Es ist so weit. Lang ersehnt und nun Live – Googles neueste Innovation für die Suchergebnisseiten. Im Mai 2023 wurde die damals noch “Search Generative Experience” genannte KI Unterstützung für die Google Suche erstmalig präsentiert. Die Vorstellung galt als bahnbrechender Schritt, um das Sucherlebnis durch den Einsatz generativer KI zu verbessern.
Ein Jahr später am 14. Mai auf der Google I/O wurde diese jetzt für den US-Markt freigegeben. Jedoch unter dem neuen Namen “Google AI Overview. Google AI Overview extrahiert somit relevante Informationen aus Webseiten, fasst diese zusammen und gibt sie dann als direkte Antwort auf die Suchanfrage oberhalb der organischen Treffer aus. In Europa wird eine Veröffentlichung im späten Herbst angedacht.
Google selbst und auch zahlreiche Stimmen aus der SEO Welt sehen durch diesen Schritt einen der größten Änderungen des Sucherlebnisses überhaupt. Aber was genau ändert diese neue Technik jetzt an dem Benutzerlebnis und der Suchmaschinenoptimierung? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel auf den Grund und versuchen aus ersten Studien und Erfahrungen unsere Schlüsse zu ziehen.
Was ist Google AI Overviews
Kurz gesagt, die aktive Integration von Googles eigener KI, Gemini, in die SERP (Search Engine Result Page). Die KI durchsucht das Internet nach einer Vielzahl relevanter Quellen zur Suchanfrage, wertet diese und gibt die Informationen zusammengefasst als Antwort auf die Suche wieder. Somit wird Nutzer:innen eine möglichst umfassende Antwort auf eine Suchanfrage gegeben.
10 blaue Links als Ergebnis einer Suche sind somit Schnee von gestern. Statt wie bisher eine bloße Liste mit Links gibt Google nun direkt zusammenfassende Antworten, die aus mehreren Quellen zusammengestellt werden.
In der Theorie versteht die Technologie den Kontext einer Anfrage besser und kann dadurch präzisere, relevantere Informationen für Nutzer:innen liefern.
Die häufigste Auswertung erfolgt als Fließtext oder Zusammenfassung in Bullet Points, manchmal auch unterstützt durch Grafiken. Die Darstellung kann aber je nach Suchanfrage variieren.
Wann genau ein AI Overview ausgespielt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Anfangs lag die Häufigkeit bei 84 %, Google scheint hier aber auf erste Kritik (dazu später mehr) eingegangen zu sein und nun liegt die Häufigkeit laut Untersuchungen der SEO Plattform BrightEdge nur noch bei 15 %. (Quelle: searchengineland.com).
Die Informationen aus dem AI Overview werden aber immer stets in jedem Abschnitt mit Links zu den Quellen hinterlegt. Somit ist immer nachzuvollziehen, woher die KI diese Information zusammengefasst hat.
Vorteile für Nutzer:innen
Wie bereits erwähnt, gibt Google mit AI Overviews Informationen aus verschiedensten, relevanten Quellen zusammengefasst wieder. Dadurch ergibt sich in der Theorie eine Zeitersparnis und höherer Komfort beim Suchen von Themen.
Nutzer:innen können in natürlicher Sprache Anfrage an die Suchmaschine stellen und diese liefert dann kontextbezogene Ergebnisse, ebenfalls in einfacher Sprache zusammengefasst.
In der Theorie bedeutet das, dass durch die neuen AI Overviews eine erhebliche Verbesserung der Sucherfahrung besteht. Informationen werden direkt zusammengefasst dargestellt, ohne dass man dabei mehrere Webseiten eigenhändig durchsuchen muss.
Der Einfluss von Google AI Overview auf die Suchergebnisse
Wenn bei einer Suchanfrage ein AI Overview ausgespielt wird, ändert dies die bislang bekannte Ansicht einer Suchergebnisseite immens.
So wird das AI Overview Feld bereits vor dem ersten organischen Treffer angezeigt. Somit sind organische, aber auch bezahlte Ergebnisse von der neuen Implementation gleichermaßen betroffen.
Veränderung für die organischen Suchanzeigen
Wenn ein AI Overview bei einer Suchanfrage ausgelöst wird, sind die ersten organischen Treffer, vor allem am Handy, definitiv erst nach dem Scrollen sichtbar. Somit liegt die Schlussfolgerung nahe, dass sich dies negativ auf die Click-Through-Rate ausspielen wird. Vor allem auch aus dem Grund, dass in der AI Overview Zusammenfassung die gesuchte Information bereits angezeigt worden ist. Diese Annahme zeigt sich auch in ersten Untersuchungen.
„So sagt Kevin Indig in einer Publikation bei Growth Memo “...almost a 9% decline in the clickthrough rate from AI Overviews when compared to normal search results.”. (Quelle: growth-memo.com)”
Erste Studien zeigen auch auf, dass die ausgespielte Zusammenfassung von AI Overview nicht immer aus Webseiten stammt, die in den Top 10 zu finden sind. Häufig werden Publikationen wie Blogs oder Fachpresse als Quelle herangezogen. Somit ist ein gutes Ranking nicht ausschlaggebend, um bei einem AI Overview gelistet zu werden.
Hochwertige, nutzerzentrierte Originalinhalte mit E-E-A-T-Merkmalen (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) sind daher entscheidend für eine erfolgreiche Sichtbarkeit.
Wird jedoch eine Website und deren Information von Google als Vertrauenswürdig eingestuft und für das AI Overview benutzt, so wird diese auch als Quelle hinterlegt und erscheint entweder versteckt hinter einem Pfeil nach jedem Absatz oder auch direkt als Kästchen.
Auswirkung auf Google Ads
Momentan werden Google Ads Werbeanzeigen oberhalb oder unterhalb der AI Overviews ausgeliefert. Doch Google testet bereits erste bezahlte Inhalte innerhalb der AI Overviews.
So zeigt Google an einer Beispielsuchanfrage “Wie bekomme ich Falten aus meinen Klamotten”, dass sich unter dem Label “Sponsored” im unteren Bereich des AI Overview Produkte befinden.
Im Gegenzug zur organischen Suche wird hier eher von der Annahme gesprochen, dass sich die CTR vermutlich kaum ändern wird, vor allem nicht, wenn die Integration in die AI Overview verstärkt wird.
Die Werbeanzeigen in den AI Overviews haben für Furore gesorgt. Die Sorge, die AI Overviews würden dadurch nicht rein inhaltlich den qualitativ besten Content auswählen, sondern das, was sich am besten verkauft, ist berechtigt. Allerdings ist auch dies nur ein rein logischer Schritt für Google.
Wie der User “astroWZRD” bei einem Beitrag von The Verge dazu kommentierte “Something like 80-90% of Google’s parent company’s revenue is generated through advertising…are we really that shocked?” (Quelle: https://www.theverge.com/2024/5/21/24161724/google-ai-search-results-ads-test)
Live sind die bezahlten Suchergebnisse auch in Nordamerika noch nicht. Marketer:innen werden auf das sich verändernde Suchverhalten von Nutzer:innen eingehen müssen, um relevante Anzeigen zu schalten. Mehrere Keywordoptionen und längere Suchbegriffe werden wesentlich größeren Einfluss auf die Werbestrategien haben.
Die Funktionsweise von Google AI Overview
Wie verändert sich aber nun die Suchmaschinenoptimierung durch Google AI Overviews? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einmal in die Vergangenheit zurück und uns Googles eingereichte Patente genauer anschauen, um zu verstehen, wie die AI Overviews überhaupt funktionieren.
Wie Google AI Overview Deine Suchanfrage versteht
Google verwendet bei AI Overview verschiedene Large-Language-Modelle (LLM). Dabei entscheidet die AI je nach Suchanfrage, ob ein Modell, mehrere oder gar keins zum Tragen kommt. Diese Entscheidung wird daran festgemacht, ob Deine Suchanfrage kreativ und informativ ist, die Anzahl bestimmter Wörter aufweist und die Komplexität der Anfrage und Daten anhand ähnlicher oder gleicher Suchen anderer Nutzer:innen enthält.
Suchst Du beispielsweise nach “Öl” und hast in Deinem vorherigen Suchverlauf Dich über Autos informiert, so wird Dir das LLM ein AI Overview ausspielen, das sich um Motoröl o. Ä. dreht. Solltest Du davor aber nach Kochrezepten gesucht haben, so werden Dir im AI Overview die richtigen Öle zum Kochen zusammengefasst.
Der Unterschied der eingesetzten LLM liegt später in der Darstellung. Je nachdem, welches LLM zum Einsatz kommt, wird eine Zusammenfassung oder eine Aufzählung von Quellen zuerst ausgegeben.
Wie die Darstellung eines AI Overviews entsteht
Da wir nun wissen, dass bei Suchanfragen teils verschiedene LLM zum Einsatz kommen, ist es auch für die spätere Optimierung wichtig zu verstehen, wie diese Modelle ihre Informationen zusammentragen und ausspielen.
- Beispiel 1
Das LLM sucht sich zuerst relevante Inhalte aus dem Internet zusammen und generiert daraufhin seine Zusammenfassung.
- Beispiel 2
Das LLM erstellt zuerst eine Zusammenfassung, basiert auf ihrer eigenen Erfahrung und überprüft diese dann anhand von Inhalten aus dem Internet.
- Beispiel 3
Hier erstellt das LLM eine Zusammenfassung zuerst, ergänzt aber anhand von persönlichen Nutzerdaten (Öl Beispiel) und erhebt diese dann gesondert hervor.
Wie Google AI Overview Quellen findet und benutzt
Google verwendet bei AI Overview einen mehrstufigen Ansatz, um die relevantesten und präzisesten Informationen für die Suchanfragen zu liefern. Dieser Prozess umfasst die Auswahl und Zusammenstellung von Dokumenten, basierend auf vier Hauptkriterien:
- Suchanfragen abhängige Kriterien
Die KI prüft, wie relevant jedes potenzielle Dokument für die spezifische Suchanfrage ist. Dies umfasst die Position im Suchranking, wie oft ein Dokument für ähnliche Anfragen ausgewählt wird, sowie dessen geografische und sprachliche Relevanz.
- Suchanfragen unabhängige Kriterien
Hierzu zählen die allgemeine Vertrauenswürdigkeit der Quelle (basierend auf Autor:in, Domain oder eingehenden Links), Popularität und Aktualität der Inhalte. Quellen, die häufig genutzt werden und von renommierten Websites stammen, werden dabei eher bevorzugt.
- Benutzerabhängige Kriterien
Die Auswahl der Ergebnisse wird an das Nutzerprofil und frühere Interaktionen mit der Suchmaschine angepasst. Diese umfassen beispielsweise kürzlich getätigte Suchanfragen und allgemeine Vorlieben, wie z.B. die häufige Suche für Video-Inhalte.
- Kürzlich gestellte Anfragen
Wie am Öl Beispiel vorhin aufgezeigt, wird dies verwendet, um aktuelle, kontextbezogene Anfragen besser auf die Nutzer:innen auszuspielen.
Durch diese Kriterien sorgt Google für qualitativ relevante, aber auch für die einzelnen Nutzer:innen personalisierte Inhalte. Speziell für SEO ist daraus abzulesen, dass Google hier nicht nur auf die Top 10 Webseiten eingeht, sondern das ganze ein wesentlich vielschichtigerer Prozess ist als anfangs erwartet und sich somit auch an Informationen einer Seite bedienen kann, die auf Platz 32 zur getätigten Suchanfrage rankt.
Herausforderungen und Chancen für SEO durch AI Overviews
Für Optimierungen ist immer wichtig zu wissen, was eine Suchmaschine, in unserem Fall Google, verlangt. Aus den vorhin genannten Informationen ergeben sich nun folgende wichtige Aspekte der Suchmaschinenoptimierung, um bei AI Overviews als Quelle herangezogen und somit gelistet zu werden. Folgende Informationen sind aus Googles Patent “Generative summaries for search results”. (Quelle: patents.google.com).
Suchanfragen abhängige Kriterien
- Aktuelle Position
- CTR
- Lokale Parameter
- Sprache
Es ist weniger verwunderlich, dass Google bei Suchanfragen abhängigen Kriterien wert auf das aktuelle Ranking der Quelle legt. Um dort auch die Relevanz zusätzlich zu messen, kommt die CTR ins Spiel. Google testet somit, wie ansprechend gewisse Quellen für die Nutzer:innen auf den ersten Blick sind. Sprache und Lokalität, also der aktuelle Standort, sind hier auch ausschlaggebend.
Optimierungstipp: Konzentriere Dich darauf, in den ersten Top 10 für diese Suchanfrage zu landen. Die Wahrscheinlichkeit, in einem AI Overview gelistet zu werden, ist in diesem Fall extremst erhöht. Außerdem ein sorgsames Auge auf Meta-Title und Description legen, um eine gute CTR zu erzielen. Wichtig ist: Sollte sich der Inhalt auf etwas Lokales beziehen, gilt es diesen entsprechend zu gestalten und ggf. mit Backlinks eine lokale Präsenz dazu aufzubauen.
Suchanfragen unabhängige Kriterien
- Häufigkeit der Verwendung bei anderen Suchanfragen
- Vertrauenswürdigkeit der Quelle
- Allgemeine Popularität
- Aktualität des Dokuments
Bei Suchanfragen unabhängigen Kriterien setzt Google mehr Gewicht auf übergreifende Kriterien. So ist ein ausschlaggebender Punkt beispielsweise, wie oft Dein Content bei verschiedenen Suchanfragen herangezogen wird. Hiermit testet Google, wie hilfreich Deine Information “Suchanfragen übergreifend” ist. Dieser Punkt spielt auch in die allgemeine Popularität ein. Google prüft auch, wie aktuell Deine Inhalte sind, um hier keine alten Daten heranzuziehen. Zudem wird die Vertrauenswürdigkeit Deines Inhaltes anhand Deines Autorenprofils, Deiner Backlinks oder Deiner allgemeinen Domain Authority geprüft.
Optimierungstipp: Halte Deine Inhalte aktuell und überprüfe diese stetig auf ihre Richtigkeit. Sorge mit Deinem Content dafür, zwar spezifisch zu sein, aber dennoch auch direkt mehrere Probleme von Nutzer:innen zu lösen. So kann ein Beitrag sich um “Kaffeemaschine reinigen” handeln, zugleich aber auch Themen abdecken wie “Kaffeemaschine entkalken”, “Kaffeemaschine warten”, “Lebenszeit einer Kaffeemaschine steigern”. Mit allgemein bekannten E-E-A-T Maßnahmen kannst Du für zusätzliche Vertrauenswürdigkeit sorgen.
Benutzerabhängige Kriterien
- Nutzerprofildaten & Attribute
- Überschneidung mit vorherigen Suchanfragen
- Kürzliche Häufigkeit bei gewissen Suchanfragen
Benutzerabhängige Kriterien sind vor allem für das Personalisieren von AI Overviews. Hier schaut sich Google das Verhalten und das Nutzerprofil an, um Inhalte besser abzustimmen. Erkennt Google, dass ein gewisser Suchbegriff in der letzten Zeit sehr häufig gesucht wird, so wird ein Kontext zu kürzlichen Ereignissen in der Welt geschlossen. Suchst Du beispielsweise nach “Spanien”, so werden Dir in der Zeit der EM Spaniens Spielergebnisse ausgeliefert, weil Google hier den Zusammenhang dazu versteht.
Optimierungstipp: Auch hier, wenn möglich, Inhalte sehr aktuell halten. Google prüft hier extremst die Aktualität. Auch ist es von Vorteil, die Sprache der gewünschten Zielgruppe bestens zu treffen. Du solltest Dich mit den Vorlieben und dem Verhalten Deiner potenziellen Besucher:innen vertraut machen und diese auch in deinen Inhalt packen.
Kürzlich gestellte Anfragen
- Verwandte Suchanfragen
- Zeitliche Nähe
- Korrelation
- Themen und Entitäten Überschneidung
Das System analysiert andere Anfragen, die im Kontext der ursprünglichen Anfrage stehen, um potenziell relevante Dokumente zu identifizieren. Hierbei kommt es auch auf die zeitliche Nähe der beiden Anfragen an. Die Korrelation zwischen Suchanfrage, Autor:in Thema, Domain und weiteren Punkten wird hierbei geprüft, der Zusammenhang muss aber äußerst stark gegeben sein, sonst vernachlässigt Google diesen.
Optimierungstipp: Stärke Deine Entität als Marke oder Person in Deiner Nische. Verstehe, welche Suchanfragen zu Deinem Thema verwandt sein könnten und versuche diese auch flächendeckend in deine Inhalte einzubauen. Während es recht schwer ist, auf die zeitliche Nähe hin zu optimieren, sollte man eventuelle Customer Journeys verstehen und Inhalte um diese herum erstellen.
Fazit und eigene Meinung
Google AI Overview wird nicht wieder verschwinden. Dadurch, dass man die AI Overviews auch gar nicht abschalten kann, setzt Google damit ein Statement. Sie werden bleiben. Aber sie sind verbesserungswürdig. Im Internet kursieren allerhand witzige, teils gefährliche Screenshots von absurden Antworten auf Suchanfragen.
Google hat darauf auch bereits reagiert und die Ausspielung von AI Overviews vorläufig massiv zurückgeschraubt. Doch die Ergebnisse werden durch die Nutzerdaten nur besser und grobe Aussetzer werden immer weniger. Daher ist es für SEO unabdingbar, sich mit diesem neuen System von Google vertraut zu machen. Vorhin genannten Methoden helfen dabei, bei verschiedenen Suchanfragen in den AI Overviews gelistet zu werden. Wer diese Maßnahmen jetzt schon durchsetzt, wird beim Live-Schalten von AI Overviews im Herbst in Europa ganz weit vorn mit dabei sein.
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