Die künstliche Intelligenz um ChatGPT von OpenAI ist in aller Munde. In der Suchmaschinenoptimierung (SEO) kann die KI in diversen Anwendungsfällen unterstützen. Nicht alle Einsatzzwecke sind dabei nützlich. In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du ChatGPT im SEO wirklich gewinnbringend einsetzen kannst.
Die New York Times attestiert ChatGPT „Brilliance and Weirdness“ und selbst Google fürchtet sich vor den Auswirkungen der künstlichen Intelligenz, hat intern die Alarmstufe Rot ausgerufen, bevor es wenige Wochen später mit Bard einen eigenen Chatbot in die Suche integrierte.
Solche KI-Tools können menschliche Sprache so gut nachahmen und Informationen so gut aufbereiten, dass ihr Einfluss auf unseren Alltag kaum absehbar ist. (Quelle: googlewatchblog.de)
Zwar sind Microsoft Bing, Google und andere Suchmaschinen eifrig dabei, Chat-Antworten in die Suche zu integrieren. Doch KI kann bereits heute im Online-Marketing konkrete Fragestellungen abnehmen.
SEOs und Content Marketing-Verantwortliche sollten bei dieser Entwicklung ganz genau hinschauen. Ihr Job wird sich durch die künstliche Intelligenz und durch ChatGPT verändern. Neben den Chancen und diversen Möglichkeiten gibt es allerdings auch Risiken. Denn nicht alles, was die künstliche Intelligenz aktuell kann, ist für das SEO wirklich sinnvoll.
Das solltest Du beim Einsatz von ChatGPT im SEO beachten
Bevor wir uns aktuelle Use Cases für den Einsatz der KI im SEO anschauen, musst Du die Grenzen der Intelligenz kennen. Der Einsatz von ChatGPT läuft (aktuell) keinesfalls problemlos. Der Bot findet zwar auf jede Frage eine Antwort – wie gut diese ist, hängt jedoch vom Anwendungsfall ab.
Problem 1: Qualität der Inhalte
Technisch ist es zwar möglich, ChatGPT einen vollständigen und sogar suchmaschinenoptimierten Text schreiben zu lassen. Allerdings ist dessen Qualität fraglich. Die Inhalte des Chatbots stützen sich auf bereits vorhandene Texte. Neue Perspektiven und zusätzliche Expertise sind bei den Antworten nicht zu erwarten.
Das widerstrebt jedoch dem Sinn der Suchmaschinenoptimierung und des Content Marketings: Themen zu identifizieren, die einen Mehrwert bieten und besonders hilfreich sind. Darüber hinaus ist auch ChatGPT nicht fehlerfrei. Manchmal werden Informationen als Fakten deklariert, die keine sind, und es fehlen Daten, die nach 2021 erhoben wurden. (Das kann sich jedoch ändern; Stand Anfang 2023)
Zum aktuellen Zeitpunkt gilt also: Verlasse Dich niemals zu 100 Prozent auf die Informationen der KI. Auch wenn es in der Branche einige Beispiele gibt, die mit automatisiert erstellten Texten Rankings erzielt haben, ist das eher die Ausnahme als die Regel. Ein gut erstellter und hochwertig produzierter Inhalt mit Mehrwert schlägt derzeit noch jeden Text einer KI.
Problem 2: Googles Richtlinien für Webmaster
Was sagt Google dazu? Googles Algorithmus wird in der Lage sein, Inhalte von ChatGPT zu erkennen. In seinen Richtlinien rät Google bereits von automatisch generierten Inhalten ab:
„Automatisch generierte Spaminhalte sind Inhalte, die durch ein Programm erstellt wurden, ohne dass dabei Originalinhalte oder ein ausreichender Mehrwert geschaffen wurde. Sie dienen hauptsächlich dazu, das Suchranking zu manipulieren – für Nutzer sind sie nicht hilfreich.“ (Quelle: developers.google.com)
Eine Art Grauzone sind KI-generierte Texte, die im Anschluss von Redakteuren und Redakteurinnen überarbeitet und aufgewertet werden. Hier hängt es von der Arbeit des Redaktionsteams ab, inwieweit es die Qualität der Inhalte verbessert.
Per se sind ChatGPT- bzw. KI-erstellte Inhalte nicht untersagt. Google wird an verschiedenen Stellen jedoch nicht müde zu betonen, dass diese einen wirklichen Mehrwert für Nutzende schaffen sollen.
Probleme 3: Urheberrecht
Nicht zuletzt kann es beim Einsatz von ChatGPT zu Problemen beim Copyright kommen. Da die Intelligenz weder Quellen ausweist, noch Zitate unterbringt, führt das in Extremfällen zu Urheberrechtsverletzungen. Aus SEO-Sicht kein erstrebenswerter Zustand: Schließlich zählen ähnliche bzw. gleiche Inhalte zum Duplicate Content. Wer hier nicht aufpasst, riskiert eine Abstrafung von Google.
Für diese SEO-Anwendungsfälle lohnt sich ChatGPT
Wegen all dieser Probleme ist beim Einsatz von ChatGPT Vorsicht geboten. Es gibt aber Anwendungsmöglichkeiten, in denen die KI im SEO hilfreich ist. Das betrifft vor allem die Vorrecherche, Konzeption, Inspiration und regelmäßige, sich wiederholende Aufgaben. In der Praxis haben sich zehn Anwendungsfälle herauskristallisiert, die Dir im Alltag helfen können.
Wir haben diese inklusive passender Befehle und Tipps für Dich zusammengetragen:
- Meta Title und Description für Suchergebnisse: ChatGPT schreibt auf Anweisung Title-Tags und Meta Descriptions für Dein SEO-Snippet. Hierbei kannst Du sogar eine genaue Zeichenanzahl vorgeben und auf Wunsch einen Call-to-Action integrieren. Je mehr Informationen und Keywords Du der künstlichen Intelligenz übergibst, desto besser werden die Ergebnisse. Gerade die Description solltest Du im Anschluss aber nochmal auf ihre Richtigkeit überprüfen.
- Themenideen finden: Nutze ChatGPT, um auf Content- und Themenideen im SEO zu kommen. Frage den Bot einfach nach seinen Vorschlägen zu einem bestimmten Thema oder zu einem bestimmten Keyword. Du kannst damit sowohl ganze Beitragsideen als auch Themenideen für ein vorgegebenes Artikelthema generieren. Gib außerdem die Art des Beitrages mit an, um die Richtung vorzugeben. Je konkreter Du Deine Frage stellst, desto genauer sind die Antworten. Wenn Du eher auf Inspiration aus bist, solltest Du dem Chatbot jedoch genügend Freiraum geben.
- Generiere strukturierte Daten: Für FAQs, How-tos oder andere Rich Snippets brauchst Du ein SEO-Markup, das über ein Code-Schema gekennzeichnet ist. Diese Arbeit nimmt Dir ChatGPT in Zukunft ab. Füge einfach Deine Inhalte in das Textfeld des Bots ein und bitte die Intelligenz, die Auszeichnung mit JSON-LD zu erstellen. Du bekommst einen fertigen Code zum Kopieren.
- Keywords clustern: In Sachen Keyword-Recherche kann Dich ChatGPT ebenfalls unterstützen. Aktuell lohnt es sich nicht, das Tool zum Finden neuer Keywords oder Keyword-Potenziale zu nutzen. Die KI ist kein SEO-Tool und zeichnet weder ein korrektes Suchvolumen noch die Konkurrenz und Relevanz des Keywords aus. Außerdem sind die Daten, mit denen das Tool in der aktuellen Version arbeitet, älter als 2021. Du wirst also keine Keyword-Trends erfassen können. Dadurch, dass die Intelligenz Zusammenhänge und Themen versteht, kann sie jedoch Keywords clustern, thematisch sortieren und in Tabellenform ausspielen. Das hilft Dir, um Themenwolken zu identifizieren, zu denen Du Beiträge und Content Hubs erstellen kannst.
- Keywords in Marketing-Funnel einsortieren: Ähnlich wie sich die Keywords nach Themen clustern lassen, kannst Du sie auch in die verschiedenen Stufen eines Marketing-Funnels einsortieren. ChatGPT unterstützt Dich damit bei der Content-Strategie und der Umsetzung der jeweiligen Beiträge. Übrigens lassen sich die Schlagworte bei Bedarf auch nach Suchintention kategorisieren.
- Content Briefings vorbereiten: Du kannst ChatGPT dafür nutzen, Content Briefings für Redakteure und Redakteurinnen und Texter:innen zu erstellen. Das Tool macht Vorschläge für Themen und Überschriften, die in dem Beitrag vorkommen sollen. Außerdem ergänzt es auf Anweisung Stichpunkte zu jedem Textabschnitt. Auf Basis dieser Vorschläge kann der/die Redakteur:in anschließend anfangen, zu arbeiten.
- Textergänzungen und Zusammenfassungen: Der Chatbot von OpenAI ist besonders gut darin, Zusammenfassungen und kleine, ergänzende Absätze zu erstellen. Wie erwähnt, solltest Du darauf verzichten, vollständige Texte von der KI schreiben zu lassen. Willst Du aber Deine SEO-Texte ergänzen, updaten oder um kurze Formate wie FAQs erweitern, kann die Intelligenz hilfreich sein.
- Fehlende Themen in bestehenden Beiträgen identifizieren: Du willst einen bestehenden SEO-Beitrag optimieren? Die KI kann ganz einfach fehlende Themen, Sub-Topics und Fragen identifizieren, die noch nicht in Deinem Beitrag vorkommen. Frage den Bot nach den fehlenden Themen und füge Deinen Beitrag im Anschluss ein. Aktuell lässt sich hier jedoch nur eine begrenzte Anzahl an Wörtern verwenden, deswegen solltest Du Deinen Text vorher etwas zusammenfassen.
- Blogs in neuen Bereichen identifizieren: Du lernst ein Themenbereich gerade erst kennen? Dann kann ChatGPT mit einem einfachen Befehl dabei helfen, relevante Blogs und Magazine zu finden. Im Anschluss kannst Du diese mithilfe der bekannten SEO-Tools auf Content-Ideen analysieren oder Link-Möglichkeiten ausloten.
- RegEx schreiben: Es darf bei SEO-Analysen mal etwas schneller gehen? Mit einem einfachen Befehl hast Du dank OpenAI die Möglichkeit, eine RegEx zu formulieren, die beispielsweise in der Google Search Console oder in Google Analytics anwendbar ist. Etwa, um URLs zu filtern, die einem bestimmten Muster folgen oder Keywords zu identifizieren, die unterschiedliche Intentionen haben. Probiere auch mal aus: „Schreibe eine RegEx, um Keywords zu filtern, die eine Frage beinhalten.“
Künstliche Intelligenz im SEO: Wo geht die Reise hin?
ChatGPT ist eine interessante Ergänzung für das Suchmaschinenmarketing, sofern man die Grenzen und Schwächen des Tools kennt. Aktuell ist die Intelligenz natürlich nicht in der Lage, den Großteil der SEO-Arbeit zu ersetzen. Willst Du einen einzigartigen Content mit Relevanz und Mehrwert schaffen, solltest Du Dich nicht auf den Chatbot verlassen.
Für Zusammenfassungen eines Inhalts, Inspirationen und Ergänzungen ist ChatGPT aber gut geeignet. Außerdem kann es wiederkehrende Aufgaben und semantische Abfragen übernehmen.
Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz ist aber noch lange nicht zu Ende. Der Algorithmus wird immer besser und bald auch mit aktuelleren Daten gefüttert werden. Und auch an anderer Stelle wird KI den Alltag von SEOs beeinflussen: Suchmaschinen integrieren automatisch erstellte Direkt-Antworten für einen Teil der Suchanfragen direkt oberhalb der Suchergebnisse.
Dies wird zu geringeren Klickraten auf organische Ergebnisse führen, selbst wenn Webseiten als Quelle mitgeführt werden.
Insofern ist die Entwicklung KI und SEO vor allem eines: Ein interessantes Feld, das es zu beobachten gilt – und eine Chance für Suchmaschinenmarketer:innen, ihre Arbeit mit der Hilfe der künstlichen Intelligenz zu perfektionieren.
Weitere Leseempfehlungen zu dem Thema:
- Potenziale von KI im Marketing (Quelle: digital-loop)
- ChatGPT-Anwedungen für SEO und Content Marketing (Quelle: koschklinkperformance)
- SEO-Prompts: 5 hilfreiche Anweisungen für die Nutzung von ChatGPT zur Suchmaschinenoptimierung (Quelle: Specht GmbH)
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Hallo Philipp, vielen Dank für den Artikel, er gibt eine gute Übersicht zu den Optionen, die KI in SEO bietet. Ich beschäftige mich selbst schon einige Zeit mit dem Thema – berufsbedingt – aber ein Punkt war wirklich neu für mich: dass man Artikel upcyceln kann, war mir schon klar, aber so direkt auf Lücken prüfen lassen, daran habe ich noch nicht gedacht. Es wäre schön, wenn ein Datum bei dem Artikel wäre (hab ichs übersehen?). Bei solchen Themen ändert sich doch jede Woche etwas. Ein anderer Aspekt wird leider noch gar nicht richtig ausgeführt: wie sieht das neue SEO… Weiterlesen »