Der Verkauf über Online-Marktplätze stellt für Händler:innen und Hersteller:innen mit B2C-Geschäft mittlerweile eine der wichtigsten Säulen der E-Commerce-Strategie dar.
Im Sinne der Skalierung und des Umsatzwachstums können über Marktplätze neue Potenziale erschlossen werden. Das Angebot von Plattformen, welche sich Drittanbietern mit einem Marktplatz-Modell öffnen, steigt fortlaufend.
Als bekanntester und beliebtester Marktplatz für Kundinnen und Kunden sowie Anbieter:innen steht der Allrounder Amazon nach Umsatz mit Abstand auf dem ersten Platz in Deutschland. Nach eBay auf dem zweiten Platz folgt auf dem dritten Platz mit dem OTTO Market ein recht junger Marktplatz (Quelle: statista.com).
OTTO, war das nicht der Katalog, in dem Oma und Opa immer geblättert und dann per Fax bestellt haben? Gut, ein paar Jahre wartet OTTO bereits mit einem eigenen Onlineshop auf. Wie auch Amazon hat der erste OTTO-Shop 1995 das Licht der Welt erblickt.
Die Digitalisierung wird seitdem kontinuierlich vorangetrieben, insbesondere mit dem Thema Onlinehandel. Seit 2017 wird an dem eigenen Marktplatz-Modell gefeilt und kontinuierlich Drittanbieter:innen aufgenommen (Quelle: otto.de).
Was ist das Besondere am OTTO Market und stellt dieser Marktplatz “Made in Germany” eine echte Alternative zu Amazon dar? Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es zwischen den beiden Plattformen?
Was musst Du als Händler:in oder Hersteller:in beachten, damit der Start auf OTTO klappt und sich ein nachhaltiger Erfolg einstellt? Gemeinsam schauen wir in diesem Artikel auf den OTTO Market aus der Perspektive Amazon-affiner Händler:innen, ganz nach dem Motto “OTTO Market vs. Amazon”.
Businessplanung
Für alle Onlinehändler:innen stellt sich im Rahmen der Marktplatzstrategie die Frage, welche Marktplätze aus Business-Sicht überhaupt interessant sind. Wo liegt das größte Potenzial, die eigene Zielgruppe zu erreichen? Hierbei spielen mehrere wichtige Kriterien eine Rolle. Die wichtigsten werden für Amazon und den OTTO Market nachfolgend durchleuchtet (Quellen: Amazon Seller Central und otto.market Hilfebereich).
1. Sortimente
2. Reichweite und Zielgruppen
3. Konkurrenz und Buy-Box-Mechanik<
4. Gebührenstruktur
Sortimente
Bei der Auswahl eines Marktplatzes sollte Dein Sortiment zu den Produktkategorien des Marktplatzes passen. Der OTTO Market und Amazon sind beide als Generalisten für fast alle Produktkategorien offen, wobei OTTO diese erst Schritt für Schritt ausrollt. Eine aktuelle Übersicht über die zulässigen Sortimente auf dem OTTO Market ist unter otto.market.html zu finden.
Auch, wenn Amazon damit aktuell ein breiteres Sortiment anbietet, kann OTTO in einigen Produktkategorien mit einem Heimvorteil glänzen. So liegt OTTO nach Umsatz z.B. bei Möbeln weit vor Amazon (Quelle: statista.com). Als Anbieter:in gilt es also genau zu prüfen, wie gut die eigenen Produktkategorien auf dem jeweiligen Marktplatz performen.
Reichweite und Zielgruppen
Je mehr Endkundinnen und Endkunden sich auf einem Marktplatz tummeln, desto interessanter wird dieser für Händler:innen – logisch, oder?
Amazon hat hier einen unglaublichen Vorsprung, laut einer Studie des IFH Köln waren in 2020 unglaubliche 94 % aller Onlineshopper:innen in Deutschland auch Amazon Kundinnen und Kunden.
Dadurch sind alle möglichen Zielgruppen auch auf Amazon vertreten (Quelle: ifhkoeln.de).
Wie kann der OTTO Market da mithalten? OTTO weist eine treue Kundenbasis auf, im Jahre 2022 haben 11,3 Millionen aktive Kundinnen und Kunden auf OTTO gekauft (Quelle: otto.de).
Hiervon profitieren natürlich auch alle Firmen, die über den Marktplatz Produkte anbieten. Auch, wenn OTTO hier weit hinter Amazon liegt, handelt es sich um eine unglaublich große Anzahl potenzieller Konsumenten und Konsumentinnen. Daher ist die absolute Zahl hier deutlich interessanter als der direkte Vergleich.
Konkurrenz und Buy-Box-Mechanik
Auf dem OTTO Marktplatz haben im Jahr 2022 noch 5000 Drittanbieter:innen ihre Ware angeboten (Quelle: otto.de).
Auf amazon.de bieten hingegen fast 700.000 Firmen ihre Ware an, wobei davon knapp 100.000 ihren Sitz in Deutschland haben (Quelle: marketplacepulse.com). Die Konkurrenz auf OTTO ist also ungleich niedriger, was den Marktplatz im Hinblick auf die große potenzielle Zielgruppe sehr attraktiv macht.
In einigen Kategorien sind noch kaum Seller:innen vertreten, sodass je nach Nische die Konkurrenz noch geringer sein kann.
Bieten verschiedene Händler:innen das exakt gleiche Produkt an, fasst der OTTO Market wie auch Amazon die Produktseiten mittels einer Buy-Box-Mechanik zusammen. Den größten Einfluss spielt dabei der Produktpreis. Allerdings können Besucher:innen über eine Funktion in der Buy Box auch bewusst bei einem der weiteren Händler:innen einkaufen.
Gebührenstruktur
Bei der Grundgebühr für den Betrieb eines Seller-Kontos liegen Amazon und OTTO gleichauf – Zufall? Man zahlt knapp 40 € pro Monat, um verkaufen zu können.
Die Verkaufsprovisionen liegen bei OTTO zwischen 7 % (z.B. Elektronik) und 18 % (z.B. Schmuck), abhängig von der Produktkategorie.
Bei Amazon liegen die Gebühren, ebenfalls abhängig von der Kategorie, zwischen 7 % (z.B. Computer) und 15 % (z.B. Spielzeug). Somit ist die Gebührenstruktur vergleichbar, trotzdem empfiehlt es sich eine marktplatzspezifische Kalkulation durchzuführen.
Onboarding
Das grundsätzliche Potenzial ist analysiert und Du hast Dich entschieden, auf OTTO zu starten. Welche Hürden musst Du nehmen, um Deine Produkte auf dem OTTO Market live zu bekommen und wie einfach oder schwer ist dies im Vergleich zu Amazon? Dies wird nachfolgend durchleuchtet (Quellen: Amazon Seller Central und otto.market Hilfebereich).
Vorbedingungen und Registrierung
Amazon ist dafür bekannt, sehr geringe Einstiegshürden für Anbieter:innen zu haben. Mit wenigen Klicks ist ein Verkäuferkonto erstellt, es werden lediglich Angaben zur Firmenregistrierung, Dokumente zur Identitätsüberprüfung und eine Kreditkarte benötigt (Quelle: sell.amazon.de).
Dies macht es besonders einfach – allerdings auch für Firmen mit moralisch fraglichen Absichten. OTTO definiert hier bewusst strengere Regeln und schafft somit eine größere Hürde. Hintergrund ist, dass OTTO Wert auf Themen wie Nachhaltigkeit, gute Arbeitsbedingungen und einen guten Service legt und dies auch von den Drittanbieter:innen auf dem Marktplatz erwartet.
Neben einer deutschen Unternehmensform wird auch ein Versand aus einem deutschen Lager sowie ein deutschsprachiger Kundenservice erwartet. Produkte, die OTTO als nicht compliant betrachtet, dürfen nicht angeboten werden. Dies betrifft zum Beispiel Echtpelz, usbekische Baumwolle, Hundehalsbänder mit Stromschlägen und weitere (Quelle: otto.market.html).
Für Firmen, welche die strengeren Vorschriften des OTTO Markets erfüllen, kann dies ein Vorteil sein. Es ergibt sich ein exklusiverer Zugang zu den potenziellen Konsumenten und Konsumentinnen, ohne mit zwielichtigen Händler:innen in Konkurrenz zu stehen. Viele andere Marketplaces arbeiten mit deutlich weniger Auflagen und Vorbedingungen.
Technische Anbindung
Für die technische Anbindung an Amazon und den OTTO Market gilt gleichermaßen, dass zwei primäre Aufgaben zu erfüllen sind: Die eigenen Produktdaten inklusive Preise und Bestände müssen in Richtung des Marktplatzes gespielt und umgedreht, die Bestellungen ausgelesen und in die eigenen Systeme zur Bearbeitung überführt werden.
Hierfür bieten sich für beide Marktplätze verschiedene Möglichkeiten an. So können die Produktdaten manuell über die Firmen-Logins Amazon Seller Central und OTTO Partner Connect gepflegt werden. Theoretisch können die Bestellungen hier auch manuell bearbeitet werden, was in Praxis aber sehr unpraktikabel ist.
Eine sinnvolle Lösung ist die technische Integration über API- oder EDI-Schnittstellen, entweder direkt an die eigenen ERP- oder Warenwirtschaftssysteme oder über ein Multichannel-Tool, welches sich dazwischenschaltet.
So lassen sich Produktdatenexport, Bestellimport und die weitere Kommunikation automatisieren. Hier gibt es diverse Anbieter:innen am Markt, welche eine OTTO-Integration anbieten. OTTO listet selbst einige dieser Anbieter:innen auf unter otto.market.html
Achtung: Eine absolute Besonderheit bei OTTO ist es, dass OTTO zusammen mit der Versandbestätigung und der Trackingnummer bereits die Übertragung einer Retouren-Sendungsnummer für eine mögliche Retoure erwartet (Quelle: otto.market.html).
Dies kann Firmen vor eine technische Herausforderung stellen, da nicht alle Backendsysteme auf diese Funktionalität ausgerichtet sind. Eine individuell programmierte Schnittstelle kann notwendig sein. Die Anbindung kann daher etwas aufwendiger sein als bei Amazon.
Marketing und Vertriebssteuerung
Sind die Hürden der Registrierung und der technischen Anbindung erst einmal überwunden, stellt sich die Frage, wie der Onlinehandel am besten skaliert werden kann. Im Vergleich OTTO Market vs. Amazon wird daher nun ein Blick auf die wichtigsten Marketinginstrumente der beiden Marktplätze geworfen (Quellen: Amazon Seller Central und otto.market Hilfebereich).
1. Content und Produktdarstellung
2. Paid Advertising
3. Produktbewertungen
4. Analytics und KPIs
Content und Produktdarstellung
Das eigene Produkt möglichst treffend darstellen, die Vorteile in den Vordergrund rücken, die Zielgruppe emotionalisieren. Produktbeschreibungen sind im E-Commerce eine Wissenschaft für sich.
Bei Marktplätzen stellt sich nicht nur die Frage “Was will ich sagen?”, sondern vor allem auch “Was erlaubt mir der Marktplatz überhaupt?”. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Marktplatzvorgaben gilt es für die Onlinehändler:innen, einen ansprechenden Content zu produzieren.
Auf der Amazon-Produktdetailseite können verschiedene Content-Bereiche gepflegt werden. Neben dem Titel und den Bullet-Points steht vor allem die Produktbeschreibung im Fokus, welche über den kostenlosen A+ Content sogar mit Bildern, Vergleichstabellen und weiteren Content-Elementen angereichert werden kann.
Der OTTO Market bietet im Standard nur eine textbasierte Produktbeschreibung, welche allerdings mit grundlegenden HTML-Tags formatiert werden kann. Neuerdings bietet auch OTTO mit dem “Rich Content” eine Art A+ Content, welcher sich allerdings noch (Stand: April 2023) in der Beta-Phase befindet und nur ausgewählten Anbieter:innen zugänglich ist.
Auch bei den Produktbildern ähneln sich die Möglichkeiten. Während bei Amazon Produktbilder und Produktvideos hochgeladen werden können, sind auf dem OTTO Market nur Produktbilder zulässig. Für die Sortimente Möbel / Home und Living können bei OTTO allerdings CGI-Bilder gekauft werden. Das Angebot ist kostenpflichtig und startet ab einigen tausend Euro.
Mit dem Brand Store setzt Amazon auf eine Store-in-Store Lösung, welche es Seller:innen ermöglicht, die eigene Marke und die eigenen Produkte in einer Storefront in Szene zu setzen. Auch für bestimmte Arten von bezahlten Werbekampagnen, die Sponsored Brands (siehe auch nächster Abschnitt), erfüllt der Brandstore eine wichtige Aufgabe als Landingpage. Auf dem OTTO Market wird bisher kein Äquivalent zum Brand Store angeboten.
Insgesamt wirken die Content-Funktionen auf Amazon ausgereifter, wenngleich auch diese gewissen Einschränkungen unterliegen. Der OTTO Market bietet alle grundlegenden Darstellungsmöglichkeiten und erweitert diese fortlaufend.
Paid Advertising
Performance Marketing, bezahlte Werbekampagnen, PPC-Kampagnen. Wie auch immer das Paid Advertising genannt wird – es sollte Teil einer jeden Marktplatzstrategie sein. Je größer die Konkurrenz, desto schwieriger wird es, Produkte nur organisch zu verkaufen.
Um jede Suchplatzierung wird gekämpft. Wer Kampagnen clever steuert, kauft Reichweite so ein, dass nicht nur ein Umsatzwachstum erreicht, sondern am Ende ein Gewinn generiert wird. So funktioniert das Marktplatz-Business. Viele Marketplaces bieten daher mittlerweile eigene Retail Media Lösungen an, so auch Amazon und der OTTO Market.
Amazon bietet eine große Auswahl an verschiedenen Kampagnenformaten über alle Funnelschritte an. Mit Sponsored Products, Sponsored Brands und Sponsored Display Kampagnen sowie der externen Werbelösung Amazon DSP können komplexe Kampagnenstrukturen aufgebaut werden.
Neben vollautomatischen Kampagnen bieten diverse manuelle Targetingmöglichkeiten und weitere Einstellungen einen riesigen Werkzeugkoffer, potenzielle Endkundinnen und Endkunden gezielt anzusprechen. Alles wird im Self Service gebucht, nur in speziellen Programmen bietet Amazon Support an.
Leider bietet der OTTO Market aktuell (Stand: April 2023) nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, Paid Advertising zu betreiben. Das wichtigste Format stellen die Sponsored Products dar, welche als bezahlte Suchergebnisse in der OTTO-Suche sowie als Werbekacheln auf Produktdetailseiten angezeigt werden.
Im Gegensatz zu Amazon können nur sehr wenige manuelle Einstellungen getroffen werden wie die zu bewerbenden Produkte, das Budget und der maximale CPC.
Das Targeting erfolgt vollautomatisch über ein kontextbasiertes Targeting, wobei der Algorithmus vor allem die Produktbeschreibung auswertet. Ein manuelles Targeting über Keywords oder Zielgruppen ist aktuell nicht möglich, soll laut OTTO aber in Zukunft implementiert werden.
Im Self Service bietet der OTTO Market außerdem noch die Möglichkeit, Display Kampagnen zu buchen und Rabattaktionen zu definieren. Bei den Display Kampagnen kann die Werbung sowohl OnPage auf OTTO als auch in einem Partnernetzwerk externer Websites ausgespielt werden.
Im Managed Service können bei OTTO außerdem noch weitere Formate gebucht werden, wie das Angebot der Woche, welches prominent auf Sales-Seiten angezeigt wird. Auch können die im Self Service buchbaren Formate ebenfalls im Managed Service gebucht werden, wobei hierbei Mindestbudgets eingehalten werden müssen.
Beim Paid Advertising liegt Amazon im Vergleich OTTO Market vs. Amazon ganz klar vorn. Die Formate sind zahlreicher, das Targeting deutlich gezielter möglich und es gibt mehr Stellschrauben, die zur Optimierung genutzt werden können. OTTO Advertising entwickelt die eigenen Lösungen aber fortlaufend weiter und es wird spannend zu sehen, welche weiteren Ausbaustufen folgen.
Produktbewertungen
Wie auch auf Amazon lassen sich auf dem OTTO Market Produkte in einer Range von 1 bis 5 Sternen bewerten. Dazu kann ein Text mit einer detaillierten Produktrezension verfasst werden. Die Bewertungen und Texte werden dann bei beiden Marktplätzen auf der Produktdetailseite, die reinen Sternebewertungen außerdem noch auf der Produktkachel angezeigt.
Während bei Amazon Bewertungen durch andere User:innen nur als “Hilfreich” markiert werden können, gibt es auf dem OTTO Market zusätzlich auch eine Downvote-Funktion. Spannend ist auch der Umgang des OTTO Markets mit negativen Rezensionen mit ein oder zwei Sternen.
Diese werden vor der Veröffentlichung einzeln von OTTO überprüft, um Missbrauch zu vermeiden. Von Amazon ist dies nicht bekannt. Nutzer:innen und auch die Onlinehändler:innen können auf beiden Plattformen über eine Funktion allerdings Rezensionen melden, die gegen die Marktplatzregeln verstoßen.
Was die Interaktion von Anbieter:innen mit den Rezensenten und Rezensentinen angeht, haben beide Marktplätze sehr strenge Regeln. So kann auf Rezensionen nicht öffentlich geantwortet werden und eine direkte Kontaktaufnahme ist ebenfalls nicht möglich. Lediglich im vorigen Schritt, der Generierung von Rezensionen, ist bei Amazon die Kontaktaufnahme erlaubt.
Außerdem können über das Programm Amazon Vine Produkttester:innen akquiriert werden, welche die Produkte bewerten. Beide Möglichkeiten gibt es auf dem OTTO Market nicht, sodass das aktive Herbeiführen von Rezensionen nahezu unmöglich ist.
Der Punkt für das Rezensionsmanagement geht bei der Gegenüberstellung OTTO Market vs. Amazon an Letzteren. Der OTTO Market macht es Anbieter:innen aktuell noch zu schwer, eine relevante Anzahl an Bewertungen aufzubauen, obwohl diese bei der Kaufentscheidung im Onlinehandel eine wichtige Rolle spielen.
Analytics und KPIs
Für die Auswertung und Steuerung des eigenen Marktplatzgeschäfts sind gute Daten unabdingbar. Da der Marktplatz die Hoheit über alle Kennzahlen hat, sind Verkäufer:innen darauf angewiesen, die notwendigen Reports zur Verfügung gestellt zu bekommen.
Amazon bietet sowohl in Bezug auf die gesamte Verkaufsaktivität als vor allem auch in Bezug auf die bezahlten Werbekampagnen eine Fülle an Reports, die über das Seller Central eingesehen und heruntergeladen werden können.
Viele der Reports lassen sich im Zeitverlauf visualisieren und vergleichen. Außerdem sind Daten auch per API verfügbar, um diese in externen Tools auszuwerten.
Auch der OTTO Market stellt im Partner Connect eine ganze Reihe an Reports bereit. Unter dem Menüpunkt “Analysen” reihen sich Auswertungsmöglichkeiten zu verschiedenen Themen auf.
Für die allgemeine Auswertung und Optimierung des Verkaufs sind vor allem Kennzahlen und KPIs wie Umsatz, Reichweite, Conversion Rate verfügbar. In Bezug auf die bezahlte Werbung sind die Reports ebenfalls noch rudimentär.
Es werden grundlegende Kennzahlen wie der ROAS und die CTR zur Verfügung gestellt. Daten können auch im Zeitverlauf betrachtet werden, jedoch sind die Visualisierungsmöglichkeiten im Vergleich zu Amazon eingeschränkt. Ein API-Zugriff auf die Daten ist noch nicht möglich, sodass externe BI-Tools nicht automatisiert angebunden werden können.
Im direkten Vergleich OTTO Market vs. Amazon schneidet Amazon auch in dieser Kategorie besser ab, wobei der OTTO Market sich zumindest auf einem ausreichenden Niveau befindet. Wenn die Paid Advertising Funktionen auf dem OTTO Market in Zukunft ausgebaut werden (siehe Abschnitt “Paid Advertising”) ist OTTO gut damit beraten, die Reports entsprechend zu erweitern.
Operations
Auch der Betrieb des Marktplatzgeschäfts stellt einen wichtigen Vergleichsfaktor dar, da unterschiedliche Marktplätze unterschiedliche Anforderungen an Prozesse nach sich ziehen. Nachfolgend wird daher ein Blick auf die kritischen Themen Logistik, Customer Service und Performance geworfen (Quellen: Amazon Seller Central Hilfebereich und otto.market Hilfebereich).
Logistik
Während Amazon Anbieter:innen die Wahl überlässt, den Versand der Bestellungen selbst zu übernehmen oder auf den Lager- und Versandservice Amazon FBA zurückzugreifen, muss der Versand auf dem OTTO Market prinzipiell selbst übernommen werden.
Hierbei besteht die zusätzliche besondere Anforderung, dass sich der Lagerstandort in Deutschland befinden muss. Als Versandunternehmen sind DHL, DHL Express, GLS, Hermes, UPS und DPD zulässig. Dies begrenzt in hohem Maße die Zahl der Onlinehändler:innen, für die ein Verkauf auf OTTO in Frage kommt.
Eine weitere Besonderheit stellt der Umgang mit Retouren auf dem OTTO Market dar. Während bei Amazon ein Retourenlabel über den Support angefragt wird, generiert OTTO die Labels automatisch auf Basis eines Retourencodes (DHL, GLS oder Hermes). Diesen müssen Anbieter:innen bereits mit der Versandbestätigung an OTTO übermitteln, per API oder manuellem Eintrag im Partner Connect.
Amazon bietet somit aktuell mehr Möglichkeiten, den Versand zu gestalten. Bei OTTO sind die Regeln und Vorgaben strikter. Während bei Amazon auch Verkäufer:innen ohne eigene Logistik erfolgreich sein können, ist dies auf OTTO noch nicht möglich.
Kundenkommunikation und Customer Service
Ein guter Kundenservice ist im E-Commerce ein absoluter Hygienefaktor. Marktplätze bieten unterschiedliche Instrumente, den eigenen Customer Service zu gestalten. Oftmals werden Einschränkungen definiert, unter welchen Umständen Endkundinnen und Endkunden kontaktiert werden dürfen.
So handhaben es auch Amazon und OTTO. Während eine Antwort nach initialer Kontaktaufnahme durch eine Kundin oder einen Kunden immer möglich ist, kann umgedreht nur unter bestimmten Bedingungen eine Nachricht gesendet werden. Sowohl Amazon als auch OTTO definieren hierfür klare Richtlinien.
Als Daumenregel gilt, dass eine bestellbezogene Kontaktaufnahme immer möglich ist, z.B. um über Verspätungen zu informieren. Marketingkommunikation wird kategorisch ausgeschlossen.
OTTO ist hier sogar noch etwas strenger und verbietet es sogar, aktiv nach Rezensionen zu fragen, während dies bei Amazon unter Einhaltung bestimmter Vorgaben prinzipiell erlaubt ist. Dies gilt neben der digitalen Kommunikation auch für Paketbeilagen.
Supportanfragen sind bei Amazon wie bei OTTO entweder im Seller Central bzw. Partner Connect einsehbar und beantwortbar, können aber auch per Mail empfangen und bearbeitet werden. Das Handling funktioniert in beiden Systemen gut.
Insgesamt ähneln sich beide Marktplätze bei diesem Thema sehr, wobei OTTO etwas strengere Vorgaben macht.
Performance und Strafen
Sowohl der OTTO Market als auch Amazon erwarten von Marktplatzteilehmer:innen eine konstante Performance, um ein einheitliches Kundenerlebnis zu gewährleisten. Hierbei legen beide Marktplätze bestimmte KPIs an, um zu messen, dass ein gewisses Performancelevel erreicht wird.
Bei Amazon sind dies vor allem KPIs der Kundenzufriedenheit wie Bestellmängel, negative Bewertungen und Garantieanträge sowie diverse Logistikkennzahlen, wie die Rate verspäteter Lieferungen oder die Stornorate.
Beim OTTO Market sind es ähnliche KPIs, im Fokus stehen unter anderem die Product Compliance, die Lieferpünktlichkeit, die Retourenbearbeitungszeit sowie die Stornoquote.
Bei Nichteinhaltung der Performancekriterien sprechen beide Marktplätze zunächst Warnungen aus, in der Regel per Mail. Tritt keine Verbesserung ein, kann Amazon Strafmaßnahmen wie die Sperrung einzelner Produkte sowie im Extremfall des gesamten Seller-Accounts veranlassen. OTTO droht Onlinehändler:innen ebenfalls weitere Schritte in den Warnmails an, ohne diese genau zu spezifizieren.
Auf beiden Marktplätzen ist es daher empfehlenswert, die Performancerichtlinien einzuhalten, regelmäßig die KPIs zu prüfen und Warnungen ernst zu nehmen.
Dienstleister:innen und Tools
Für Firmen, welche auf Marktplätzen verkaufen, stellt sich häufig die Frage, ob für den Betrieb genug interne Ressourcen vorhanden sind. Insbesondere für die strategische Beratung, als auch für Content und Performance Marketing wird gerne und häufig auf externe Dienstleister:innen zurückgegriffen.
Während es für Amazon bereits seit vielen Jahren eine große Anzahl spezialisierter Agenturen gibt, ist der dies für den OTTO Market noch nicht der Fall. Einige Marktplatzagenturen bieten Services im Bereich OTTO an, auch einige Amazon Agenturen beschäftigen sich mit dem Thema. OTTO selbst hat eine Übersicht der offiziellen Partner:innen zusammengestellt: otto.market.html
Bei Tools sieht die Lage ähnlich aus. Im Amazon-Universum tummelt sich mittlerweile eine unzählbare Menge an Software-Anbieter:innen, um die verschiedensten Aufgaben zu automatisieren.
Von PPC-Tools, über BI-Anwendungen bis hin zu diversen All-Inclusive-Suites ist für fast jede Aufgabe eine Software am Markt erhältlich. Für den OTTO Market sieht die Lage allerdings sehr mau aus – zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels ist kein Tool am Markt.
Bei dieser Kategorie ist Amazon ganz klar im Vorteil, was als Marktführer auch nicht verwunderlich ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich auch mit dem Thema OTTO Market immer mehr Dienstleister:innen und Toolentwickler:innen beschäftigen werden.
Fazit
Wie fällt das Ergebnis nun aus, beim großen Vergleich “OTTO Market vs. Amazon”? Stellt der OTTO Market nun eine ernst zu nehmende Alternative zum großen Player Amazon dar? In diversen Kategorien wurden in diesem Artikel die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dargestellt, oftmals auch eine subjektive Wertung vorgenommen.
Der größte Unterschied ist zum jetzigen Zeitpunkt die Marktreife – Amazon ist deutlich länger mit einem Marktplatz im Geschäft und hat bei vielen Themen einen natürlichen Vorsprung, z.B. bei den Themen Advertising-Lösung und Reportingmöglichkeiten.
Auch die Anzahl der Kundinnen und Kunden sowie der Händler:innen sind bei Amazon deutlich größer, was im Kontext der Plattformtheorie einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren darstellt. Aber reicht dies schon aus, um Amazon als klaren Sieger auszurufen? Ist es überhaupt wichtig, eine Schwarz-Weiß-Entscheidung zu treffen?
Im Sinne einer guten Marktplatzstrategie empfiehlt sich für Hersteller:innen und Händler:innen prinzipiell, auf mehrere Pferde in Form von Verkaufsplattformen zu setzen. So kann die Abhängigkeit von einzelnen Vertriebskanälen minimiert und es können zusätzliche Zielgruppen erschlossen werden.
Auch die Skalierung und das Umsatzwachstum spielen dabei eine wichtige Rolle. In genau diese Kerbe schlägt auch OTTO mit dem OTTO Market. Mit einer großen Kundenbasis, die zum Teil primär auf OTTO kauft, starken Produktkategorien wie Hartwaren oder Home und Living sowie einem deutschlandweit bekannten Markennamen bietet OTTO handfeste Argumente.
Hinzu kommt die strategische Ausrichtung, viele Dinge besser machen zu wollen als Amazon. Mehr Exklusivität, mehr Transparenz, mehr Fairness, eine bessere Kommunikation mit Anbieter:innen, ein inspiratives Shoppingerlebnis sowie ein besserer Service für Kundinnen und Kunden sind nur einige der Dinge, mit denen sich OTTO von Amazon abheben möchte.
Verkäufer:innen und auch Dienstleister:innen werden aktiv in die Weiterentwicklung des OTTO Markets einbezogen, Feedback wird wertgeschätzt.
Warum also gegeneinander werten? Amazon bleibt als Marktführer im Onlinehandel für Firmen sehr relevant, aber der OTTO Market stellt eine wichtige Ergänzung des Marktplatzmix dar. Als Generalist ist OTTO für fast alle Produktsortimente interessant, solange die in diesem Artikel genannten Bedingungen erfüllt werden. Worauf wartest Du noch? Los geht’s!
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