Vorwort
Als ich 2016 das erste Mal eine Anforderung aus dem Bereich der KI auf dem Tisch hatte, konnte ich nicht ahnen, welche Bedeutung dieses Thema nur wenige Jahre später haben würde und mit welcher exponentiellen Geschwindigkeit es sich entwickelt und welche Revolution es in vielen digitalen Arbeitsbereichen auslösen würde.
Damals ging es darum, für einen Anbieter für Sensorik einen Retourenprozess mithilfe von KI zu unterstützen. Die Aufkleber, Stempel und manuellen Anmerkungen auf Paketrückläufern sollten maschinell interpretiert werden.
Damals war das Thema KI noch technisch sehr schwer zu durchschauen und ohne entsprechende Hard- und Software – meist aufwändig selbst programmiert – gar nicht anwendbar.
Du weißt, dass in der zweiten Jahreshälfte 2022 die „Revolution“ durch Midjourney eingeläutet wurde, das beeindruckende Bilderstellungs- und Bearbeitungstool, womit auch einige Grafiken dieses Artikels generiert wurden. Ende 2022 wurde ChatGPT öffentlich zugänglich und neben der (eher aufwendigen) Bildgenerierung über Midjourney konnten nun sehr einfache Texte erstellt und Fragen beantwortet werden.
Ja, es gab auch schon vorher bereits viele andere Tools, die in der Bild- und Texterstellung unterwegs waren und auch beeindruckende Ergebnisse geliefert haben. Doch wenn ich ehrlich bin, arbeite ich heute fast ausschließlich mit ChatGPT (und Dall-E) und Midjourney.
Spätestens seit Anfang 2023 befindet sich das Marketing in einer heftigen KI-Revolution und wir alle sind verblüfft und immer wieder neu beeindruckt über die neuen Möglichkeiten der KI-Tools.
Der Boom startete im Januar 2023
Seit Jahren bin ich Dozent an Hochschulen. Mitte Januar 2023 haben wir im Rahmen einer kostenfreien Vorlesungsreihe ein öffentliches Seminar zum Thema „AI Marketing“ ausgeschrieben – und das Interesse war beeindruckend. Ich kann mich nicht erinnern, jemals zuvor eine digitale Veranstaltung für ein so großes Publikum gehalten zu haben.
Sowohl die Hochschule als Veranstalter des Seminars als auch ich als Dozent waren überwältigt und es folgten noch eine ganze Reihe weiterer Events dieser Art, bis die Hochschule sich entschied gemeinsam mit der IHK und mit mir den Weiterbildungsberuf „KI Marketing Manager (IHK)“ zu kreieren. Neun Monate lang bereiteten wir uns vor und setzten uns damit auseinander, was es bedeutete Konzepte und Inhalte in diesem dynamischen Umfeld zu kreieren, die einer Zertifizierung der ZFU und der IHK standhalten konnten.
Im September startete der erste Durchlauf und ich beschäftige mich nun seit über einem Jahr sehr intensiv mit dem Thema „AI Marketing“. Um meinen Studenten und Studentinnen die bestmöglichen Inhalte zu bieten und natürlich auch aus eigenem Interesse: um künstliche Intelligenz für mein Unternehmen und meine Kunden bestmöglich einzusetzen. Und nicht zuletzt für diesen Artikel im OMT Magazin.
FOMO und der Reiz des Unbekannten und Neuen
Und damit kommen wir schon zum vielleicht größten Problem, dem viele Marketingverantwortliche erliegen, sobald sie die Potenziale von KI in der eigenen Abteilung und im eigenen Unternehmen spüren: die Angst, etwas zu verpassen – weil ja ganz bestimmt der komplette Wettbewerb bereits komplett ausgestattet ist und sämtliche Prozesse wahrscheinlich schon längst mithilfe von KI optimiert hat und damit unmöglich einzuholen ist – und weil es so unglaublich schwierig ist diesen hübschen neuen Tools zu widerstehen, von denen alle reden und die so viel Geld einsparen können und auf der anderen Seite so viel mehr Umsatz versprechen. Mal abgesehen davon, dass es total uncool ist, nicht mitreden zu können… Na, wiedererkannt? 😉
Aber lassen wir die Ironie mal beiseite: Wie immer bei neuen Themen besteht das Risiko darin, aus irrationalen Gründen wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Also, auch bei AI im Marketing immer schön sachlich bleiben. 🙂
Warum gehe ich so explizit darauf ein? Weil mir in der Praxis täglich Interessenten und Kunden begegnen, die KI im Marketing einsetzen möchten, um sich besser zu fühlen. Sei ehrlich mit Dir: Falls das der einzige Grund ist, warum Du Dich für KI im Marketing interessierst, dann lass besser die Finger weg. Die Gefahr, sich zu verbrennen, ist groß…
Lies lieber diesen Artikel und entscheide ganz pragmatisch, wofür, an welchen Stellen und in welchem Umfang KI im Marketing für Dich, Deine Kunden, Deine Abteilung oder Dein Unternehmen relevant ist. (Und falls Du dem Thema dennoch nicht widerstehen kannst, dann hast Du ein wirklich schönes Hobby: KI Tools testen. (Ist übrigens auch mein Hobby.))
Und jetzt ganz systematisch. Erstmal ein bisschen was zu Inhalten, dann zu den unterschiedlichen Inhaltstypen, jeweils mit Tool-Empfehlungen und einigen Bemerkungen. Und dann gibt’s noch einen Ausblick und das, was vermutlich kommen wird…
Marketing in Zeiten vor KI
Was waren nochmal „Inhalte“ im Marketing?
Klar, das sind in erster Linie Texte, Bilder, Ton und Videos. Um Inhalte sinnvoll mit Hilfe von KI zu erstellen, sind noch ein paar grundsätzliche Vorüberlegungen ganz nützlich.
Jeder Inhalt braucht ein Ziel!
Eigentlich braucht jeder Inhalt sogar zwei Ziele. Ein Ziel beim Konsumenten oder der Konsumentin, diese:r sollte zum Beispiel ein bestimmtes Gefühl fühlen und eine Information verstanden haben. Und ein Ziel bei Dir als Anbieter. Du möchtest zum Beispiel das Vertrauen des Konsumenten oder der Konsumentin steigern, seine bzw. ihre Aufmerksamkeit sowie die Daten oder sein bzw. ihr Geld.
Jeder Inhalt hat einen oder mehrere Zwecke
Jeder Inhalt soll zum Beispiel informieren, unterhalten, Emotionen wecken oder vor allem im Marketing: er soll den Konsumenten oder die Konsumentin beeinflussen.
Inhalte sprechen unterschiedliche Sinne an
Es gibt Menschen, die Kaufentscheidungen vor allem mithilfe von Texten oder Sprache treffen. Andere sind visueller unterwegs und tun sich bei Entscheidungen mit Bildern und Abbildungen leichter. Wieder andere vertrauen ihrem Bauchgefühl stärker und benötigen Inhalte, die ihnen das Fühlen erleichtern, wie bestimmte Videos.
Wie war das mit dem Marketing in der Zeit vor KI?
Ja, da haben die Marketer:innen häufig mit einem weißen Blatt Papier begonnen und mussten ihre kleinen grauen Zellen anstrengen, damit der Strich, der erste Gedanke oder der erste Satz aufs Papier kam. Oder es haben Dienstleister oder Mitarbeiter:innen gebraucht. Oder der Wettbewerb lieferte ausreichend Inspiration, die als Grundlage genutzt werden konnte…
Inhalte erstellen fürs Marketing mithilfe von KI: Vor- & Nachteile
Das hat sich geändert. KI-Tools können mithilfe einfacher Befehle Inhalte erstellen. Sei es auf dem „weißen Blatt Papier“ oder auch auf Basis von Vorgaben wie „Inspirationen“ aus dem Wettbewerb (zum Beispiel, Webseiteninhalte, Anzeigen, usw.).
Aber neben den offensichtlichen und bereits bekannten Vorteilen, wie der wahnsinnigen Schnelligkeit von KI Tools, der praktisch unendlichen Möglichkeit zu skalieren und der damit verbundenen Kostenersparnisse, gibt’s auch ein paar Nachteile, auf die wir im Laufe des Artikels noch eingehen werden:
- Mangelnde Originalität
- Qualitätsprobleme
- Mangelnde Kontrolle
Was das in den einzelnen Bereichen bedeutet, werden wir noch beleuchten…
Und los geht’s damit, wie Texte, Bilder, Videos und Musik mit KI erstellt werden können. 🙂
KI in der Texterstellung
Die Effizienz bei der Nutzung von KI-Tools für Marketing-Texte ist gigantisch. Die Kosten sind verhältnismäßig gering, der Arbeitsaufwand ist minimal, die Geschwindigkeit enorm und die erzeugte Menge Text nahezu „unbegrenzt“.
Und die Erstellung von Texten ist vermutlich die bereits heute am weitesten verbreitete Anwendung von KI im Marketing.
Um ein paar Tools zu nennen (ja, ich weiß, wie problematisch es ist, Tools in einem dynamischen Umfeld wie dem der KI zu nennen. Aber ganz ehrlich, die Tools sind es doch, über die Du hier lesen möchtest):
Neuroflash
In einer Google Ad heißt es „Nr. 1 KI Content Suite für DACH“. Und ja, Neuroflash ist im deutschsprachigen Raum wichtig. Es erstellt tatsächlich deutsche Texte, also keine englischen Texte, wie von den meisten KI-Tools, die dann intern nach der Erstellung ins Deutsche übersetzt werden. Neuroflash kann ganz gut mit Dialekten umgehen und Stand heute können Texte mit bis zu 2.000 Wörtern kostenfrei erstellt werden. Falls Du gerade mit KI im Marketing startest, lohnt sich ein Test allemal.
Jasper
Jasper ist ein internationales Tool und vor allem im englischsprachigen Raum beliebt. Bemerkenswert ist die Höhe des Detailgrads der Texte. Angeblich werden „99,9% Originalinhalte“ produziert. Warum diese Aussage problematisch ist, das erfährst Du hier später…
Mindverse
Bei Mindverse werden wie bei Neuroflash deutsche Texte produziert und keine übersetzten englischsprachigen. Auch hier werden Dialekte unterstützt und das besondere sind einige SEO-Funktionalitäten. Auch Mindverse kann kostenlos getestet werden, 40 „Anfragen“ sind kostenfrei absetzbar, wobei mir nicht ganz klar wurde, was genau eine Anfrage ist. Ein Text besteht aus mehreren.
Frase
Bei Frase steht das Thema SEO im Vordergrund. Die erstellten Texte werden ins Deutsche übersetzt und Frase ist aktuell 5 Tage für 1$ testbar.
ChatGPT
Zu guter Letzt gehört natürlich noch ChatGPT in die Liste. Wenn ich ehrlich bin, habe ich alle möglichen Tools im Lauf der vergangenen 15 Monate getestet. Das Einzige, mit dem ich nach wie vor täglich arbeite und inzwischen fast alle Textaufgaben erledige, ist ChatGPT.
Es ist dauerhaft (mit Einschränkungen) kostenlos nutzbar, deutsch wird nahezu perfekt unterstützt. Manchmal kommt es zu Wartezeiten bei der Texterstellung, vor allem im kostenfreien Tarif. ChatGPT ist sehr flexibel, erfordert allerdings auch ein passendes Briefing
(=Prompting) vom Anwender oder der Anwenderin und damit braucht es ein wenig Erfahrung mit dem Tool, um sehr gute Ergebnisse zu liefern.
Hinter ChatGPT steht OpenAI, ein (aus meiner Sicht) mächtiges Unternehmen, das in der Lage ist die wahnsinnig hohe Entwicklungsgeschwindigkeit zu zeigen, die sie an den Tag legen.
Wo findet Texterstellung mit KI am häufigsten Anwendung im Marketing?
Weit verbreitet sind KI-Anwendungen für:
- Automatische Zusammenfassungen
- Analyse und Zusammenfassung von Texten
- Erstellung kurz gefasster und prägnanter Zusammenfassungen
- Erkennen und Zusammenstellung der wichtigsten Informationen aus Texten
- Chatbots
- automatische Antworten auf Kundenanfragen
- zur Entlastung der Mitarbeiter:innen
- für schnelle Antworten an den Kunden
- Contentoptimierung
- Keywordermittlung
- Identifikation von Fragestellungen
- Verbesserung von Texten zur besseren Auffindbarkeit
- Textgenerierung
- Produktbeschreibungen
- Social Media-Posts
- Blog-Artikel
- Nachrichten
- Skripte für Videos, Podcasts
- Anzeigentexte
- Übersetzungen
- Live Übersetzungen, z.B. auf Events
- zur menschlichen Überarbeitung
Zur Qualität der Texterstellung mit KI im Marketing
Ziemlich gut ist KI in der Grammatik. Hier passieren eigentlich keine Fehler. Die Sprache ist klar und prägnant und sehr gut lesbar. Über den Prompt kann eine passende Verständlichkeit angefordert werden.
Problematisch sind inhaltliche Fehler. Auf der einen Seite, weil die Quellen „undurchsichtig“ sind. Niemand weiß, auf Basis welcher Quellen welche Informationen durch KI zusammengetragen wurden. Sie klingen meist schlüssig und glaubwürdig. Und das birgt die Gefahr, dass sie nicht infrage gestellt werden. Auf der anderen Seite „lügt“ KI. Und zwar sehr gut und ohne schlechtes Gewissen… 😉
Frag mal ChatGPT nach den 15 Geboten. Je nach „Stimmung“ der KI wirst Du 15 der 10 Gebote erhalten. Oder lass Dir einen Text mit 100 Wörtern erstellen. Lässt du die KI anschließend die Wörter zählen, wird sie Dir eine mehr oder weniger gute Ausrede liefern, warum es doch keine 100 Wörter geworden sind. Manchmal sind die KI´s dann doch menschlicher, als wir uns das wünschen würden…
Zur Originalität von KI im Marketing
Schwierig ist es, wenn KI Inhalte erstellen soll, für die es keine Quellen gibt. KI hat ganz allgemein Probleme damit kreative Inhalte zu erstellen. Die Fachwelt ist der Meinung, dass Kreativität den Menschen vorbehalten bleibt. Ich persönlich sehe das anders und halte auch menschliche Kreativität für eine (sehr gute) Nachahmung und Verknüpfung von gemachten Erfahrungen. (An dieser Stelle ein großes Dankeschön und ein Verweis an den genialen Vortrag zum Thema Kreativität von Wolfgang Jung von den Agency Days 2023 in Mainz.)
KI kann wirklich große Datenmengen verarbeiten und braucht in den meisten Fällen keine Originalität. Immer dann, wenn Kreativität nötig wird, bekommt KI Probleme, weil sie im deutlichen Widerspruch zur Definition der heutigen Arbeitsweise von KI steht.
Kleiner Exkurs: KI als Kreativitäts-Booster
KI und Kreativität ist schwierig. KI zur Steigerung der eigenen (menschlichen) Kreativität? Vielleicht…
Die meisten Aufgaben im Marketing benötigen Kreativität. Sei es in der Werbung bei der Erstellung von Werbevideos oder Produktvorstellungen), in der Bildung zur Vermittlung von Inhalten (Lehrvideos, Tutorials), in der Erstellung von Nachrichten und Medien (Videoclips, Spots, Social Media-Inhalte), usw.
Doch was Kreativität tatsächlich ausmacht, ist aus meiner Sicht nicht geklärt. Je nach Perspektive schaffen wir etwas Neues oder wir ahmen Bekanntes nach und verknüpfen Inhalte neu miteinander.
“Edmond de Belamy”
Das KI-Gemälde wurde bei einer Auktion von Christies für 432.500 US-Dollar verkauft und übertraf damit den vorher geschätzten Verkaufspreis um das fast 45-Fache.
“Die Vollendung der Unvollendeten“
Anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven wurde mithilfe von KI-Methoden seine unvollständige letzte Sinfonie zu Ende komponiert (Quelle: dw.com/de).
Tools zur Erstellung von kreativen Inhalten mithilfe von KI
Nur um einige herauszugreifen:
Zyro.com erstellt Slogans – hier Beispiel für „kreative“ Titel einer Stellenanzeige:
- You don’t want to fly trash
- The Job Effect
- My job is to make sure that you perform every part of your day
- Our firm, creating team and creating life
- A taste for a job
Oder hostinger.de, wo „kreative“ Logos erstellt werden können. Ich erspare dir Beispiele, probiere es selbst aus, wenn du möchtest.
KI in der Bilderstellung
KI-basierte Bildgeneratoren können in Sekundenschnelle reale Bilder aus kurzen Texten oder Bildbeschreibungen erstellen. Diese Bilder erfüllen unsere Wünsche. Dies ist nicht völlig neu, führte jedoch in der Vergangenheit oft zu unheimlichen oder skurrilen Ergebnissen.
Während die Texterstellung mithilfe von KI sehr selbsterklärend ist und quasi in jedem Bereich des Marketing Erleichterung bringen kann, ist die Bilderstellung auf die Bereiche beschränkt, in der es um Bilder geht. Es benötigt vom Anwender oder der Anwenderin ein bestimmtes Abstraktionsvermögen, um gewünschte Bilder zu beschreiben, um diese erstellen zu lassen.
Im Gegensatz zum bisherigen üblichen Prozess, definiere ich nun, wie das passende Bild aussehen soll, bevor es existiert. Ich muss es mir in meinen Gedanken vorstellen können und benötige die Fähigkeit dieses gedankliche Bild mit Worten so zu beschreiben, dass Bildgeneratoren dieses Bild möglichst genau in Pixel umsetzen.
Hier einige Tools zur Bilderstellung mithilfe von KI.
Dall-E
Dall-E gehört zu Open AI und ist über die kostenpflichtige Version von ChatGPT nutzbar. Vorteil ist die Integration in ChatGPT und das „Gedächtnis“ des Tools, sodass ich alle Informationen, die im Laufe eines Chats entstanden sind, in mein Bild mit einfließen lassen kann.
Craiyon
Ich nutze Craiyon nicht produktiv, allerdings ist die Nutzung kostenfrei möglich und die Ergebnisse sind ordentlich. Praktisch ist, dass „Stopp“-Wörter abgefragt werden, sodass ich nicht daran denken muss, diese in einem freien Prompt zu erwähnen.
Midjourney
Natürlich darf Midjourney als Revoluzzer in der Welt der KI-Bilderstellung nicht fehlen. Inzwischen würde ich Midjourney Anfänger:innen nicht mehr empfehlen. Vor allem liegt das an der komplizierten Weise Midjourney zu installieren, das braucht ein bisschen technisches Know How und zum anderen ist das Prompting eine Kunst für sich. Auf der anderen Seite ist Midjourney in der Lage wirklich sehr beeindruckende Ergebnisse zu liefern.
Midjourney kann kostenlos getestet werden, anschließend liegen die Preise im zweistelligen Bereich pro Monat.
Photoshop
2023 hat Adobe seinem Bildbearbeitungsflaggschiff Photoshop ein AI Update verpasst. Seitdem können Inhalte und Bildausschnitte per KI erstellt und bearbeitet werden. Die Ergebnisse sind beeindruckend und aus unserem Agentur-Alltag nicht mehr wegzudenken. Die KI-Funktionalitäten sind im Produkt- / Abo-Preis enthalten.
Wie erstelle ich gute Bilder mithilfe von KI?
Da sind drei magische Zutaten, die ich brauche, wenn ich brauchbare Bilder erstellen möchte. Ich sollte im Prompt beschreiben, was ich sehe. Dann den Kontext, Details und die Umgebung, also was damit ist. Und zu guter Letzt sollte ich auf Stil, Künstler:in und Media-Typ eingehen, also wie sieht es aus.
In diesem Beispiel: “Eine Schildkröte – schwimmt unter Wasser, – expressionistisches Gemälde.”Einmal kreiert von Midjourney, einmal von DALL-E.
Enthalte ich einige der Informationen zum Inhalt, Kontext und Stil der KI vor, dann wird sie diese Fragen selbst beantworten. Hier drei Interpretationen von Midjourney zu einem beliebten englischen Sprichwort, vielleicht errätst du es… 😉
Möglichkeiten und Grenzen von KI in der Bilderstellung fürs Marketing
Kein Bild ist wie das andere. KI garantiert die Einzigartigkeit. Schließlich handelt es sich nicht um Stock-Material, von dem sich jede:r bedienen kann. Aber Achtung: Einige KIs zur Bildgenerierung „veröffentlichen“ alle erstellten Ergebnisse und geben sie zur allgemeinen Nutzung und Weiterbearbeitung frei.
Kein KI-Bild ist jemals identisch mit einem anderen. Auch derselbe Prompt liefert immer (zumindest minimal) unterschiedliche Ergebnisse.
Das kann auch unpraktisch sein, weil es schwierig ist, Bilderserien mit ähnlichen oder gar gleichen Motiven zu erstellen. Es gibt ein paar Advanced Tricks, zum Beispiel das Arbeiten mit der „Seed-ID“ bei DALL-E. Dazu mehr an anderer Stelle…
Das bedeutet auch, dass die KI erstellten Bilder individuell gestaltet werden können, was aufwendige Fotoshootings überflüssig machen kann.
KI ist ebenso in der Lage, Skizzen aufzugreifen und weiterzuverarbeiten.
Allerdings ist die Umsetzungsrate in Details oft problematisch, zum Beispiel bei menschlichen Darstellungen wie in Gesichtern und an den Händen.
Die Frage nach der Authentizität von Marken ist noch ungeklärt. Irgendwann rechnen Menschen nicht mehr damit manuell erstellte Bilder zu sehen. Welche Wirkung das auf die Wahrnehmung von Marken hat, bleibt abzuwarten.
Und dann die Sache mit den „Deep Fakes“: KI macht es möglich, Menschen in unerwünschte Umfelder zu setzen, zu verändern oder auch falsche Tatsachen zu „beweisen“. Das kann schnell zu „Fake News“ führen und Menschen verunsichern. Vielleicht wird es in der Zukunft eine Kennzeichnungspflicht für KI-Bilder geben.
Letztendlich sind auch ethische Bedenken angebracht. Klischees und Vorurteile stecken bereits im System. Die KI arbeitet mit Quellen aus der Vergangenheit. Gibt es zum Beispiel in den Ausgangsdatensätzen Zusammenhänge zwischen Kriminalität und „People of Color“ oder auch mit geschlechter bevorzugten Berufen (Geschäftsführer:in, Anwalt oder Anwältin, Krankenschwester, Putzhilfe), wird das zu Problemen führen.
Urheberrechtliche Fragen sind gerade bei Bildern stark in der Diskussion und noch unbeantwortet. Das Urheberrecht gilt nur für menschliche Werke. Verfällt damit das Recht? Leistungsschutzrechte, usw. sind ebenfalls noch ungeklärt.
KI für die Video- & Musikerstellung
In diesem Bereich gab es in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit HeyGen eine große Weiterentwicklung. Sogenannte „Talking-Videos“ können mit einem künstlichen Avatar, der täuschend echt wirkt, nahezu perfekt erzeugt werden. Midjourney entwickelt sich weiter in Richtung Videoerstellung und auch die Mitbewerber werden mitziehen und demnächst Lösungen in Aussicht stellen oder bereits präsentieren.
Aber wie gut ist die Qualität der Videos wirklich? Halten die Videoerstellungstools, was sie versprechen? Sind die Avatare wirklich glaubwürdig?
Fast alle KI-Videogeneratoren beschränken sich aktuell auf die Animation von Texten und das Unterlegen mit Grafiken und Bildern, ggf. ergänzt über Zoom- oder Bewegungseffekte (Ken Burns-Effekt). Als Grundlage dienen Texte, einzelne Schlagwörter oder auch ganze Blogartikel.
Videoskripte mithilfe von KI-Tools
Eine andere Anwendung im Bereich Video ist die Erstellung von Videoskripten. Also einem kompletten Drehbuch mit Text, Regieanweisungen, Szenenbeschreibungen, usw.
Im zweiten Fall kommen die Tools aus dem Bereich der Texterstellung mithilfe von KI zum Zug. Zum Beispiel liefert der folgende Prompt bei ChatGPT hilfreiche Ergebnisse:
„Erstelle eine Liste mit Video-Ideen zum Thema
‚Musikalische und visuelle Gestaltung mit KI‘ für YouTube“
Nun kann damit weitergearbeitet und der nächste Prompt abgesetzt werden, zum Beispiel:
„Erstell mir aus Punkt 9 der Liste ein Videoskript für ein fünfminütiges Video für YouTube“
Dieses Skript kann nun als Vorlage dienen, um ein klassisches Video mit Protagonist über eine Kamera in einem Set aufzunehmen.
Lumen5
Oder dieses Skript kann als neues Prompt dienen, um ein KI-Video-Tool damit zu füttern, zum Beispiel Lumen5.
Um einen kurzen Abzweig in Richtung Ton zu machen: Ein Tool wie Elevenlabs kann aus dem Text mithilfe einer künstlichen Stimme einen sehr überzeugenden Text erzeugen, der über das Video gelegt werden kann:
HeyGen
Alternativ kann der Text in HeyGen eingepflegt werden. Dort wird basierend auf einem Trainingsvideo (einige Minuten reichen aus, allerdings liefern längere Trainingsvideos deutlich bessere Ergebnisse) ein täuschendes Talking-Head-Video erzeugt.
(HeyGen unternimmt einiges, damit nur eigenes Trainingsmaterial verwendet wird, um Fakes nach Möglichkeit vorzubeugen.)
Diese Beispiele sind der aktuelle Stand der (öffentlich und allgemein) verfügbaren KI-Tools. Aus meiner Sicht sind das sehr beeindruckende Ergebnisse. Vor allem, wenn man sieht, wie die Marketing-Welt noch vor ca. 1,5 Jahren ausgesehen hat – ohne diese Möglichkeiten mit Text, Bild und Video.
Soundraw
Um den Sack zuzumachen, hier noch meine Empfehlung für ordentliche KI-generierte Musik. Ja, für mich als Musiker ist es nicht ganz leicht, der KI in diesem Bereich einen Sinn zuzusprechen und doch muss ich sagen, dass Soundraw.io richtig schnelle und verhältnismäßig gute Ergebnisse liefert. Auch für Nichtmusiker:innen: Stil auswählen genügt und die KI liefert eine ganze Reihe von Musiken, die für alles Mögliche genutzt werden können. Als Jungle, als Hintergrundmusiken für Videos, für Warteschleifen, usw.
Und die Vollblutmusiker:innen, so wie ich, haben zumindest einige Eingriffsmöglichkeiten hinsichtlich Geschwindigkeit, Instrumentarium, usw.
Es ist spannend zu sehen, dass KI auch in der Komposition und Musikproduktion derartige Fähigkeiten besitzt.
Nur auf die Frage, wem die erstellte Musik gehört und welche Schutzrechte wie darauf anzuwenden sind, darauf gibt es, wie bei den Bildern, Videos und beim Text, noch keine zufriedenstellende Antwort.
Nochmal zusammengefasst…
KI bietet im Marketing wirklich eine Menge Potenzial:
- In der Ideenfindung
- In der Erstellung von Vorlagen, wie Videoskripte
- In der Medienproduktion
- In der Bearbeitung des erzeugten Materials
- Im Feinschliff
- In der Publikation
Alle diese Bereiche lassen sich durch KI-Tools optimal unterstützen. Wichtig ist es, die eigenen Prozesse zu kennen und zu schauen, wo welche Tools wie eingesetzt werden sollten, um den optimalen Nutzen zu stiften.
Vermutlich wird die Nutzung von KI-Tools in der Erstellung von Inhalten im Marketing in der Zukunft deutlich zunehmen.
Vermutlich wird KI auch eines Tages in der Lage sein, noch bessere und überzeugende Ergebnisse zu liefern. Zum Beispiel indem Schauspieler:innen ersetzt werden. Indem sie unsere Gedanken anzapft oder unsere Mimik interpretiert, um bessere Ergebnisse zu liefern.
Vermutlich wird die Symbiose zwischen Mensch und Maschine deutlich stärker werden.
Was bedeutet es nun für Dich als Leser:in dieses Artikels? KI eröffnet uns im Marketing eine neue, schöne und glänzende Welt. Eine Welt, die mit ihrem hübschen Schein schnell mögliche Nachteile, Gefahren und Probleme überdeckt, die sie einem ins Haus, ins Team oder an den Schreibtisch holt.
Vor allem gibt uns KI die Möglichkeit, grundsätzliche Fragen zu stellen. Wozu wir „Inhalte“ im Marketing erstellen. Wie unsere Prozesse im Marketing aktuell aussehen. Und wie sich mithilfe von KI diese Marketingprozesse optimieren und automatisieren lassen.
KI revolutioniert das Marketing. Vermutlich sind wir noch ganz am Anfang. Die Verführung ist groß.
Sei neugierig.
Sei vernünftig.
Lass dich nicht verführen.
Nicht von einer KI jedenfalls… 😉
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