Seit Corona heißt es wieder, dass die Menschen mehr lesen. Und das liegt nicht nur daran, dass den Menschen in der Quarantäne zu langweilig war, sondern besonders junge Menschen greifen wieder öfter zum geschriebenen Wort, egal ob auf TikTok oder auf Instagram. Unter dem Hashtag und der Communitybezeichnung „Bookstagram“ teilen die Menschen ihre Buchempfehlungen auf der Meta-Plattform und diskutieren über die aktuellsten Phänomene der Buchbranche.
Was genau ist Bookstagram?
Um diese Community aber zunächst zu verstehen, muss die Frage geklärt werden, was Bookstagram eigentlich ist. Wie bereits erwähnt, fasst man unter diesem Begriff eine riesige Community zusammen, die über Bücher redet, empfiehlt und sowohl Verlage als auch Autor:innen stark unterstützt. Die Community ist oft in Nischen eingeteilt, da es so viele Menschen sind, die alle ihr präferiertes Genre haben, das sie dann mit ihren Follower:innen teilen. Dabei geht es vor allem darum, sich auszutauschen über Buchempfehlungen, Leselisten und Fortschritte, Diskussionen über aktuelle Trends und Themen.
Und nicht zu vergessen: Was in der deutschen Bookstagram-Community aktuell diskutiert wird, muss nicht gleichzeitig auch in der englischsprachigen diskutiert werden. Jedoch schwappen oft Diskussionen herüber, sodass sich auch die deutschen Bookstagrammer und Bookstagrammerinnen damit beschäftigen. Dabei geht es dann oft um Autor:innen, Neuerscheinungen und vielem mehr.
Wieso Bookstagram und kein klassischer Blog?
Ich komme noch aus der Zeit, in der Blogs das große Ding waren. Ich selbst habe auch meinen Buchblog zu dieser Zeit aufgebaut und parallel mit Bookstagram begonnen. Daher kann ich die Frage, wieso heutzutage die Community sich eher auf den sozialen Medien wie Instagram trifft, wohl ganz gut beantworten. Schließlich betreibe ich meinen Blog auch noch nebenbei 😉.
Ein Blog hat natürlich sehr viele Vorteile für Buchblogger:innen, da man ausführliche Rezensionen teilen kann, man kann ebenfalls seine Gedanken zu bestimmten Themen in die Welt hinausposaunen und kann die Leselisten, den Lesefortschritt, seine Leidenschaft für Bücher und so vieles mehr teilen.
Allerdings ist ein Blog eine große Herausforderung: Man muss sich technisch ein bisschen auskennen, um gesehen zu werden, muss man Basic SEO Kenntnisse mit sich bringen, Serverkosten kommen auf einen zu und ein schönes Thema soll es ja auch noch sein. Zusätzlich bringt ein Blog einfach mehr Arbeit mit sich: Rezensionen schreiben, extra mehr Fotos machen, eventuell ein paar Zitate einbringen, Blogpflege usw. Und oft ist ein Blog sehr einseitig. Heutzutage bekommt man einfach weniger Feedback von den Leser:innen des Blogs und so hat man manchmal das Gefühl, dass man irgendwie gegen eine Wand schreibt.
Wohingegen Instagram einfach, wie jede Social Media Plattform, schnelllebig ist. Du kannst Dir fix einen Account erstellen und einfach Deine Gedanken in die Welt bringen:
- Ich bin unterwegs? Kein Problem, ich mache eine Story, was ich gerade lese!
- Ich hab gerade ein Buch beendet! Schaut mal, wie ich es fand!
- Ich lese aktuell dieses Buch! Kennst Du es?
Als Bookstagrammer:in kann man einfach viel schneller seine Ideen, seine Meinung und sein aktuelles Lieblingsbuch teilen, darüber schreiben und kommt viel schneller mit anderen Menschen aus der Community ins Gespräch. Außerdem ist ein Foto schnell gemacht, eine Caption fix geschrieben und schon ist man im Bookstagram-Kosmos dabei.
Bookstagram als Blogger:in
Doch Bookstagram ist natürlich viel mehr, als mal eben ein Foto geknipst, eine kurze Caption geschrieben, den Beitrag posten und fertig ist der Beitrag zu dieser Community. Letztendlich kann man hier, wie vermutlich in vielen anderen Communities, auch wirklich gute Freunde finden und es hat sich sogar schon der ein oder andere Buchclub herauskristallisiert.
Doch Bookstagram kann man vor allem dahingehend nutzen, dass man sich in der Nische eine kleine Community aufbaut, die Bock darauf hat, was Di zu erzählen hast. Das Wichtigste ist hier, wie vermutlich bei jeder sozialen Plattform: Man muss sich selbst erst einmal ins Gespräch bringen, indem man natürlich selbst Buchrezensionen, Leseeindrücke und thematische Fotos postet und immer wieder in die Diskussionen mit einsteigt.
Gleichzeitig muss man aber ganz stark zu einem Teil der Community werden und sich in anderen Beiträgen zeigen. Bookstagram ist mittlerweile eine riesige Community im deutschsprachigen Bereich und da muss man auffallen, wenn man damit auch erfolgreich sein möchte.
Aber was genau heißt Erfolg als Bookstagramer:in? Das ist wohl bei jedem unterschiedlich. Wenn man sich eine gewisse Community aufgebaut hat, dann hat man die Chance als Blogger:in an Rezensionsexemplare von verschiedenen Publikumsverlagen zu kommen. Die bekommt man dann vom Verlag und erbringt die Leistung, eine Rezension auf Instagram, dem eigenen Blog und Bewertungsplattformen wie Amazon, Thalia und Lovelybooks zu posten.
Wichtig ist dem Verlag oft die Reichweite, Followerzahl und wo man die Rezension postet. Ein Blog ist, wie oben bereits beschrieben, kein Muss mehr. Außerdem gibt es Messen und auch außerhalb dieser exklusive Events für Blogger:innen. Das sind dann klassische Vernetzungsevents für Bookstagrammer:innen, Buchpartys und Releasepartys. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Einladungen zum einen nach Followeranzahl als auch danach verschickt werden, wie bekannt die Person dem Verlag ist. Also quasi wie bei jedem normalen Influencer-Event auch. Jedoch bekommen Buchblogger:innen in der Regel wenig bis gar kein Geld für ein Event oder eine Rezension. Bei der Rezension bekommt man das Buch und darf es behalten, was im Grunde eine Sachauszahlung ist.
Jedoch kann man auch Geld verdienen als Buchblogger:in, wenn man ein Gewerbe anmeldet (sollte man übrigens auch schon für Rezensionsexemplare machen 😉). Und zwar mit Affiliate Links. Da gibt es beispielsweise ein Programm von Thalia, Audible oder Bookbeat. Ich persönlich finde das, was man dabei bekommt, in Ordnung. Sowohl als jemand mit einem Buchblog als auch „nur“ einem Instagram Kanal kann man die Links gut nutzen und einfach hoffen, dass die Menschen darüber kaufen 😊.
Bookstagram als Autor:in
Natürlich möchte ich die Autor:innen auch nicht aus Bookstagram raushalten. Schließlich ist deren Präsenz in diesem Kosmos genauso wichtig wie die der Verlage und der Buchblogger:innen. Aber was genau muss eine Autorin oder ein Autor mitbringen, um hier erfolgreich zu sein und Bücherfans auf sich aufmerksam zu machen?
Was Buchblogger:innen am aller liebsten bei Autoren und Autorinnen sehen ist es, wenn sie einen beim Alltag mitnehmen. Sei es in Stories, als Reel oder als Beitrag und darin Fragen beantworten wie es ihnen geht, an welchen (geheimen) Projekten sie gerade so sitzen und wir ihr Alltag so aussieht. Was mir gut gefällt ist, dass es durch die Autorin Justine Pust zu dem sogenannten „Autor:innen Sonntag“ gekommen ist. Dort wird jeden Sonntag eine Frage zum Autor:innen Dasein gestellt und von super vielen Autoren und Autorinnen aufgenommen und beantwortet. Da kann es um das Schreibverhalten, über aktuelle Diskussionen als auch über alltägliches gehen. Finde ich immer wieder cool und schön zu lesen, was meine liebsten Autoren und Autorinnen gerade so beschäftigt. Cool dabei ist, dass es dazu sogar einen eignen Instagram Kanal gibt, auf dem man wöchentlich die aktuelle Frage findet.
Aber als Autor:in kann man Instagram natürlich auch als Werbeplattform nutzen und das sollte man auch tun! Wie immer macht es am Ende der Mix. Eine gute Social Media Präsenz wird teilweise heute schon vorausgesetzt, damit man über den eigenen Kanal werben kann. Was mir immer gut gefällt ist, wenn Autor:innen die Leser:innen vor einer Veröffentlichung mitnehmen und Textschnipsel, Cover und den Weg dorthin aufzeigen.
Natürlich kann so eine Buchkampagne auch unterschiedlich groß ausfallen und sich entweder nur eine Woche ziehen, zwei Wochen oder einen ganzen Monat. Je nachdem wie stark man sein eigenes Buch bewerben möchte. Da kann man neben den oben genannten Sachen auch Buchverlosungen durchführen, eigene Lesungen über die Live-Funktion von Instagram starten oder einfach ein Q&A in den Stories machen. Der Fantasie und Möglichkeiten sind da fast keine Grenzen gesetzt.
Das Wichtigste ist, wie oben schon einmal kurz erwähnt, die Leserbindung und der Kontakt zu den Leserinnen und Lesern. Viele Autor:innen kommentieren die Beiträge mit Rezensionen, Stories, in denen sie verlinkt werden und allgemeine Beiträge zu ihren Büchern. Dadurch kommen dann oft ebenfalls die Zusammenarbeiten mit Buchblogger:innen zustande. Hier unterscheide ich noch einmal zwischen Selfpublisher:in und Verlagsautor:in, da diejenigen mit einem Verlag oft eben diesen noch im Rücken haben für ihre Werbung. Das muss aber natürlich nicht so sein.
Selfpublisher:in vs. Verlagsautor:in
Bei einem Verlagsautor oder -autorin ist es in der Regel so, dass man sich als Bookstagramer:in direkt an den Verlag wendet, wenn man eine Idee für eine Werbeaktion hat. Meistens werden rund um eine Buchveröffentlichung Blogtouren über Instagram organisiert. Es können aber auch Interviews, Livestreams und Co zu einer Veröffentlichung vorgeschlagen werden.
Da der Verlag aber das gesamte Marketing abwickelt, ist hier nicht der Autor oder die Autorin die Ansprechperson. Dennoch ist es natürlich cool und wichtig, dass man schon ein wenig Einblicke in das Buch durch den Autor oder die Autorin bekommen hat und kann von dort aus auch weiterarbeiten. Zudem wird die Tour dann durch Storyrepostings trotzdem von der jeweiligen Person begleitet und die Nähe kommt da wieder ganz automatisch. Wenn ein Autor oder eine Autorin aber keinen Rückhalt vom Verlag bekommt, ruft sie oft auf ihrem Kanal für eine eigene Blogtour auf, bei der man sich dann bewerben kann.
Bei Selfpublisher:innen sieht das ganze schon etwas anders aus, da sie, wie der Name schon sagt, keinen Verlag hinter sich stehen haben und oft das gesamte Buchmarketing selbst in die Hand nehmen müssen. Umso wichtiger ist hier eine gute und ausgeprägte Social Media Präsenz.
Selfpublisher:innen kommen oft auf die Blogger:innen zu und fragen, ob man das Buch gerne rezensieren möchte. Wenn sie vorab schon viel Werbung auf Instagram gemacht haben, ist das natürlich einfacher. Es gibt auch ein paar Selfpublisher:innen, die so gutes Marketing machen, dass die Blogger:innen selbst auf sie zukommen, doch leider haben es Selfpublisher:innen einfach schwerer in der Buchwelt Fuß zu fassen. Auch hier gibt es natürlich Aktionen wie Blogtouren, Q&As und Interviews, doch werden all diese Dinge oft weniger gut geklickt wie bei Verlagsautor:innen, was super schade ist, sowohl für die schreibende Person als auch für die Bookstagrammer:innen.
Aber alles in allem muss man sagen, können Autor:innen sich auf Instagram schon einen Namen machen, wenn sie dranbleiben und neben ihrem Job und dem Schreiben sich noch mehr auf Instagram und Co konzentrieren.
Bookstagram als Verlag
Die ersten, die Buchmarketing so richtig verstanden haben, waren natürlich die Verlage. Ganz am Anfang von Bookstagram & Co waren sie natürlich noch etwas skeptisch, doch mittlerweile sieht das alles ganz anders aus. Es gibt tatsächlich sogar Rezensionsplattformen von Verlagen, auf denen man sich als Bookstagramer:in anmelden kann, um darüber seine Rezensionsexemplare anzufordern.
Da gibt es die Bloggerjury von Bastei Lübbe (bspw. LYX, One Verlag, Lübbe Audio) und das Bloggerportal von Randomhouse (unter anderem Heyne, blanvalet und cbj). Zudem helfen diese Portale den Verlagen natürlich direkt einen Pool an Bookstagramer:innen aufzubauen, die sie anschreiben können für bestimmte Events, Blogtouren und Co.
Was aber natürlich dennoch bleibt ist, ein Buch wirklich in den Fokus von Bookstagram und Co zu setzen. Denn es gibt super viele Verlage in der deutschen Verlagslandschaft und die größten konkurrieren natürlich jedes Halbjahr aufs Neue darum, ihre Bücher und Autoren und Autorinnen in Richtung Hypebuch zu bewegen.
Ein Verlag schafft das unter anderem schon einmal mit einer Sache: Bloggerboxen. Wenn es zu einem Buch solch eine Box gibt, dann will jeder Blogger und jede Bloggerin so eine Box. Darin ist normalerweise das Buch und ein paar Goddies, die mit dem Buch zu tun haben. Das können exklusive Sachen sein wie Pullover, Notizhefte, Jutebeutel usw.
Wenn ein Buch solch eine Box bekommt, ist den Leser:innen oft klar, dass dieses Buch ganz besonders vom Verlag gepusht werden soll und dieser Hebel funktioniert fast immer. Denn die Community spricht darüber, rezensiert relativ fix die Bücher und dann verbreitet es sich auch schon fast wie ein Lauffeuer. Und so kann übrigens eine Box aussehen:
Natürlich funktioniert über einen normalen Instagram Account normales Buchmarketing auch wunderbar. Mittlerweile sind Verlagskanäle dazu übergegangen, auch Buchblogger:innen einzustellen, um den Kanal zu führen. Denn: Wer kann den Kanal nicht am allerbesten führen als Personen, die täglich auch in ihrer Freizeit mit der Branche in Kontakt treten? Und ähnlich bauen sich solche Kanäle mittlerweile auch auf. Es wird viel Wert auf Ästhetik, schöne Fotos und tolle Reels gelegt.
Und wenn es darum geht, einmal im Halbjahr die neuen Bücher zu zeigen, lassen sich Verlage auch immer eine Revealweek einfallen, in der die Bücher täglich in besonderem Spotlight in den Stories und im Beitrag stehen.
Für wen ist denn jetzt Bookstagram genau etwas?
Abschließend würde ich sagen, ist Bookstagram für jeden etwas, der Lust hat, sich mit Büchern zu beschäftigen, egal ob Du ein:e Buchliebhaber:in bist oder jemand, der gerne ab und an mal liest. Wenn Du einfach nur Buchtipps oder neuen Lesestoff suchst, solltest Du einfach mal unter den Hashtags #bookstagramgermany #buchtipp oder ähnlichen Tags nachschauen, ob Du coole und passende Personen für Dich findest. Für einen Verlag oder Autoren ist Bookstagram eigentlich gar nicht mehr wegzudenken. Denn hierüber wird der Hype eines Buches generiert, Kaufentscheidungen getroffen und am Ende auch gesprochen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen