Video Inhalte gehören nicht nur zum Alltag, für viele Internetnutzer:innen sind sie sogar bereits zum neuen Suchmedium für manche Generationen wie Gen Z geworden (Quelle: axios.com). Obwohl YouTube die zweitgrößte Seite des Internets gemessen an der Zahl der Besucher:innen ist, war YouTube lange Zeit keine direkte Shopping Plattform (Quelle: de.statista.com). Natürlich gab es YouTube Kanäle, die Produkte beworben haben und Videobeschreibungen wurden mit Links gepflastert, aber direkte Shopping Erfahrungen und Produkteinbindungen suchte man vergebens. Anders sah es bei Social Media Plattformen wie TikTok oder Meta aus, die Videocontent recht früh mit Kommerz kombinierten.
Google hat mittlerweile nachgelegt und YouTube mit diversen Shopping Features für Marken und Creators ausgestattet, welche nachfolgend vorgestellt werden. Die wichtigste Frage vorab ist jedoch, warum sich Marken und Content Creators für YouTube Shopping interessieren sollten.
Man stelle sich vor, potenzielle Kunden schauen sich ein Video an und können Produkte direkt kaufen, die sie dort sehen. Genau das ist YouTube Shopping. Die Zuschauer:innen finden, was sie suchen, können die Produkte im richtigen Moment präsentiert bekommen und haben eine deutlich bessere Kauferfahrung abseits der bekannten transaktionalen Bereiche wie Google Shopping, Amazon und Co. Auch können YouTube Kanäle mit der richtigen Anbindung zu kleinen Shops werden, was Content Creators neue Möglichkeiten gibt, Inhalte zu monetarisieren.
YouTube Shopping erklärt
Kurz und knapp macht YouTube Shopping Videos “shoppable”. Während Zuschauer:innen die Inhalte anschauen, können sie Produkte entdecken und kaufen, die im Video gezeigt werden. Man kann es sich als Schaufenster für Produkte vorstellen, welche direkt in das Video eingebaut sind. Dabei wird vor allem zwischen YouTube Shopping für Brands und Händler und YouTube Shopping für Creator unterschieden. Die Produkte können dabei als Slider, in der Beschreibung oder als Pop-up platziert sein und somit mehr oder weniger auffällig in das Video eingreifen.
YouTube Shopping für Brands
Als Brand wird der eigene Onlineshop mit dem YouTube Konto verbunden. Aktuell geht dies nur über ausgewählte Plattformen oder für bestimmte Händler. Der einfachste Weg ist zum Stand der Veröffentlichung des Artikels ein Shopify Shop. Zur Anmeldung muss über YouTube Studio -> Earn -> Shopping -> Connect Store der eigene Onlineshop angeschlossen werden. Nach Verbindung des Shops werden neue Tabs in YouTube freigeschaltet, wie der Shop Tab, Direktes Tagging oder Produktregal.
Im Shop Tab können Besucher:innen durch den Shop browsern, quasi ein Shop innerhalb von YouTube, der den eigenen Onlineshop abbildet. Die Produktsynchronisierung zum Listen und Abgleichen der Produkte erfolgt automatisch, es gibt zum Layout diverse Individualisierungsmöglichkeiten.
Mittels Direktes Tagging können spezifisch gewählte Produkte passend zu Videos oder Shorts ausgewählt werden. Somit lassen sich Videos auch nachträglich mit passenden Produkten taggen, welche mit Produkt-Slidern im Video kaufbar gemacht werden. Auch bei Live Streams lassen sich Produkte taggen, was vor allem für Creator eine spannende Option ist, aber auch Brands können so Produkt Launches unterstützen.
Das Produktregal als letzte Option ist ein Backup für Videoinhalte ohne getaggte Produkte. Das Produktregal blendet dabei automatisiert Produkte ein, die auf Basis von Preis, Verfügbarkeit und Beliebtheit passen können. Eine gute Funktion um eine Absicherung zu haben, es sollte jedoch das direkte Tagging bevorzugt werden, wenn spezifischer Video Content erstellt wird.
Neben den Placements des eigenen YouTube Shops, dem Produktregal oder speziellen Produkttags lassen sich Produkte auch innerhalb der Videobeschreibung platzieren, um dort gekauft zu werden.
YouTube Shopping Video Ads für Händler und Brands
Über bezahlte Google Ads Werbung lassen sich Produktdaten auch in Videos einbinden. Hierzu müssen Werbetreibende das Add-on Produktfeed in einer Videokampagne aktivieren und entsprechende Produkte im Merchant Center als Produktfeed anlegen bzw. einen bestehenden nutzen.
Zuschauer:innen einer Videoanzeige haben dann die Möglichkeit ein Panel unter der Anzeige zu sehen, welches sich nach oben ausweitet und ausgewählte Produkte enthält. Somit ist eine Videowerbung transaktional gestaltbar. Beispielsweise kann so ein Video für ein Shampoo mit dem entsprechenden Shampoo als Produkte ergänzt werden, so dass die Video Werbung zu einem direkten Kauf führen kann.
Das Gute an Shopping Video Ads ist die Möglichkeit noch stärker auf die Transaktion hinzuarbeiten, da Video Werbung oftmals eher Reichweite und Markenaufbau (Branding) als Ziel hat, somit bewegt man sich etwas weg vom klassischen Upper Funnel und geht im Kauf Funnel in die Mitte bis nach Unten mit hohem Kaufinteresse, was beispielsweise bei einer Warenkorbabbrecher Zielgruppe mit entsprechender Videowerbung der Fall wäre.
Ein Nachteil ist jedoch auch, dass unüberlegte Shopping Video Ads schnell scheitern können. Man muss sich überlegen, dass in vielen Fällen Video Inhalte sehr weit oben im Funnel stehen und man nicht davon ausgehen sollte, dass eine Video Kampagne ähnlich gut wie eine Shopping Kampagne laufen wird, wenn es rein um die direkten Transaktionen geht. Man kann sich hierbei schnell verschätzen und sollte mit niedrigerer Erwartungshaltung an diese Thematik gehen.
Tipp: Die Produktauswahl sollte überschaubar sein und zum Videocontent passen. Es bringt nichts den ganzen Produktfeed für ein spezifisches Video zu nutzen. Mit dem Feed Attribut [item_group_id] können zudem ähnliche Produkte gebündelt werden, damit sie zusammen angezeigt werden. Somit lassen sich gut Produktvarianten oder Themencluster für ein Video Thema bilden.
Als Videoformat bietet sich zudem überspringbare in-stream Anzeige an, da es ein reichweitenstarkes Format ist, welches erst abgerechnet wird, nachdem Zuschauer mind. 30 Sekunden zugeschaut haben.
YouTube Shopping für Content Creator
Content Creator auf YouTube können mittels einer Zusammenarbeit oder via Affiliate Marketing mit Brands zusammenarbeiten und YouTube Shopping nutzen. Um zu starten, müssen Creator dem YouTube Partnerprogramm angehören, je nach Standort, MIndestanforderungen an Abonnenten und Richtlinien erfüllen, sowie eine einwandfreie YouTube Kontohistorie aufweisen.
Creator können anschließend über den Shopping Tab eine Liste an Affiliate Partnern und Angeboten einsehen, welche beworben werden können. Über Verkäufe können Creator so Provisionen verdienen. Beispielsweise kann ein Yoga Content Creator in seinen Videos Werbung für eine Yoga Brand machen und Yogamatten sowie Zubehör bewerben. Es steht den Content Creators frei, die Partner auszuwählen, jedoch muss gesagt sein, dass die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs größer ist, wenn thematisch passende Produkte gewählt werden.
Spannend ist auch eine hybride Form, bei welcher Content Creator auch einen eigenen Shop haben, beispielsweise um Fan Merchandise zu verkaufen, in diesem Fall können Creator auch den eigenen Shop verbinden und wie eine Brand agieren.
Inspiration können sich Creator:innen über die Affiliate Playlist einholen, aber auch das Starter Pack für Creator ist eine gute Ressource, um Neueinsteigern zu Erfolg zu verhelfen.
Tipp: Die Videos sollten das Produkt, aber nicht den Verkauf in den Vordergrund stellen. Zu starker Verkaufs Content schreckt Käufer:innen ab, besser sollte der Content ein Video über Erfahrungen und Anwendung zu den Produkten sein, Verkäufe kommen automatisch, sobald der Video Content authentisch und transparent ist. Mit einem Call-to-Action (CTA), sowie dem Taggen relevanter Produkte lassen sich Verkäufe steigern.
Best Practices für Video Kampagnen
Egal, ob bezahlte Google Ads Video Kampagne, Creator Video mit Produktempfehlung oder das Produktlaunch Video einer Marke, einige Best Practices lassen sich auf alle Bereiche anwenden.
Zielgruppe kennen und verstehen: Wenn man eine interaktive Zielgruppe möchte, die auch noch kauft, muss man diese Zielgruppe verstehen. Welche Content Form mag die Zielgruppe, welchen Schnitt sollte das Video haben, wie soll das Produkt präsentiert werden, soll es förmlich oder locker sein, und vieles mehr gilt es zu beachten. Nur wer seine Zielgruppe kennt, wird mit Videos Erfolg haben.
Klare Call-to-Actions: Sagt den Zuschauer:innen, was zu tun ist. Habt ihr einen Rabattcode? Promoted diesen. Gibt es das Produkt online zu kaufen? Sagt den Zuschauer:innen, wo auch wenn es banal klingt, ist es von höchster Bedeutung eine klare Call-to-Action an die Zuschauer:innen zu geben, damit unterstreicht ihr den Videoinhalt und stärkt die Kaufrate bzw. Monetarisierung.
A/B Tests: Geht regelmäßig in das Testing und hinterfragt eure Standards. Besonders mit regelmäßig neuen Video- und Anzeigeformaten ist es wichtig neues zu probieren und auch Trends mitzunehmen. Beispielsweise konnte mit dem Shorts Videoformat zu Beginn deutlich mehr Reichweite erzielt werden.
YouTube Shopping versus Social Media Shopping
Während YouTube zunächst nicht als Shopping-Plattform gedacht war, haben Entwicklungen und neue Features es ermöglicht, dass Nutzer nun direkt über Videoinhalte einkaufen können. Doch wie schneidet YouTube Shopping im Vergleich zu den Shopping-Angeboten auf Social Media Plattformen wie Instagram oder TikTok ab? Wir schauen uns den Vergleich genauer an, mit Blick auf die Unterschiede, die Effektivität und die Besonderheiten des Shoppings über YouTube im Vergleich zu anderen sozialen Medien, und beleuchten, welche Plattform letztlich für Marken und Creator die besseren Verkaufsergebnisse liefert.
YouTube Shopping vs. TikTok Shopping
YouTube und TikTok bieten jeweils einzigartige Shopping-Funktionen, die auf die Monetarisierung von Inhalten durch Ersteller abzielen. Hier sind die wichtigsten Merkmale und Unterschiede zwischen den beiden Plattformen:
YouTube Shopping
Shopping Collections:
Ersteller können Produkte in thematischen Sammlungen präsentieren, wie zum Beispiel „Spring Nail Must Haves“. Diese Sammlungen können auf dem Store-Tab, in der Produktliste und in Videobeschreibungen angezeigt werden.
Affiliate Hub:
Ein zentrales Portal, in dem Ersteller über 300 Partner-Marken finden können. Der Hub bietet Informationen zu Provisionssätzen, Promo-Codes und ermöglicht Musteranfragen. Dies erleichtert die Zusammenarbeit mit Marken und die Steigerung der Einnahmen.
Produkt-Tags in mehreren Videos:
Ersteller:innen können Produkte in mehreren Videos markieren, was die Monetarisierung älterer Inhalte ermöglicht und die Reichweite von Produktverlinkungen erhöht.
Integration mit z.B. Fourthwall:
Eine Web-Plattform, die Ersteller:innen zusätzliche Möglichkeiten zur Monetarisierung ihrer Inhalte bietet. Diese Integration ermöglicht es, eigene Shops zu erstellen und Produkte direkt von den Kanälen aus zu verkaufen.
TikTok Shop
In-App-Shopping-Erlebnis:
TikTok bietet ein nahtloses Einkaufserlebnis innerhalb der App, das es Nutzern ermöglicht, Produkte direkt während des Scrollens durch ihre Feeds zu kaufen. Dies fördert spontane Käufe und eine unmittelbare Verbindung zwischen Inhalt und Einkauf.
Interaktive Produktpräsentation:
Durch kurze, kreative Videos können Ersteller Produkte auf dynamische Weise präsentieren. Diese Art der Präsentation spricht besonders jüngere Zielgruppen an und nutzt die virale Natur der Plattform.
Influencer-Kollaborationen:
TikTok unterstützt Ersteller:innen und Marken bei der Zusammenarbeit durch spezielle Tools und Funktionen, die darauf abzielen, die Reichweite und Effektivität von Werbekampagnen zu maximieren.
Ad Network Integration:
Verbesserungen im Werbenetzwerk von TikTok ermöglichen es Marken, gezielt und effektiv Werbung zu schalten, was die Sichtbarkeit und den Verkauf von Produkten erhöht.
YouTube bietet für Content Creator mehr Flexibilität und Kontrolle über die Art und Weise, wie sie Produkte präsentieren und monetarisieren. Die Möglichkeit, ältere Inhalte zu monetarisieren und eine zentrale Anlaufstelle für Markenkooperationen zu haben, zeigt eine langfristige Strategie zur Unterstützung der Ersteller.
TikTok setzt auf die Stärke seiner kurzlebigen, dynamischen Videos und das integrierte Einkaufserlebnis, das spontane Käufe fördert. Die Plattform spricht insbesondere jüngere Nutzer an, die eine hohe Affinität zu interaktiven und visuell ansprechenden Inhalten haben.
Beide Plattformen bieten einzigartige Vorteile für Content Creator und Marken. YouTube konzentriert sich auf eine strukturierte und kontrollierte Monetarisierung durch umfangreiche Tools und zentrale Hubs, während TikTok auf die kreative und spontane Natur seiner Inhalte setzt, um Verkäufe zu fördern. Die Wahl der Plattform hängt letztlich von den individuellen Bedürfnissen und Strategien der Hersteller und Marken ab.
YouTube Shopping vs. Meta Video Shopping
Im Vergleich zu TikTok muss, zu Meta gesagt werden, dass überraschenderweise Livestreaming und damit verbundene Shopping-Möglichkeiten abgeschaltet wurden. Diese Entscheidung folgt der Beobachtung, dass sich das Nutzerverhalten zunehmend auf Kurzvideos konzentriert, wie sie auf TikTok populär sind. Meta möchte sich daher stärker auf die Entwicklung und Förderung von Reels konzentrieren, anstatt auf Livestream-Shopping zu setzen.
Ein weiterer Grund für den Wegfall der Livestream-Shopping-Dienste ist die geringere Akzeptanz und das begrenzte Engagement der Nutzer:innen im westlichen Markt im Vergleich zu Asien. Während Livestream-Shopping in China enorme Erfolge verzeichnete, konnte es in westlichen Ländern nicht die gleiche Popularität erreichen. Dies liegt teilweise daran, dass westliche Nutzer:innen weniger geneigt sind, sich längere Zeit mit einem einzelnen Livestream zu beschäftigen, und das Einkaufserlebnis als weniger persönlich empfinden.
YouTube Shopping muss sich daher im Vergleich zu Meta nur mit einfacher Videowerbung messen und kann Live Shopping Optionen außer Acht lassen.
Lohnt sich YouTube Shopping?
Wer nach einem kurzfristigen ROI sucht, darf sich schnell von YouTube Shopping verabschieden. Vor allem aus Brand- und Händlersicht ist YouTube Shopping ein langfristiger Kanal. Reine Verkaufsplattformen wie Amazon oder der eigene Onlineshop, welcher über Google Shopping beworben wird, werden immer bei kurzfristiger Betrachtung das Verkaufsvolumen anführen.
YouTube Shopping trägt dabei eher den Gedanken aus, gutes Content Monetarisierung Potenzial zu schöpfen, um über die Community Verkäufe zu generieren, was ein langfristiger und langsamer, aber nachhaltiger Ansatz sein kann. Unabhängig davon muss auch gesagt werden, dass durch die starke Kommerzialisierung anderer Video Plattformen wie TikTok und Meta Potenzial liegen gelassen wird, wenn YouTube Shopping ausgelassen wird. Vor allem angesichts der Tatsache, dass YouTube die zweitgrößte Website der Welt ist, was ein enormes Potenzial einer Zielgruppe darstellt.
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