sich zu verdeutlichen, wo im Verkaufsprozess die tatsächliche Wertschöpfung stattfindet. Bei Amazon FBA ist das in der Regel in folgenden Bereichen der Fall:
Produktmanagement
Ein Produktsortiment, das Bedürfnisse befriedigt oder Bedürfnisse weckt, ist das Fundament des E-Commerce. Je größer die Alleinstellung und die Innovationskraft eines Produkts, desto größer auch die Wertschöpfung.
Markenbildung
Mit einer starken Brand lassen sich vergleichbare Produkte zu einem höheren Preis verkaufen. Marken emotionalisieren und binden Kunden, weshalb Brand Seller durch Cross-Selling, Up-Selling und After-Selling höhere Umsätze generieren. Markenwerte sind klare Wertschöpfungsfaktoren.
Logistik
Der Versand ist das Kernelement des Versandhandels. Nur wenn bestellte Waren auch verschickt werden, findet Wertschöpfung statt. Kunden haben hohe Ansprüche an die Qualität und Schnelligkeit der Logistik. Studien belegen, dass viele Kunden bereit sind, mehr Geld für ein Produkt zu bezahlen, wenn eine schnelle Lieferung garantiert ist. Genau das ist schließlich einer der Erfolgsfaktoren, der Amazon groß gemacht hat (Stichwort: Prime).
Kundenservice
Der Kunde steht im Zentrum des Handelns. Ihn zufriedenzustellen ist existenziell für ein langfristig und nachhaltig erfolgreiches FBA-Business. Ein guter Support steigert die Conversion und die Kundenbindung. Weil er gute Unternehmens- und Produktkenntnisse benötigt, ist er nur schwer auszulagern.
Outsourcing bei Amazon FBA auf den Punkt gebracht
Kaum ein FBA-Händler kann alles allein bewerkstelligen, dafür ist Amazon zu vielfältig und komplex. Durch das Outsourcing lassen sich Fachbereiche an Spezialisten auslagern, die über mehr Know-how und eine andere Kostenstruktur verfügen. Das ist nicht nur für Anfänger sinnvoll. Erfahrene Händler, bei denen die Betriebsblindheit ein fortgeschrittenes Niveau erreicht hat, erhalten durch externe Sparringspartner neue Impulse und Ideen.
Die Prozesse, die am stärksten zur Wertschöpfung beitragen, sollten bevorzugt inhouse oder mit zuverlässigen Partnern bearbeitet werden. Standardisierte Aufgaben wie die Buchhaltung oder komplexe und kreative Bereiche wie das Marketing können hingegen recht schnell outgesourct werden.
Outsourcing ist prinzipiell immer dann sinnvoll, wenn
- es sich um Tätigkeiten handelt, die andere besser, schneller oder kostengünstiger, sprich effizienter erledigen können, weil sie darauf spezialisiert sind.
- es sich um Tätigkeiten handelt, die Spezialwissen erfordern, welches im eigenen Unternehmen nicht vorliegt.
- es sich um wiederkehrende Routineaufgaben handelt, die eigene Ressourcen binden, die sich anderweitig besser nutzen lassen.
- eine schnelle Skalierung notwendig ist, um auf Veränderungen im Geschäftsvolumen zu reagieren.
- es wichtig ist, Zugang zu modernen Technologien und Innovationen zu haben, die intern nicht verfügbar sind oder deren Entwicklung zu kostenintensiv wäre.
- ein Unternehmen Flexibilität benötigt, um sich schnell an Marktveränderungen anzupassen, ohne langfristige Verpflichtungen einzugehen.
- das Outsourcing die Markteinführungszeit eines Produkts verkürzt, indem es spezialisierte Dienstleister nutzt, die den Prozess beschleunigen können.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen