Wie und welche Kaufentscheidungen getroffen werden, ist eng an Gespräche in sozialen Medien und Online-Inhalte geknüpft. Moderne Verbraucher sind smart und so ist es die Aufgabe von uns als Vermarktern, den Kunden zu überzeugen und mit ihm in den Kontakt zu treten.
Der Moment, in dem ein Inhalt als „Werbung“ gekennzeichnet ist, lässt viele Internet User das Interesse verlieren. Das macht es nicht einfacher, Kaufentscheidungen zu beeinflussen.
Unabhängig davon, was man als Vermarkter anbietet, seien es Fitnessprodukte, Nahrungsergänzungsmittel, Mode oder Beauty Produkte, die Empfehlung einer vertrauenswürdigen Person kann den Unterschied zu einer klassischen Werbekampagne bedeuten.
Sich als Marke einen Namen zu machen und Vertrauen zu den Kunden aufzubauen, beginnt oft mit stark werblichem Content. Jedoch ist der einflussreichste Content der, der von Gleichgesinnten kommt.
In diesem sozialen Paradigma sind Blogger und Influencer mit ihren treuen Anhängern die neuen Einflussfaktoren in den sozialen Medien.
Die Schwierigkeit besteht darin, den richtigen Influencer für sich und seine Marke zu finden. Auf dem Weg dorthin gibt es eine Vielzahl an Dingen, die zu beachten sind, und Schwierigkeiten, die sich einem in den Weg stellen können. Im Nachfolgenden gehe ich auf die wichtigsten Punkte im Influencer Booking ein
Den richtigen Influencer finden
Wenn man nicht mit den richtigen Influencer zusammenarbeitet, kann eine Kooperation schnell zu einer Fehlinvestition werden. Wichtig ist es, genau hinzuschauen und sich nicht allein auf Follower-Zahlen und metrische Definitionen zu verlassen. Wenn Du die falschen Influencer suchst, die beispielsweise ihre Reichweite gekauft haben, führt das dazu, dass Deine Inhalte von weniger relevanten Usern gesehen werden und Du mehr bezahlst, als es die Reichweite wert ist.
Im Folgenden sind 5 Punkte aufgelistet, auf die Du bei der Identifizierung des richtigen Influencers achten solltest:
- Relevanz
Bevor es an die Statistik und die Zahlen geht, solltest Du Dir unbedingt die Inhalte des Influencers genauer ansehen. Stimmen die Nachrichten des Influencers mit denen der Marke überein? Nur, weil ein Influencer Rezepte veröffentlicht, bedeutet es nicht, dass er der passende Kandidat für die Kooperation mit dem Bio-Label ist. Achte auf die Frage: „Was ist Teil der Markenpersönlichkeit?“
- Engagement
Das Engagement ist ein wichtiger Indikator dafür, wie interaktiv die Community eines Influencers ist. Werden Inhalte kommentiert, geteilt und beantwortet? Wie viele Leute sich mit Beiträgen beschäftigen und ob sie zurückkehren, zeigt, wie aussagekräftig Beziehungen zwischen Influencern und Followern sind.
- Reichweite
Die Reichweite sollte nicht die wichtigste Messgröße sein, ist jedoch zweifellos ein wichtiger Indikator. Traffic und Follower sind nur insofern wichtig, als dass der Influencer die Zielgruppe erreicht. Überlege Dir gut, ob der Influencer für Deine Marke die richtige Reichweite hat. So kann ein Food-Blogger mit 10.000 Followern, der in dieser Nische unterwegs ist, wertvoller sein als ein Influencer mit 100.000 Followern, der sich nur gelegentlich mit Food-Themen auseinandersetzt.
- Frequenz
Für die meisten Branchen besteht eine Korrelation zwischen der Häufigkeit der Posts und dem Traffic. Häufig sind mehrere Anzeigen erforderlich, damit ein Interesse geweckt wird. Wenn ein Influencer regelmäßig qualitativ hochwertige Inhalte veröffentlicht, ist es wahrscheinlicher, dass die Follower Interesse zeigen. Blogger, die weniger häufig Werbung posten, erzielen aber tendenziell höhere Umsätze.
- Authentizität
In meinen Augen einer der wichtigsten Faktoren, wenn es um das Booking von Influencern geht. Ein Blogger, der einen geringen Teil an gesponserten Postings hat, wirkt in der Regel vertrauenswürdiger und authentischer als ein Influencer, der in jedem zweiten Post ein Produkt bewirbt. Es gibt auch einen Unterschied in der Produktbewerbung. So sind persönliche Geschichten in Verbindung mit dem Produkt vertrauenswürdiger als reine Produktbewertungen. Geschichten funktionieren in der Regel deutlich besser und kurbeln das Interesse an bestimmten Produkten an. Unabhängig von dem zu bewerbenden Produkt lohnt es sich immer, mit Influencern aus genau der Nische des Produkts zusammenzuarbeiten.
Entscheide Dich für ein Kampagnenziel
Eine Influencer-Kampagne kann nur dann funktionieren, wenn man sich von Beginn an darüber im Klaren ist, was die Ziele der Kampagne sind.
Einige Ziele können die folgenden sein:
- Markenbewusstsein aufbauen
- Werbung für Produkte
- Umsatz generieren
- Leads erfassen
- Follower für den eigenen Social-Media-Kanal
Es empfiehlt sich, pro Kampagne ein bis zwei Ziele herauszusuchen und sich darauf zu konzentrieren. Fokussiere Dich auf diese Ziele, damit Du diese schneller erreichst. Nach den ersten Kampagnen wirst Du ein Gefühl dafür bekommen, welche Ziele sich für Deine Marke am besten eignen.
Die Kommunikation mit dem Influencer ist deutlich einfacher, wenn Du Dir als Markenverantwortlicher darüber im Klaren bist, was Deine Ziele sind und was Du erreichen möchtest. Verfolge während der Kampagne Deine Ziele anhand von Metriken, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob Deine Kampagne erfolgreich ist.
Baue eine Beziehung zum Influencer auf
Du würdest niemals auf einen Fremden zugehen und ihn bitten, Dir einen Gefallen zu tun. Im Influencer Marketing ist es dasselbe Prinzip – die Verbindung ist alles. Harvard Business Review hat einige Interviews mit Influencern geführt, mit dem Ergebnis, dass viele der Influencer frustriert über die Beziehung zur Marke sind.
Nimm Dir Zeit, eine Beziehung zum Influencer aufzubauen, und personalisiere Deine Kommunikation. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Beziehung ansonsten zustande kommt, ist schwierig. Investiere Zeit, den Influencer kennenzulernen, denn nur so kannst Du das „Perfect Match“ finden. Deine Kampagne wird dadurch Erfolg haben. Es empfiehlt sich, dem Influencer mitzuteilen, was an seinem Profil gefällt und welche Inhalte gelungen sind. Sei dabei aber authentisch und verstelle Dich nicht, um dem Influencer zu gefallen. Recherchiere über den Influencer, am besten auch nicht nur auf Instagram, sondern schau Dir auch seine anderen Kanäle an und durchforste das Internet. Du wirst viele Informationen finden, die hilfreich sein können. Je mehr Du über den Influencer weißt, umso einfacher wird es sein, ein Gespräch zu einer potenziellen Kampagne zu beginnen.
Das richtige Pricing-Modell finden
Eine wichtige Frage im Influencer Marketing ist das richtige Pricing-Modell und wie sich die Preise zusammensetzen.
Das wohl bekannteste ist das TKP-Modell (Tausend-Kontakt-Preis). Dieses Modell gibt an, wie viel Geld für das Erreichen von tausend Kontakten investiert werden muss. Der Preis bezieht sich meistens auf die Größe der Community des Influencers. Viele der Influencer legen ihre TKPs eigenständig fest. Es empfiehlt sich jedoch auch immer, einen TKP für den Booking-Prozess und die Kampagne festzulegen. Um den gewünschten TKP zu erzielen, sollte man sich diese Gedanken selbst machen.
Den TKP kannst Du folgendermaßen berechnen:
Preis/ Reichweite x 1.000 = TKP
Das Budget für einen Post wird durch die Bruttoreichweite mal 1.000 kalkuliert.
Ein kleiner Tipp: Da viele der Influencer auch Follower aus anderen Ländern haben und Du mit Deiner Kampagne sicherlich nur die Menschen im Zielland Deines Produkts erreichen möchtest, empfiehlt es sich hier, den TKP auch auf Basis der beispielsweise deutschen Follower zu berechnen.
Eine weitere Möglichkeit bietet der CPE (Cost per Engagement), und das bei Influencern mit geringen Follower-Anzahlen. Sie haben zwar nicht die Reichweite, aber oft eine engere Verbindung zu ihrer Community, was in höheren Engagement-Raten resultiert.
Die durchschnittliche Engagement-Rate ist wie folgt:
- Über 1 Mio Follower = 1,7 % Engagement-Rate
- 10.000 bis 100.000 Follower = 2,4 % Engagement-Rate
- bis 10.000 Follower = 4,0 % Engagement-Rate
- Unter 1.000 Follower = 8,0 % Engagement-Rate
Den CPE kannst Du folgendermaßen berechnen:
Aktionen/ Budget = CPE
Hierbei werden die gewünschten Aktionen eines Postings durch das investierte Budget geteilt, was dann den CPE berechnet.
Die Preise passen sich dem sehr dynamischen Markt ständig an und so ist es wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, was man als Marke investieren möchte, wie viel Wert einem der Influencer ist und was das eigentliche Ziel der Kooperation ist.
Behalte einen Überblick über Deine Kampagne
Es ist wichtig, von Beginn an einen Überblick über Deine Kampagne und den gesamten Booking-Prozess zu behalten. Es empfiehlt sich, mit einem Sheet zu arbeiten, welches es Dir ermöglicht, die folgenden Punkte festzuhalten:
- Name des Influencers (Link zu seinem Profil)
- E-Mail-Adresse des Influencers (oder Deiner Kontaktperson im Falle von Managements)
- Anzahl der Follower (Gesamtzahl, deutsche Follower)
- Anteil weiblicher/männlicher Follower
- Zusage: Ja/Nein
- Preis
- TKP
- Posting-Datum
- Link zum Post
Behandelt diese Übersicht sorgfältig und genau – sie wird Euch erleichtern, einen Überblick über die Influencer und Eure Kampagne zu behalten.
Nachfolgend habt Ihr die Möglichkeit, Euch ein Sheet für Eure Kampagne zu downloaden, mit dem Ihr Eure erste Kampagne übersichtlich und strukturiert starten könnt.
Ein kleiner Tipp: Arbeite mit Tools wie z. B. InfluencerDB, um den Influencer genauer zu analysieren und Deine Daten besser auszuwerten. Mit dem Tool hast Du die Möglichkeit, Insights über das Engagement, das Follower-Wachstum und mögliche Fake-Follower zu erhalten. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, genauere Informationen über die Follower des Influencers zu erhalten. Wie aktiv sind die Follower und welcher Prozentsatz an Followern erreicht potenziell auch Werbebotschaften und ist damit interessant für Dich als Vermarkter. Diese Zahlen können ebenfalls einen guten Hinweis darauf geben, wie die Performance und das Engagement eines Werbeposts sein werden.
Fazit
Der Erfolg einer Kampagne steht und fällt mit der richtigen Influencer-Auswahl und wie glaubwürdig die ausgewählte Person ist. Empfehlenswert ist es, vertraglich gewisse Punkte festzulegen und sich genügend Zeit für die Vereinbarungen mit dem Kooperationspartner zu nehmen.
Die Influencer-Welt ist sehr schnelllebig, genau wie ihre Trends. Ein Influencer, der heute für den Kunden interessant ist, kann morgen schon wieder völlig uninteressant sein. Je besser der Influencer mit der Zielgruppe übereinstimmt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kampagne erfolgreich wird.
Achte darauf, dass Du von Beginn an alles dokumentierst und Dir genügend Zeit für die Recherche und die Analyse des Influencers nimmst.
Influencer Marketing bietet eine super Möglichkeit, den Marketing Mix zu erweitern. Die Schnittmenge der Follower zu Deinen Kunden sollte jedoch immer gegeben sein. Baue eine Win-win-Beziehung zu Deinem Influencer auf. Dann wird Deiner erfolgreichen Kooperation nichts im Wege stehen. Viel Erfolg!
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Toller Artikel, der es auf den Punkt bringt! Einen passenden Influencer zu finden benötigt einfach viel Zeit für Recherche und Engagement. Danke! Noch eine kleine Frage… Wo finde ich das Sheet zur Erstellung einer übersichtlichen Kampagnenstruktur?