Gender ist ein kontroverses Thema, das die abendliche Kneipenunterhaltung in ein Streitgespräch wandeln kann. Viele Unternehmen ignorieren es bisher vollständig in ihrer Unternehmenskommunikation. Dabei ist das sogenannte „dritte Geschlecht“ bereits seit Ende 2018 im deutschen Recht verankert.
Wer jetzt direkt an Gleichstellungsbüro und Sexualisierung in seinem Unternehmen denkt, kann sich beruhigt zurücklehnen – darum geht es in diesem Beitrag nicht. Es geht um Haltung. Ob sich die Haltung Deines Unternehmens für oder gegen Gendersprache im Business-Kontext ausspricht, hängt oftmals von der Zielgruppe ab. Dabei kann sie Dir zum entscheidenden Marketing-Vorteil werden.
Gendern in der Sprache – puh, keinen Bock
Bestimmt bist Du in den letzten Monaten mit dem Thema „Gendern“ in Berührung gekommen. Reagierst Du mit Ablehnung, findest das Ganze unsinnig und meinst, dass so gravierende Veränderungen der Sprache nicht sinnvoll seien? Bevor Du das Thema komplett abwinkst, erlaube, Dir selbst die Frage zu stellen, aus welcher Perspektive Du diese Entscheidung triffst. Aus einer privilegierten Position vielleicht?
Was ist gendergerechte Sprache?
Ein Sprachgebrauch, der die Gleichstellung der Geschlechter Männlich und Weiblich und/oder die Anerkennung verschiedener sozialer Geschlechter zum Ausdruck bringt. Umgangssprachlich sagen wir einfach „Gendern“. Das deutsche Wort „Geschlecht“ ist nicht so eindeutig und umfasst das biologische (Englisch wird es „Sex“ genannt) und das soziale Geschlecht (weiblich, männlich, divers). „Gender“ meint präzise nur das soziale Geschlecht und um das geht es uns.
Gendergerechte Sprache möchte die verschiedenen sozialen Geschlechter sichtbar machen, also ausdrücklich alle Gender benennen: „Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“ oder „Unternehmen sucht Verstärkung im Online Marketing (m/w/d)“. „D“ steht dabei für „divers“ oder das „dritte Geschlecht“. Genderneutrale Sprache hingegen will nicht die Menschen neutralisieren, sondern die Informationen vom Geschlecht des Adressaten entkoppeln: Bei der Kommunikation – in Texten, Videos, Podcasts und Gesprächen –, die im generischen Maskulinum erfolgt, bleiben in der Vorstellungskraft der Lesenden die Geschlechter der genannten Personen schlichtweg unsichtbar. Erst die sprachliche Gleichstellung aller Gender erlaubt die Sichtbarmachung der Verschiedenartigkeit. Oder denkst Du an eine gendergemischte Gruppe, wenn ich von Volleyballerinnen schreibe?
Wer braucht gendergerechte Sprache überhaupt?
Wer sind diese Gender? Für wen sollst Du die sprachlichen Anpassungen machen? Gute Frage! Gendersprache hat sich ja niemand im stillen Kämmerlein ausgedacht, um uns zu ärgern. Wir machen das für uns alle zusammen, als gleichberechtigte Individuen in einer Gesellschaft ohne Diskriminierung, die sich selbstbestimmt ihr Gender wählen können.
Neben den Geschlechtsidentitäten Männlich und Weiblich gibt es Lesbisch, Gay (schwul), Bisexuell, Transgender, Queer, Intersexuell, Asexuell und weitere. Daher stammt die Abkürzung LGBTQIA+. Einige der LGBTQIA+-Community fühlen sich mit den Geschlechtszuschreibungen „sie“ und „er“ in der Sprache gesellschaftlich nicht mitgemeint, weil sie keine eigene Ansprache haben. Und damit auch keine Stimme.
Muss das sein? Ein Blick in die Vergangenheit
Zuerst lass mich sagen: Das ist DEINE Meinung, Deine persönliche Einstellung. Die muss jedoch gar nichts mit Deiner Zielgruppe zu tun haben. Sprache befindet sich seit Beginn ihrer Existenz im Wandel.
Soweit müssen wir gar nicht zurückblicken. Während unserer eigenen Lebenszeit sind neue Wortschöpfungen dazugekommen, Anglizismen fühlen sich in manchen Kontexten besser an, als das deutsche Äquivalent, oder sagst Du zum „Website Design“ lieber „Gestaltung meiner Webseite“? Ich schreibe auch lieber von „gendergerechter Sprache“ als von „geschlechtergerechter Sprache“, weil es für meine Ohren angenehmer klingt und weil mir Ubersuggest verrät, dass es sich aus SEO-Gründen lohnt.
Dass wir uns an neue Sprachregeln gewöhnen, zeigt das erste Wort in diesem Satz. Erst seit 1996 schreiben wir „dass“ nicht mehr mit ß, sondern mit zwei s. Erinnerst Du Dich? Damals gab es einen Schrei durchs Land, keiner wollte sich an die neue Rechtschreibung gewöhnen. Heute kräht kaum ein Hahn danach. Wieso sollte weiterer Wandel nicht mit neuen gesellschaftlichen Einflüssen möglich sein?
Gendergerechte Sprache in Deinem Unternehmen
Eine Sprache gendersensibel aufzubauen, muss nicht kompliziert sein. Ich stelle dir jeweils fünf sprachliche Formen und Strategien des Genderns vor. Der mini Basiskurs:
Gender-Formulierungen
Mitarbeiter und Mitarbeiterin
Der Standard. Die Beidnennung beinhaltet die zwei Geschlechter Maskulinum und Femininum, ist die längste aller Schreibweisen und würde bei der Einführung der Gendersprache in Deine Unternehmenskommunikation zumindest zeigen, dass Gender ein Thema ist. In dem Fall ein weiblich-männliches. Am besten passt diese Form, wenn Deine Zielgruppe etwas älter und eher konservativ ist. Die Umstellung geht recht schnell und birgt wenige grammatikalische Probleme. Überall, wo eine Personenbezeichnung steht, fügst Du für die Beidnennung „und weibliche Form“ ein. Welche Anrede den Vortritt bekommt, ist Dir überlassen. Du kannst gern zwischen beiden Varianten wechseln.
MitarbeiterIn, Mitarbeiter/in und MitarbeiterIN
The Old Fashioned. Das Binnen-I war in den Anfängen von Gendersprache in Mode und wird wegen seiner Verwechslungsgefahr mit dem kleinen L heutzutage eher vermieden. Inhaltlich ähnelt es der Paarform, gehört zu den Sparschreibungen, weil kürzer, und bezieht nur die beiden Geschlechter Femininum und Maskulinum ein. Ihren Einzug erhielten die Klassiker vor allem an Universitäten und in der Lehre allgemein.
Der Schrägstrich und die Großschreibung der weiblichen Endung erfüllen die gleiche Funktion. Vor allem bei Pluralbildungen stellen diese drei Formulierungen spannende Lesehürden auf, wenn Du von MitarbeiterInnenpaketen, Mitarbeiter/innenschulungen oder MitarbeiterINNENchancen berichtest. Menschen, die Deutsch gerade lernen, verzweifeln.
Mitarbeiterin, Kunde, dann wieder Interessentin
Der Mischmasch. Mit dem Mischen der weiblichen und männlichen Form vergibst Du den Personen in Deinem Text verschiedene Gender-Rollen. So kannst Du bei einem Thema ohne direkten Bezug zu einer bestimmten Person (beispielsweise einer Produktvorstellung) von der Mitarbeiterin und dem Kunden erzählen. Grammatikalisch lässt sich diese Version auch sehr leicht umsetzen, da Du jeweils nur eine Schreibweise berücksichtigen musst. Die Zielgruppen fallen schon diverser aus, weil es den wenigsten tatsächlich auffällt. Wieder gilt: Zwei Geschlechter werden berücksichtigt, dafür ist die Umstellung für Deine Leserschaft nicht so groß.
Mitarbeitende
Der geheime Sieger. Geschlechtsneutrale Formulierungen ermöglichen dir, ein Wort ohne Zusatzzeichen zu nutzen. Ähnlich wie das generische Maskulinum – die bisher vermeintliche neutrale Ansprache – nur, dass über die wirkliche Genderneutralität gar kein Geschlecht direkt angesprochen wird. Funktioniert besonders gut in Texten, die keine persönliche Anredeform vorsehen, weil die meisten neutralen Formulierungen einzig in der Pluralform existieren. Zielgruppen aus dem wissenschaftlichen Umfeld sind mit dieser Form sehr vertraut. Wenn Deine Klientel noch nicht mit Gendersprache in Berührung gekommen ist, könnte sie auch eine sanfte Umstellung bedeuten. Gender-affine Zielgruppen merken vor allem beim Lesen keinen großen Unterschied mehr.
Mitarbeiter*in, Mitarbeiter in, Mitarbeiter:in, Mitarbeiter_in, Mitarbeiter.in
Der Gender-Gap. Du verabschiedest Dich von der binär-geschlechtlichen Personenbezeichnung und beziehst mit einer Lücke alle Gender in Deine Unternehmenskommunikation ein. Grammatikalisch ist sie genauso komplex wie das Binnen-I, der Schrägstrich und die Großschreibung. Doch der Aufwand lohnt sich, wenn Deinem Unternehmen alle Menschen mit ihrem Wunsch-Gender es wert sind. Besonders junge Zielgruppen erwarten Genderstern and friends.
Das Gendersternchen zeigt mit den Zacken in alle Gender-Richtungen, das Leerzeichen, der Doppelpunkt und der Auslassungsstrich symbolisieren die Lücke zwischen ihnen. Ich verwende in schriftlichen Veröffentlichungen seit Neuestem das Sternchen. Es ist die vom Blindenverband empfohlene Kurzform, weil es laut Deutschem Rechtschreibrat „dem Wunsch nach einem Konsenszeichen am nächsten kommt“. Doppelpunkt und Unterstrich seien für sehbehinderte Menschen schlechter zu erkennen. Screenreader können so konfiguriert werden, dass das Gendersternchen als kurze Pause gelesen wird. Die anderen Varianten werden beispielsweise „Mitarbeiter–lange Pause–in“ beim Doppelpunkt oder „Mitarbeiter–Punkt–in“ gelesen.
Orthografisch bieten die Varianten ihre eigenen Herausforderungen. Um dem gerecht zu werden, müssten wir neue Wortschöpfungen für Geschlechtszuschreibungen und Genderneutralität kreieren. Bis dahin kannst Du Dich für die Schreibweise entscheiden, die am besten zu Deiner Zielgruppe und zu Deinem Unternehmen passt. Ich nutze am meisten den Doppelpunkt, da er weniger visuell präsent als beispielsweise der Genderstern ist und es sich leicht „drüberlesen“ lässt. In meinem Blog verwende ich je Artikel unterschiedliche Schreibweisen. Dann kann meine Leserschaft die jeweilige Wirkung erleben.
Gender-Strategien
Manche Textarten benötigen mit der Einführung von geschlechtssensibler Sprache eine neue Konzeption. Keine Sorge, wenn Du das zwei Mal gemacht hast, ist es wie Zähneputzen.
Neutrale Formulierungen
Sie sind meistens kürzer und fassen alle Gender in einem Wort zusammen: In dem Fall schreibst Du von der „Leitung“ oder dem „Management“. Substantive mit den Endungen -ung, -kraft, -person oder -berechtigte helfen Dir weiter. Oftmals passen die bereits erwähnten neutralen Plural-Formulierungen wie „Mitarbeitende“, „Angestellte“ oder „Teilnehmende“ gut dazu.
Allgemeine Pronomen werden nicht mehr in der männlichen abgeleiteten Form „man“ angegeben, sondern in der sachlichen „mensch“. Achte dabei auf die Kleinschreibung. „Jedermann“ wird zu „jedermensch“. Schreibst Du ausschließlich über Frauen, versuch doch mal, von „jederfrau“ zu berichten. Ich gebe zu, es wirkt im ersten Moment nicht flüssig und ich würde diese Sprachform vermutlich auf meiner Webseite vermeiden. Aber in einer E-Mail geht das auf jeden Fall! „Klingt komisch“ ist kein Argument mehr, wenn Du den ersten Teil dieses Beitrags aufmerksam gelesen hast.
Formulierungen mit gendergerechten Einzelformen
Wenn Dein Unternehmen eine Partnerschaft mit einer Versicherung eingeht, dann hat es eine „starke Partnerin“ an der Seite. Und nicht „Mitarbeiter in der Schwangerschaft“ sollten sich zum Mutterschaftsgesetz informieren, sondern die „Mitarbeiterinnen in der Schwangerschaft“. In der Verwaltungssprache wird immer mehr auf die direkte Ansprache von Menschen geachtet.
Passive Formulierungen
Direkte Personenbezeichnungen können in manchen Kontexten über Passiv-Konstruktionen vermieden werden: „Bitte die Teller auf dem Tablett abstellen.“ Wer wird angesprochen? Alle. Das ist vielleicht nicht die beste Formulierung für Deinen Kampagnen-Claim, aber es gibt auch andere Kontexte im Unternehmen – wie hier beispielsweise die Abräumregeln der Kantine.
Nutze symmetrische Formulierungen
Verwende Bezeichnungen für Frauen und Männer immer symmetrisch. Wenn von mehreren Personen die Rede ist, schreibe nicht von „Herrn Müller und seiner Frau“. Nutze einfach den Nachnamen in der Begrüßungsform „Herr und Frau Müller“ für beide Personen, oder andersherum.
Vermeide Formulierungen mit Stereotypen
Die abgelegte Bezeichnung eines Schaumkusses machte in etwa genauso viel Furore wie die Frage nach der Relevanz von Gendersprache. Schreibe nicht vom „schwachen Geschlecht“ und mache keine „Milchmädchenrechnung“ auf. Insgesamt sollte dieser Punkt für Dich ein Leichtes sein, denn mit Rollenklischees wirbt es sich nicht so gut.
Die richtige Gendersprache für Dein Unternehmen
Einige Formulierungen sind eher genderneutral, andere betonen die Diversität der Geschlechter. Welche für Dein Unternehmen die richtige Wahl ist, hängt von diesen Faktoren ab:
Deiner Zielgruppe
Je nachdem, an wen Du all Deinen Content adressierst, kann Gendern ein kleines Abenteuer werden oder genau ins Schwarze treffen. Meistens liegt die Realität irgendwo dazwischen und Du kannst mit der Wahl Deiner Gender-Formulierung entscheiden, ob Du diesen Aspekt in Deiner Unternehmenskommunikation hervorheben, oder eher so unterschwellig mitlaufen lassen möchtest.
Vor allem die 35- bis 44-Jährigen scheinen sich für Gendersprache zu interessieren. Hast Du Dir mal in Deinem Analyse-Tool die geschlechtliche Verteilung angeschaut? 2016 fühlten sich laut einer EU-Umfrage 7,4 Prozent der Deutschen dem LGBT-Spektrum zugehörig. Das sind sechs Millionen Menschen – zusammen eine nicht zu unterschätzende Zielgruppe.
Deine Haltung
Neben der Beachtung Deiner Zielgruppe ist es auch wichtig, dass sich Deine Mitarbeitenden und Du mit geschlechtergerechter Sprache wohlfühlen. Wenn ihr mit der Formulierung, die am besten auf eurer Unternehmen passt, nicht klarkommt, dann entscheidet euch lieber für eine weniger passende, aber tatsächlich genutzte Variante.
Dein Unternehmensziel
Wer bist Du als Unternehmen? Was willst Du bewirken? Bist Du ein Mitschwimmender im seichten Wasser, planschst Du noch bei den Nichtschwimmenden herum oder ziehst Du Deine Bahnen im Profi-Becken und möchtest, dass jeder weiß, was Du drauf hast? Wenn Du anders sein willst, kann Gendern ein simples Tool sein, um Dich von der Konkurrenz abzuheben. Als traditionsreiches Unternehmen könntest Du damit Geschichte schreiben.
Für alle Punkte gilt: Versuch macht klug. Fang einfach an. Wie, zeige ich Dir mit den möglichen Phasen der Einführung gendergerechter Sprache in die Unternehmenskommunikation.
Anleitung zur schrittweisen geschlechtergerechten Unternehmenskommunikation
Die Umstellung erfolgt nicht ohne Aufwand. Ich empfehle, mit der schriftlichen Kommunikation wie folgt zu beginnen.
PHASE 1
- E-Mails: Fang mit Deinen E-Mails an. Das ist die perfekte Übungsplattform, denn sie erreicht maximal eine Handvoll Leute.
- Interne Kommunikation: Intranet, Slack, Asana … beschreibe allgemeine Projektbereiche gendergerecht, wenn es um Teaminhalte geht.
PHASE 2
Webseite: Je nach Umfang geht das ganz fix oder wird ein Monatsprojekt. Ehe die öffentliche Unternehmenskommunikation angefasst wird, solltest Du versuchen, je Medium die sprachliche Anpassung zu vereinheitlichen. Lege Dich mit Deiner Kollegschaft auf eine Form der geschlechtergerechten Schreibweise erst einmal fest und definiere Wörter, die in Eurem Kontext sehr häufig vorkommen. Das ist übrigens ein wunderbarer Anfang für ein Unternehmenswörterbuch, in dem Schlüsselbegriffe für Dein Angebot und die Unternehmenswerte festgehalten werden. So eine vereinheitlichte Sprache kann auch abseits des Genderthemas Wunder in der Außenkommunikation bewirken.
PHASE 3
- Social-Media-Kanäle: Zum Glück wird in vielen sozialen Communitys die Zielgruppe häufig mit ‚Du‘ angesprochen. Da fällt die Anpassung weniger schwer. Wenn Dein Unternehmen seine Sprache umstellt, nutze das gleich als Thema und kündige die Haltung des Unternehmens groß in einem Post an. Anzeigen-Kampagnen solltest Du anpassen, wenn sie sehr langlebig sind. Sonst einfach auslaufen lassen.
- Drucksachen & Präsentationen: Dein Unternehmen ist jetzt schon seit einigen Wochen mit dem Gender-Sprachthema beschäftigt. Alle Schriftstücke, Präsentationen, Übersichten, die seitdem erstellt werden, könnten bereits sprachlich angepasst sein. Ältere Dokumente, die nicht tagtäglich im Umlauf sind, müssen nicht zwingend aktualisiert werden. Wir können die Kirche im Dorf lassen. Falls es zu einem Relaunch oder einer Neuauflage kommt, kann mensch zumindest über die Anpassung der Originaltexte nachdenken. Halte langfristige Entscheidungen unbedingt in einem Leitfaden fest, damit sich neue Teammitglieder schnell einarbeiten können.
Keine Sorge, nur weil Du Dich aktiv um Modernisierungsmaßnahmen kümmerst, wird Dein Unternehmen nicht gleich der Followerschaft von Alice Schwarzer oder Anne Wizorek zugeordnet. Zwischen Männersprache und Frauenrechtsgruppen gibt es noch ganz viel Gesellschaft.
Aber was ist mit SEO?
Gendergerechtes SEO klingt im ersten Moment nahezu unmöglich. Je nach Textart verlieren einige diversitätssensibel optimierte Texte an Sichtbarkeit. Auf Google-Suchergebnis-Seiten (SERPs) landen sie vorrangig weiter unten, da die Suchmaschine mit ihren Algorithmen das aktuelle Sprachverständnis nachbildet und somit ein Großteil des Suchvolumens auf männliche Formulierungen zugreift – ich schreibe es mal ganz plakativ: Google erscheint als Spiegel einer exkludierenden Gesellschaft.
Suchvolumen gegenderter Formulierungen
Schauen wir auf die Ergebnis-Auswertung des Keyword-Finders, scheint die obige Aussage bestätigt.
Suchvolumen je Gender-Keyword (Ubersuggest)
Mitarbeiter: 18.100
Mitarbeiterinnen: 2.400
Mitarbeiterin: 1.300
Mitarbeiter:in: 260
Mitarbeiter*in: 20
Mitarbeitende: 14.800
Zwischen dem generischen Maskulinum und der ersten weiteren Formulierung liegen beim Beispiel „Mitarbeiter“ mehr als 15.000 monatliche Suchanfragen! Formulierungen mit Gender-Gap stehen nahe der Null, werden folglich ignoriert. Erst die genderneutrale Pluralform „Mitarbeitende“ reißt es wieder raus.
Ob Keyword-Finder Dein einziges Tool zur Bewertung von Gender-SEO sein sollten, kannst Du nach einem Blick auf die Google-SERPs besser beurteilen.
Gegenderte Suchergebnisse der Google-SERPs
Also abwarten bis der Algorithmus soweit ist? Unterschätze dessen Lernfähigkeit nicht.
Suchergebnis-Menge je Gender-Keyword (Google)
Mitarbeiter: 149 Mio.
Mitarbeiterinnen: 15,7 Mio.
Mitarbeiterin: 11,1 Mio.
Mitarbeiter:in: 148 Mio.
Mitarbeiter*in: 197 Mio.
Mitarbeitende: 4,49 Mio.
Hier geht es deutlich wilder zu, als beim Keyword-Finder. Während Ubersuggest die Genderstern-Suche nahezu ignoriert, berücksichtigt Google in seinen SERPs besonders die Gender-Gap-Versionen von Suchbegriffen. Die genderneutrale Schreibweise liefert die niedrigste Trefferzahl.
Während früher der Google-Algorithmus in den Suchergebnissen fast immer Korrekturvorschläge für Gender-Begriffe im generischen Maskulinum vorgab, werden seit ein bis zwei Jahren weniger Korrekturvorschläge, mehr direkte Ergebnisse geliefert. Welche Ergebnisse werden je Suchbegriff-Formulierung tatsächlich angezeigt? Die Wertigkeit der Treffer schauen wir uns mit den jeweils ersten fünf Resultaten meiner Google-Suche „Festanstellung Grafikdesigner“ an:
- Fast alle Ergebnisse liefern eindeutig die männliche Schreibweise „grafikdesigner“ oder die neutrale Form „grafikdesign“.
- Die Stellengesuche von indeed und dasauge erscheinen in irgendeiner Form auf allen SERPs. Immerhin bekomme ich ähnliche Ergebnisse angeboten.
- Der Korrekturvorschlag für die maskuline Form kommt nur bei der Suche nach einer Grafikdesignerin, die auch die niedrigste Treffermenge mit 30.500 Resultaten anbietet.
- Die Gendersternchen- und Schrägstrich-Suchen liefern direkte Resultate, wobei die Gendersternchen-Version einzig die Google-Stellenangebotssuche anzeigt.
- Gendersternchen-Vorschläge erhalte ich bei der Suche nach „grafikdesignerin“ auf Platz vier zumindest in der Beschreibung. Ironischerweise erscheint kein Gendersternchen-Vorschlag bei der Anfrage „grafikdesigner*in“ selbst.
- Nur auf der SERP mit Schrägstrichsuche erscheint die tatsächlich gesuchte „Grafikdesigner/in“ (art-kon-tor) auf dem fünften Platz immerhin im Titel. Sie ist die einzige gegenderte Form, die zumindest ein Resultat in der gesuchten Gender-Schreibweise anbietet. Gleich auf Platz eins rankt immerhin das Gendersternchen-Ergebnis „Grafikdesigner*innen“ (dasauge) in der Beschreibung.
Auch wenn kaum hochplatzierte Gender-Resultate bei diesen vier Suchanfragen angeboten werden, sind die Zahlen der Suchergebnisse bei den Anfragen mit Gender-Zeichen überraschend hoch. Google kann Sonderzeichen und sie ranken für verschiedene Schreibweisen automatisch mit. Laut diesen Ergebnisen müssten wir alle von nun an in Gender-Versionen recherchieren, um höhere Volumina zu erzielen. Würdest Du Online-Texte auf Gender-Keywords wie „Kund*in“ optimieren, können sie auf mehreren SERPs der Suchen nach „Kund*in“, „Kundin“ und „Kunde“ erscheinen – eine Gesamtoptimierung Deiner Webseite vorausgesetzt.
Gender-SEO sorgt für Top-Rankings
Keyword-Finder und Suchmaschinen interpretieren die Relevanz verschiedener Schreibweisen völlig unterschiedlich. Du solltest für Deine SEO-Recherche weitere Tools nutzen.
- Gendergerechte Suchmaschinenoptimierung erzielst Du, indem Du in Deinen Texten eine neutrale oder inklusive Formulierung wählst. Damit erscheinen Deine Webinhalte bei unterschiedlichen Suchanfragen.
- Um Deine Bounce-Rate zu senken, weil sich möglicherweise eine bestimmte Gender-Gruppe von Deiner Formulierungsform nicht angesprochen fühlt, kannst Du mit informativen und redaktionellen Texten arbeiten. Optimiere Deine Blogbeiträge mit gendergerechten Hauptkeywords und biete Deiner Leserschaft interessanten Mehrwert zum Verweilen auf Deiner Seite. Da Google mit semantischer Suchmaschinenoptimierung arbeitet, sind diese Texte allemal zu empfehlen.
- Du kannst die Gender-Pool-Position Deiner Branche einnehmen oder Nische werden. Wenn Gendern in Deinem Geschäftszweig bisher nicht üblich ist, dann sei an erster Stelle. Geh mit gutem Beispiel voran und zeige Deinen Webseite-Besuchenden, dass Du Dich modernen gesellschaftlichen Wandlungen nicht entgegenstellst und geschlechtergerechte Verhaltensweisen ernst nimmst.
- In nicht-eindeutigen Texten wie den Meta-Titeln, Alt-Texten für Bilder und in der URLs kannst Du männliche Schreibweisen verstecken. Sie sind in der Regel die kürzeste Version und reduzieren die Gesamtzeichenzahl. Bietet Dein Unternehmen Produkte für eine vorrangig weibliche Kundschaft an, sollte diese Form auch in den Meta-Tags enthalten sein.
- Übrigens: Mit strategischem Link-Building kannst Du auch Top-Rankings für gegenderte SEO-Unterseiten erreichen. Ausführliche Leitfäden findest Du im OMT-Kosmos.
Vorreiter für Gendersprache – Du bist nicht allein
KEINER macht das mit dem Gendern? Falsch. Hier ein paar Unternehmen, die sich für eine gendersensible Sprache entschieden haben.
Webpräsenz
netzpolitik.org – gendergerechter Journalismus sieht so aus:
Social Media
KRAUTREPORTER – arbeitet seit jeher mit dem Gender-Gap:
Marketing & PR
Werbung nutzt seit eh und je auffordernde Formulierungen für Claims: „Ab in den Urlaub“, „Lerne von den Besten“. Da fällt das Thema Gender gar nicht so auf. Bei geschlechtsspezifischem Marketing sind Unternehmen in ihrer Ansprache schon einen Schritt weiter. Ein klassisches Beispiel ist der Frauen-Rasierer Venus von Gillette. Er kommt nicht (mehr nur) im grellen Pink daher, trägt keine zusätzliche Aufschrift „für Frauen“ und spricht die weibliche Zielgruppe über seine Eigenschaften an: weicher Griff, Schutzkissen für den Schutz der Haut.
Der nächste Schritt für die Marketing-Branche sind Produkte, die mehrere Gender gleichzeitig mit Wörtern benennen. Ich gebe zu, „Mitarbeitende“ als Keyword in einer Kampagne klingt nicht so doll. Oftmals findest Du eine Alternative. So werden die Mitarbeitenden zur Belegschaft, Zuschauer zum Publikum und an die Mannschaft haben wir uns schon längst als Team gewöhnt.
Hilfreiche Tools für den Start
Um in das Thema erst einmal einzusteigen, kannst Du Dir Unterstützung holen. Diese Infoseiten helfen dir weiter.
Genderwörterbuch
Wenn Dir keine schöne genderneutrale Formulierung für Deine Anredeform einfällt oder Du Dir unsicher bist, ob Deine Wortschöpfung für Gleichbehandlung auch andere Menschen verstehen, dann helfen Dir die Genderwörterbücher geschicktgendern und genderator weiter.
Gender-Sprech-Toolbox
Hilfreiche Tipps und Leitfäden für Gendersprache beim Sprechen und Schreiben bekommst Du bei genderleicht. Damit unterstützt diese Plattform faire Medienarbeit und beweist, dass sie tatsächlich funktionieren kann.
Gendern im Journalismus
Das Netzwerk von Medienschaffenden Die Neuen deutschen Medienmacher*innen setzt sich für Geschlechtervielfalt in den Medien ein. Der Verein unterstützt Projekte und Unternehmen in der Sichtbarmachung und als Mitglied kannst Du an der Gestaltung des Vereins mitwirken.
FAZIT: Gendergerechte Sprache und Unternehmenskommunikation harmonieren
Sprache befindet sich IMMER im Wandel. Sie passt sich gesellschaftlichen Prozessen an und gestaltet diese gleichzeitig mit. Wenn Du Teil der Veränderung sein möchtest, nur ab und zu ein wenig verunsichert bist und hinterfragst, warum Du Dich doch gleich für‘s Gendern entschieden hast, gibt es die Argumente abschließend zusammengefasst:
- In der Diskussion um Gendersprache geht es nicht GEGEN Dich und die Einschränkung Deiner Gewohnheiten, sondern FÜR das Einbeziehen aller Menschen in gesellschaftlichen Kontexten.
- Mit Deiner Entscheidung für das Thema Gendern in der Unternehmenskommunikation demonstriert Dein Unternehmen Haltung. Es zeigt, dass es Teil der Gesellschaft ist, und übernimmt seinen Part der Verantwortung.
- Mit verschiedenen Formulierungen und Strategien sowie der Berücksichtigung einiger Unternehmensmerkmale kannst Du die Umstellung der Kommunikation angepasst an Deine Zielgruppe schrittweise angehen.
- Deine Sichtbarkeit im Internet wird durch Gender-SEO nicht automatisch verschlechtert. Vielmehr kann Dir eine diversitätssensible Keyword-Strategie Top-Rankings verschaffen.
- Gendersprache steht vor allem in Marketing- und PR-Themen für Vielfalt und Fairness. Heb Dich von Deiner Konkurrenz ab und nutze inklusive Formulierungen als Marketing-Tool.
Jüngere Generationen entwickeln schon ihre eigenen Formen des Genderns. In naher Zukunft wird die sprachliche Diversität völlig normal sein. Du entscheidest für Dein Unternehmen, ob Du am Ende auf den Gender-Zug aufspringen willst oder zu einer Zeit, in der aktive Mitgestaltung noch möglich ist. In beiden Fällen wünsche ich Dir viel Erfolg!
Weitere Leseempfehlungen zu dem Thema:
- Gendern & SEO: Funktioniert das? (Quelle: houseofyas)
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Guten Abend Jana Berthold, Danke für diesen wirklich interessanten Artikel – und die Möglichkeit auch anderer Meinung sein zu dürfen. Gerne würde ich auch unter meinem echten Namen schreiben, jedoch reagieren heute leider viele Menschen aggressiv, wenn man eine andere Meinung vertritt – die Diskussionskultur ist rückläufig. Bitte verzeihen Sie mir auch die vielleicht etwas plumpe Anrede Ihrer Person zu Beginn dieses Kommentares, aber ich bin etwas irritiert: Ihr Vorname ist explizit weiblich, im Header des Artikels steht vor Ihrem Namen das Wort „Autor“ (eindeutig männlich) und die Uni Bremen schreibt in ihren Hinweisen zur gendersensiblen/ -neutralen Anrede im Schriftverkehr,… Weiterlesen »
Hallo Mark (Eting),
Normalerweise geben wir anonyme Kommentare nicht frei, aber da Du Dir so eine Mühe gegeben hast, das hier auszuführen und zudem sachlich bleibst, haben wir uns gerade dazu entschieden, es doch zu tun.
Nur eine Anmerkung: Das oben vor ihrem Namen “Autor” steht, ist nicht Janas Schuld, sondern dem geschuldet, dass der OMT sich noch nicht mit einer gendergerechten Sprache auseinander gesetzt hat.
Vielen Dank für Dein Verständnis.
Grüße
Mario
Hallo Mark (Eting), vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Da ich auch kein Fan der aktuellen Diskussionskultur bin, ist es mir sehr wichtig, verschiedene Meinungen bestehen zu wissen. Ich denke, nur so kommen wir in einen befruchtenden Austausch, in dem wir neue Perspektiven kennenlernen können. “Hallo Jana” wäre als Anredeform für mich absolut ok. Der OMT spricht seine Leserschaft mit “Du” an, so bleibe ich bei dieser Form gern auch in den Kommentaren. Oder ist Dir das unangenehm? Eine neutrale Ansprache in der Anrede klingt auch in meinen Ohren merkwürdig, zumal ich ja eine spezifische Person bin, die in meinem… Weiterlesen »
Hallo Jana,
vielen Dank für den wirklich tollen Artikel.
Hast du dazu Literaturtipps? Ich würde mich gerne weiter einlesen.
Viele Grüße
Kathrin
Liebe Kathrin, merci und gern geschehen :). Auf den verlinkten Seiten der Gender-Wörterbücher gibt es einen schönen Einstieg. genderleicht.de lässt dich gleich zu Beginn für mehr Input zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache wählen oder erklärt zielgerichtet, wie du in den Medien gendergerecht kommunizieren kannst. Auf LinkedIn gibt es Kurse wie den von Sigi Lieb mit Praxistipps für die Unternehmenskommunikation. Da gibt es auch Video-Turorials zu anderen Sprachen (die ich nicht angeschaut habe). Bist du eher Fan von Büchern und dir geht es mehr um die Argumentation für oder gegen das Gendern in der Sprache, hilft dir vielleicht das Buch vom… Weiterlesen »
Hallo liebe Jana, vielen Dank für diesen tollen Artikel! Ich lese mich im Moment sehr viel für meine Bachelor Arbeit in das Thema “Gendersprache im Unternehmen” ein und habe noch keinen Artikel gefunden, der es schafft so umfangreiche Informationen genau auf den Punkt zu bringen. Ich finde es super, wie du das Thema von vielen verschiedenen Seiten beleuchtest, ohne zu weit auszuholen oder den roten Faden zu verlieren. Dadurch, dass dieser Artikel sehr informativ ist und den Leser nicht in eine bestimmte Richtung drängt verliert man nicht das Interesse – egal welche Meinung man bezüglich des genderns vertritt. Liebe Grüße… Weiterlesen »
Awww, liebe Lara, deine Antwort ist meine Geburtstagsparty mit Ritt auf einem Einhorn. Vielen Dank für diese lieben Worte. Ich freue mich riesig, dass mein Roter-Faden-Plan aufgegangen ist und zumindest eine Person ihn genau so verstanden hat, wie ich es mir erträumte :). Du bist der Wahnsinn. Ich wünsche dir viel Erfolg, Kraft und Durchhaltevermögen bei der Erstellung deiner Bachelorarbeit.
Von Jana zu Jana: ich fand deinen Beitrag eigentlich ganz schön und besonders informativ bezüglich dem Gendern und SEO, aber was mich wirklich stört ist, dass LGBTQIA+* nicht für weitere Gender neben männlich und weiblich steht. Das sage ich als Teil der Alphabet-Mafia… Dieses Kürzel steht für die eigene Sexualität… Wenn es sehr genau genommen wird, kann der Eindruck meines Genders definiert werden, denn wenn ich lesbisch bin, weißt du, dass ich mich als FRAU oder WEIBLICH definiere, die auf Frauen steht. Trotzdem steht hier im Vordergrund zu welchem Gender ich mich romantisch oder körperlich hingezogen fühle und nicht wie… Weiterlesen »
Liebe Jana, vielen Dank für deinen informativen Kommentar. Ich freue mich, von Menschen zu lesen, die in spezifischen Themen mehr Erfahrungen einbringen können. Gern tausche ich mich mit dir zur Alphabet-Mafia aus. Wenn du magst, schreibe mir eine Mail an mail@jana-berthold.de oder nutze das Kontaktformular auf https://www.jana-berthold.de/kontakt. Artikel sind dazu da, um auf dem neuesten Stand gehalten zu werden :). Zur Nutzung von ‚man‘ gebe ich dir recht. In einer Zeit, in der die Sprache und ihr Wandel große gesellschaftliche Aufmerksamkeit erhalten, können weitere Sprachbereiche das Bewusstsein zusätzlich fördern. Wenn wir sprachlich bewusst machen, dass wir unter ‚man‘ nicht Bäume… Weiterlesen »
Hallo, Jana, da Dein Beitrag heute im Newsletter von OMT gezogen wird, erstaunt mich, dass er schon 2020 zu Diskussionen geführt hat. Ich bin Schriftsteller und kein Unternehmer, gehöre also weniger zu Deiner Zielgruppe – oder der Deines Blogs – und fühle mich dennoch angesprochen. In ablehnder Haltung. Die deutsche Sprache ist schon genug verhunzt. Nicht nur durch Anglizismen, sondern auch durch nachlassende Bildung, was sich vor allem an Rechtschreibung und Grammatik festmachen läst. Als Autor, gelegentlicher Lektor und Korrektor von Short Stories und Romanen wird es mir deutlich vor Augen geführt. Natürlich erkenne ich ein drittes (biologisches) Geschlecht an… Weiterlesen »
Lieber Michael, ich danke dir für deinen ausführlichen Kommentar und habe nun ein umfassendes Bild von deiner Haltung gegenüber genderspezifischer und genderneutraler Sprache. Wie du schon hier und da einbringst: Ich unterbreite Vorschläge, wie Unternehmen das Thema in ihre Corporate Communication einbinden können, wenn sie denn mögen. Und wenn sie JA! zu einer Form der Gendersprache sagen, wie sie das tun könnten. Hättest du ein Unternehmen, dann wäre die Gendersprache auf ihrer Website wohl nicht vertreten. Dein Unternehmen – deine Entscheidungen. Mach, wie du es für deine Kunden und Kundinnen und alle dazwischen als passend einstufst. Lehnst du Websites und… Weiterlesen »
Ein Nachtrag: Die interessante Studie “Per aspera ad astra” von Sebastian Jäckle zeigte 2021, dass sich drei Viertel der User bei einer Website für die konventionell verfasste Variante und nur rund ein Fünftel für die in Genderdeutsch gehaltene entscheiden, wenn sie die Wahl haben. Regelmäßige Umfragen belegen zudem, dass die Abneigung gegen die Gendersprache eher steigt als sinkt, je mehr gegendert wird. So haben sich bei einer Befragung von Infratest Dimap 2021 rund zwei Drittel der Befragten gegen die Gendersprache ausgesprochen (die Befürworter machten ca. ein Viertel aus). Die Ablehnung überwiegt in allen Altersgruppen, bei allen Geschlechtern und über alle… Weiterlesen »
Lieber Werner, ja, es gibt Studien, die besagen … So gibt es auch welche, die andere Themen wie bspw. die Barrierefreiheit im Genderkontext in den Fokus rücken und auf andere Ergebnisse kommen. Eine Zusammenfassung der Inhalte einer dieser Studien (https://www.capito.eu/genderstudie/) liefert Sigi Lieb hier: https://www.linkedin.com/posts/sigi-lieb_gendern-gender-sprachwandel-activity-7066292715285569536-z28o/. Und zur Infratest-Dimap-Umfrage aus 2021 hat Sigi Lieb damals schon einen hervorragenden Artikel verfasst: https://www.gespraechswert.de/gendersprache-umfragen/. Ich mag an dieser Stelle keine Diskussion über Sinn und Sinnhaftigkeit von Studien und Umfragen starten. Ich möchte mit diesen Links nur andeuten, dass jedes Thema mindestens 2 Seiten hat. Die dazwischenliegenden Graustufen dürfen wir auch betrachten. Plakativ frage ich… Weiterlesen »
Hallo Jana, nein, ich gehe nicht mit dem Mainstream, sondern versuche in dieser Frage rational zu bleiben. Ich beschäftige mich seit 3 Jahrzehnten mit dem Thema, weil ich über meine Studienfächer Germanistik und Pädagogik schon früh damit in Berührung gekommen bin. Mein Fazit: 1. Über die Grammatik lässt sich die soziale Wirklichkeit nicht beeinflussen, da sind andere Faktoren im Spiel. (Das wusste bereits Piere Bourdieu.) Da gibt es auch keine zwei Seiten, sondern es ist einfach so, dass z.B. in der Türkei und im Iran, wo die Sprache perfekt “genderneutral” ist, Frauen einen schwereren Stand haben als bei uns. Gendern… Weiterlesen »