Wenn Du bei dem Wort Kannibalisierung an Apokalypse oder Zombieland denkst, muss ich Dich an dieser Stelle enttäuschen. Aber mindestens genauso angsteinflößend kann der Blick ins eigene Ranking sein. Immer dann, wenn Top 10 -Rankings plötzlich ins bodenlose stürzen.
Gestern noch auf Platz 1 heute gar nicht mehr in den Suchergebnissen indexiert – das Auf und Ab für ein oder mehr Keywords ist ein Indiz für Keyword-Kannibalisierung (oder auch Keyword Cannibalization).
Wer jetzt dabei wen auffrisst, erfährst Du im Folgenden.
Was ist Keyword-Kannibalisierung?
Die Definition der Kannibalisierung, wie sie von allen größeren SEO-Websites aufgeführt wird, lautet in etwa wie folgt: Keyword-Kannibalisierung tritt dann auf, wenn mehrere Unterseiten einer Domain auf das gleiche Keyword (-Set) in den Suchergebnissen erscheinen. Dadurch konkurrieren diese Unterseiten um die Platzierungen bei Google.
Google kann in dieser Situation nicht klar definieren, welche Unterseite für das entsprechende Keyword relevanter ist. In den meisten Fällen ist die Keyword-Kannibalisierung nicht bewusst durchgeführt, sondern Ergebnis einer unstrukturierten Pflege der Website.
Synonyme für Keyword-Kannibalisierung sind Relevanz-Problem oder SEO-Überoptimierung. Der englische Begriff lautet Keyword Cannibalization.
Keyword-Kannibalisierung in der (Unternehmens-) Praxis: Erweiterte Definition
Diese Definition wird der Praxis von Websitebetreibern, meiner Meinung nach, aber häufig nicht gerecht. Keyword-Kannibalisierung beschreibt eine Konkurrenz-Situation.
Diese kann ich aus meiner SEO-Arbeit heraus aber weiter fassen:
Keyword-Kannibalisierung kann nicht nur eine einzelne Domain betreffen, sondern auch mehrere Domains und Subdomains eines Unternehmens bzw. von Unternehmen und Tochterunternehmen.
Zur Erklärung folgt ein einfaches Beispiel:
Ein größeres Unternehmen hat eine Hauptdomain, die die Dienstleistungen und Produkte darstellt. Die Pflege der Website wird von den Produktmanagern übernommen. Hinzu kommt eine Subdomain, die regelmäßig News über das Unternehmen und seine Produkte veröffentlicht. Diese Inhalte werden von der PR-Abteilung des Unternehmens gepflegt.
Das neue Release von Produkt A erscheint unter den Produktseiten, geschrieben und eingepflegt vom Produktmanager. Die PR-Abteilung veröffentlicht hierzu einen Offline-Artikel und bindet diesen auf der Subdomain ein.
Und schwupps ist es passiert: Der Keywordfokus beider Zielseiten liegt unbewusst oder bewusst auf dem gleichen Keyword (“Release Produkt A”). Am Ende liegt eine Kannibalisierung zwischen der URL der Hauptdomain und der URL der Subdomain vor.
Die Suchmaschine steht dann vor dem Problem, zu entscheiden, welche der beiden Landingpages, News- oder Produktseiten, nun die Suchintention besser abdeckt.
Das erste Beispiel ließe sich noch in die allgemein bekannte Definition von Kannibalismus eingliedern – mit der Ergänzung Subdomain.
Also: Keyword Kannibalisierung tritt dann auf, wenn mehrere Unterseiten einer Domain oder Unterseiten einer Domain und Subdomain auf das gleiche Keyword(-Set) in den Suchergebnissen erscheinen. Folglich noch keine allzu große Erweiterung der allgemein anerkannten Definition des Relevanz-Problems.
Wenn der Google-Bot die Relevanz der einzelnen Seiten nicht richtig bewerten kann, liegt das Relevanz-Problem vor. Dabei spielt es aus der praktischen perspektive heraus eigentlich keine Rolle, ob Seiten einer einzigen Domain oder unterschiedlicher Domains betroffen sind. (Quelle: Sandra Schneck)
Anders sieht das Ganze aus, wenn ein Unternehmen mehrere Domains verantwortet. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein Unternehmen eine andere Marke mit starkem Brand aufkauft. Meistens ist dann das Ziel, von dem bekannten Brand des neuen Produkts zu profitieren, das Branding also aufrechtzuerhalten.
Häufige Lösung:
Die Brand-Domain lebt fort, gleichzeitig wird das neue Produkt auch auf der Corporate-Website aufgenommen. Dann treten zwei Domains ein und desselben Unternehmens in Konkurrenz zueinander.
Anders gesagt: Die eine kannibalisiert die andere. Aus SEO-Sicht lässt sich das mit dem normalen Kampf um Rankings begründen. Aus meiner Erfahrung heraus kann das innerhalb eines Unternehmens zu größeren (Kannibalisierungs-) Kämpfen führen.
Zwei Beispiele aus meiner eigenen Praxis, die zeigen: Keyword-Kannibalisierung sollte unbedingt auch breiter betrachtet werden.
Wie zeigt sich Keyword-Kannibalisierung?
Das Ausmaß von Keyword-Kannibalismus zeigt sich durch:
1. Mehrere Unterseiten erscheinen bei Eingabe eines Keywords in den Suchergebnissen.
2. Nicht die gewünschte Zielseite, sondern eine andere Seite rankt auf das entsprechende Keyword.
3. Rankings für einzelne Keywords sind sehr sprunghaft. In der einen Woche rankt die Seite noch auf Position 1 in der nächsten nicht einmal mehr in den Top 10.
4. Im schlimmsten Fall und ohne Gegensteuerung kann Keyword-Kannibalisierung zum Verlust der Sichtbarkeit kompletter Domains führen.
Ursachen für Keyword-Kannibalisierung
Die Ursachen für das Auftreten von Keyword-Kannibalisierung sind vielfältig. Aus der Praxis heraus lässt sich zwischen strukturellen und technischen Ursachen unterscheiden.
Strukturelle Ursachen
Strukturelle Ursachen betreffen die Strukturen der Websitebetreiber, also beispielsweise eines Unternehmens. Wird die Websitepflege nicht zentral gesteuert, sondern von mehreren internen oder externen Stakeholdern verantwortet, kann in Folge eine Kannibalisierung auftreten.
Gründe dafür:
1. Die Website wird nicht zentral, sondern an vielen unterschiedlichen Stellen gepflegt, die wenig bis gar nicht miteinander kommunizieren.
2. Content wird ohne fortlaufende Content-Planung stetig produziert.
3. Weitere Domains von zum Beispiel Tochterunternehmen oder Marken werden integriert, die im Verlauf aufgekauft und umgebrandet werden. Im schlimmsten Fall werden die Inhalte eins zu eins übernommen, alte Domains werden nicht weitergeleitet, sondern bestehen fort. In diesem Fall besteht nicht nur Kannibalisierung, sondern sogar Duplicate Content.
Technische Ursachen
Technische Ursachen beziehen sich stärker auf Versäumnisse oder Unwissenheit im Bereich der technischen Suchmaschinenoptimierung. Sie können durchaus aber auch auf Strukturen, wenn Verantwortlichkeiten nicht klar geregelt sind, zurückzuführen sein.
Gründe dafür:
1. Beim Aufbau oder der Erweiterung einer Domain liegt keine klare Keyword-Recherche bzw. kein klares Keyword-Mapping für die einzelnen URLs vor. Seiten werden nach Gefühl, nicht auf Grundlage einer Recherche aufgebaut.
2. Es gibt unterschiedliche Standorte eines Unternehmens, die lokale Beiträge produzieren und veröffentlichen. Auch hier wurden keine technischen Vorkehrungen getroffen, um Google die Relevanz einzelner Unterseiten zu verdeutlichen.
3. Domains versuchen mehrere Zielgruppen wie z.B. Privat- und Geschäftskunden gleichzeitig anzusprechen, nutzen dafür aber unterschiedliche Landingpages, ohne dabei technische Vorkehrungen zu treffen.
4. Mehrsprachigkeit wird technisch nicht sauber umgesetzt. Bestehen zum Beispiel für die Dach-Region drei einzelne Domains (Top-Level-Domains .at, .de, .ch), die nicht oder nicht deutlich mit Sprach-Tags ausgezeichnet sind, kann dies zu einer unklaren Zuordnung durch Google führen.
Ursachen für das Relevanz-Problem in der Praxis. (Quelle: Sandra Schneck)
Wie kann Keyword-Kannibalisierung aufgelöst werden?
Rankings sind verloren, Ursachen identifiziert. Jetzt geht es an den Wiederaufbau und an den Kampf gegen den Kannibalismus. Alle Maßnahmen wirken ebenso präventiv wie auflösend.
Ausmisten von in der Vergangenheit produzierter Inhalte
Wenn in der Vergangenheit stetig neuer Content produziert wurde, ohne Planung oder Keyword-Recherche, hilft nur eines: ausmisten! Das sollte aber nicht ohne Plan und Vorab-Analyse passieren. Aber wie kann nun entschieden werden, welche URL bleiben soll und welche davon ausgemistet wird?
Dafür prüfst Du die bestehenden Rankings.
Welche URL bestehen bleiben soll, hängt dabei von mehreren Faktoren ab:
1. Welche Unterseite weist die meisten (guten) Platzierungen auf? Das lässt sich mit diversen SEO-Tools prüfen. Kostenlose Insights liefert auch die Google Search Console.
2. Nutzersignale auswerten: Welche Seite bietet echten Mehrwert für den Nutzer? Welche der Seiten bietet die größere Menge an wichtigen Informationen?
3. Ist ein Website-Tracking-Tool (z.B. Google Analytics) im Einsatz kannst Du auch aus diesem Nutzersignale wie Verweildauer oder Absprungrate für die Unterseiten auswerten.
Natürlich kannst Du auch Inhalte der sich kannibalisierenden URLs zusammenfassen. So schaffst Du im besten Fall Content, der für den Nutzer am ergiebigsten ist.
In der Google Search Console lässt sich die bestperformende Seite ermitteln. Durch Filtern nach bestimmten Suchanfragen kann Keyword-Kannibalisierung aufgespürt werden. (Quelle: Google Search Console)
Achtung: Um durch die Auflösung der Keyword-Kannibalisierung nicht eine Menge an 404-Fehler-Seiten zu produzieren, solltest Du unbedingt alle URLs entsprechend weiterleiten. Das hilft Dir, die bestehenden Rankings auf die neue URL zu übertragen und den Nutzer nicht ins Leere laufen zu lassen.
Jeder neuen URL ordnest Du ein entsprechendes Keyword-Set zu. Dieses Keyword-Mapping dient dazu, in Zukunft nicht wieder neue Kannibalisierungen zu schaffen. Achte bei der Recherche auch immer auf die dahinterliegende Nutzerintention.
Spielen Suchmaschinen eher Blog- oder Informationsartikel aus, ist das Keyword für eine Produktseite nicht geeignet. Denn dann sucht der Nutzer nach Informationen und möchte kein Produkt erwerben. Im schlimmsten Fall kann das zu negativen Nutzersignalen (hohe Absprungraten, kurze Verweildauer auf der Seite) führen.
Ab sofort gilt: Nie mehr ohne Plan
Nach dem radikalen Ausmisten gilt: Ab sofort wird nur noch Content nach Plan produziert! Egal, ob News, Product Releases oder neue Dienstleistung, eine Website kann nur erfolgreich sein, wenn alle Beteiligten am gleichen Strang ziehen. Am besten gelingt das mit einer Content-Planung, die für alle zugänglich ist. Darin werden neben dem Thema auch das jeweilige Keyword-Set zugeordnet. Eine doppelte Zuordnung ist ausgeschlossen und verhindert so erneuten Kannibalismus.
Tipp: Bei jährlich sich wiederholenden Veranstaltungen (Messen etc.) kann Kannibalisierung dadurch verhindert werden, indem die jeweilige Jahreszahl mit einbezogen wird (Name der Messe 2021, Name der Messe 2022 etc.). Noch besser ist es aber, wenn der bestehende Content jedes Jahr wieder aktualisiert wird. Dadurch ist die Gefahr der internen Konkurrenz auf jeden Fall gebannt.
Interne und externe Verlinkung nutzen, um das Relevanz-Problem aufzulösen
Der Google-Crawler folgt Links. Das kannst Du Dir auch beim Kampf gegen die Kannibalisierung zu Nutze machen. Hast Du interne URLs, die sehr ähnliche Keywords aufweisen, kannst Du durch interne und externe Verlinkungen die wichtigere Seite zusätzlich pushen. Denn umso mehr Links auf eine Unterseite verweisen, umso wichtiger stuft Google diese Seite ein.
Um zusätzlich noch das Keyword der wichtigeren Seite zuzuordnen, ist der Ankertext oder Anchor-Text der internen und externen Verlinkungen zu beachten. Der Anchor-Text ist der Text, der verlinkt wird.
Anders gesagt: Der jeweilige Link „versteckt“ sich quasi hinter diesem Ankertext. In unserem Messe-Beispiel könnte der Anchor-Text für die externen und internen Verlinkungen also “Name der Messe 2022” heißen. Die internen Verlinkungen würden dann nur noch den neuen, aktuellen Beitrag ansteuern.
Interne und externe Verlinkungen stärken die Relevanz einer Unterseite in den Suchergebnissen und können so dazu beitragen Keyword-Kannibalismus aufzulösen. Dabei spielen auch der richtigen Ankertexte eine wichtige Rolle. (Quelle: Sandra Schneck)
Jeder Standort kocht (nicht) sein eigenes Süppchen
Durch eine ausführliche Planung des Contents ist zwar die größte Gefahr gebannt, bei mehreren Standorten ist dennoch Vorsicht geboten. Stell Dir vor, Dein Unternehmen bietet an mehreren Standorten ein Online Marketing Seminar an. Du möchtest für die Standorte Köln, Berlin und Stuttgart einen entsprechenden Beitrag veröffentlichen.
Was fällt auf?
Das Keyword-Set wird für jeden Standort ähnlich oder identisch ausfallen und die Suchmaschine somit vor ein Relevanz-Problem stellen.
Um Kannibalisierung zu verhindern, fokussierst Du den jeweiligen Standort im Keyword-Set:
- Online Marketing Seminar Köln
- Online Marketing Seminar Berlin
- Online Marketing Seminar Stuttgart
Im Beitrag verwendest Du immer das entsprechende Longtail-Keyword mit Ortsbezug. Dieses sogenannte „GEO-Tagging“ verdeutlicht Google den Ortsbezug und löst das Relevanzproblem auf. Sucht ein Nutzer nahe Köln ein Online Marketing Seminar wird Dein Standort in Köln im Index erscheinen, nicht aber Berlin oder Stuttgart. Die Seminarseiten kannibalisieren sich somit nicht.
Willst Du auf Nummer sicher gehen, kannst Du zusätzlich die Unterseiten mit einem entsprechenden HTML-Eintrag versehen. Der GEO-Tag enthält Informationen wie Land, Region, Ort und geografische Längen- und Breitenkoordinaten. Dies erleichtert Google den Abgleich zum Nutzerstandort und hilft den dem Nutzer am nächsten liegenden Standort Deines Unternehmens auszuspielen.
Für den OMT sieht der GEO-Tag folgendermaßen aus:
<meta name=”geo.region” content=”DE-BW” />
<meta name=”geo.placename” content=”Hofheim am Taunus” />
<meta name=”geo.position” content=”50.09100979557044, 8.450090983041633″ />
<meta name=”ICBM” content=”50.09100979557044, 8.450090983041633″ />
Der GEO-Tag lässt sich mit einem kostenlosen Generator ermitteln. (Quelle: geo-tag.de)
Wie aber das Mutter-Tochter-Problem lösen?
Jetzt aber nochmals zu unserem Mutterunternehmen und Tochterunternehmen. Aus SEO-Sicht wäre die beste Lösung, die Domain des neu eingegliederten Unternehmens in die Domain der Mutter zu integrieren. Das geht in der Praxis schon aus dem Grund des Branding-Verlust meistens nicht. Hinzu kommen oftmals noch unternehmenspolitische Diskrepanzen.
Wie kann dennoch das Problem der Kannibalisierung aufgelöst werden?
Wichtig ist, sich darüber klar zu werden, welche Domain von Google als relevanter eingestuft werden soll. Für das neue Produkt wird das höchstwahrscheinlich weiterhin die Domain der Tochter sein. Also sollte diese auch auf das jeweilige Keyword im Ranking weiter oben stehen. Die Inhalte auf der Mutter-Domain sollten zu diesem Produkt also nur knapp und kurz dargestellt werden.
Sind dennoch relativ ähnliche Inhalte sowohl auf der Domain der Tochter als auch auf der Domain der Mutter zu finden, kann die Einstellung noindex oder das Setzen von Canonicals helfen.
Gleiche Inhalte auf unterschiedlichen Domains oder Verzeichnissen
Weiterleitung und Zusammenfassung von URLs sind auch bei der Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen nicht möglich. Das zeigt sich zum Beispiel bei Banken oder großen Energieunternehmen. Hier wird auf der Website meist in Privatkunden und Geschäftskunden unterschieden.
Geschuldet ist dies meist den Unternehmensstrukturen (andere Ansprechpartner je nach Zielgruppe) oder gesonderten Konditionen (reduzierte Preise für Großabnehmer). Die Produkte und somit das Keyword-Set bleiben aber nahezu identisch.
Um dennoch Keyword-Kannibalisierung zu verhindern, kann auch hier mit dem noindex-Befehl gearbeitet werden.
Dieser sieht wie folgt aus und wird in den Header der Website eingebunden:
<meta name=”robots” content=”noindex”>
Er verhindert, dass Google die entsprechende Seite in den Index mit aufnimmt. Die Seite wird folglich nicht in den Suchergebnissen erscheinen. Eine Überoptimierung beziehungsweise Kannibalismus sind somit von vornherein ausgeschlossen.
Um Google aber gleichzeitig die Relevanz der anderen Seite mit dem gleichen Keywordfokus zu verdeutlichen, kann mit dem Canonical Tag gearbeitet werden:
<link rel=“canonical“ href=”https://domain.de/***”>
Der Canonical-Tag kommt auch in Shops zum Einsatz. Verkauft ein Shop zum Beispiel ein T-Shirt in verschiedenen Farben, wird der Produkt-Beschreibungstext bis auf die Farbe identisch sein.
Hier ist Best-Practice: Eine Kategorieseite auf das Keyword T-Shirt optimieren und alle Produkt-Detailseiten mit einem Canonical ausstatten, der auf die Kategorieseite verweist.
Canonicals können nicht nur auf Seiten der eigenen Domain verweisen, sondern auch auf die Seite einer anderen Domain. Somit könnte auch das Mutter-Tochter-Problem mit einem Canonical-Tag aufgelöst werden.
Übrigens: Canonical-Tag und Noindex lassen sich in vielen gängigen Content-Management-Systemen ohne große Programmierung einstellen. Bei WordPress zum Beispiel kannst Du Dich an gängigen SEO-Plugins bedienen.
Keine internationale Kannibalisierung ermöglichen
Verkauft ein Unternehmen Produkte in der DACH-Region, kommt es oft nicht drumherum, aufgrund der Währung (oder einer anderen Produktpalette) eine eigene Seite für die Schweiz, Österreich und Deutschland aufzubauen. Dann werden dieselben Produkte unter beispielsweise unternehmen.de und unternehmen.ch vermarktet. Beide Domains sind dabei in etwa auf die gleichen Keywords optimiert.
Die Domain-Endung (Top-Level-Domain) entscheidet bei Google nicht darüber, in welchem Länderindex die Seite ranken wird. Die unternehmen.ch kann folglich auch im deutschen Index auffindbar sein und andersrum. Dadurch wiederum treten beide Domains in unmittelbare Konkurrenz um Platzierungen.
Mit einem hreflang-Tag kann die Relevanz der Domain für den jeweiligen Index konkretisiert werden.
Du informierst damit Google: Es gibt eine andere Version für die Schweiz als für Deutschland!
In unserem Beispiel sieht der Link im Header folgendermaßen aus:
<link rel=”alternate” hreflang=”de-DE” href=”unternehmen.de/*” />
<link rel=”alternate” hreflang=”de-CH” href=”unternehmen.ch/*” />
Anders als beim Canonical-Tag oder beim Noindex benötigt der hreflang-Tag Kenntnisse in der Programmierung. Denn der Befehl im Header muss für jede Unterseite entsprechend angepasst ausgespielt werden.
Die Infografik zeigt die häufigsten Ursachen und Lösungen für Kannibalismus in der Praxis. (Quelle: Sandra Schneck)
Ist Keyword-Kannibalisierung immer schlecht?
Keyword-Kannibalisierung kann zu einem ernsten Problem werden. Nämlich dann, wenn Rankings nicht verbessert werden können oder gar ganz verloren werden. Aber nicht immer ist das Relevanz-Problem automatisch ein Performance-Problem.
Das zeigt das Mac-Pro-Beispiel. Suchst Du bei Google „Mac Pro“, erhält Apple Platz 1 und Platz 2 in den Suchergebnissen. Hätte Google hier tatsächlich ein Problem die relevanteste Seite herauszufinden, würde Apple keine Top-Platzierungen erhalten.
Keyword-Kannibalisierung ist nicht immer ein Performance-Problem. Wird bei Google nach Mac Pro gesucht, erhält Apple sowohl Platz 1 als auch Platz 2 mit unterschiedlichen Seiten. (Quelle: google.de)
Wie ist das zu erklären?
Google ist immer bestrebt, die bestmögliche Antwort auf die Suchanfrage des Nutzers zu liefern. Die Suchintention also zu erfüllen. Die Suchanfrage „Mac Pro“ kann sowohl von einem Nutzer eingegeben werden, der Infos zum Produkt sucht, als auch von einem Nutzer, der direkt das Produkt kaufen möchte.
Die Nutzerintention, die hinter der Sucheingabe steckt, kann von der Suchmaschine nicht vollständig identifiziert werden. Beide Fälle werden von Apple mit zwei unterschiedlichen Unterseiten bedient. Die erste gibt einen Überblick über das Gerät im Vergleich zu einem anderen (Nutzerintention: Informieren), die zweite bietet das Gerät zum Kauf an (Suchtintention: Kaufen).
In diesem Fall hat Apple also gute Arbeit geleistet und den Wettbewerber von den Top-Platzierungen verdrängt. Denn danach folgen auf der ersten Seite nur noch 8 weitere Ergebnisse. Hier liegt also kein Performance-Problem vor, sondern ein echter Mehrwert für das Unternehmen.
Konkret heißt das: Rankt Deine Website mit zwei Unterseiten auf guten Platzierungen für ein und dasselbe Keyword ist zunächst keine Handlung notwendig. Bemerkst Du aber plötzlich fatale Ranking-Verschlechterungen solltest Du der Kannibalisierung auf den Grund gehen.
Neuerdings Intended Results
Neuerdings setzt Google diesem positiven Kannibalismus aber eine neue Form des Eintrags entgegen. So erscheint seit Kurzem für manche Suchbegriffe das sogenannte „Intended Result“. Dabei werden aufeinander folgende Ergebnisse eingerückt dargestellt. Das ist auch zum Beispiel der Fall beim Keyword „Masked Singer“. Hier erhält Pro Sieben ein Intended Result für die Unterseiten TV-Programm und für den News-Bereich.
Seit neuestem erscheint für einige Suchanfragen das sogenannte Intended Result. (Quelle: google.de)
Was ist eigentlich keine Form des Relevanz-Problems?
Bleiben wir beim Masked-Singer-Beispiel und betrachten die unterschiedlichen Suchergebnisse.
Beim Keyword „Masked Singer“ erhalten wir nahezu alle erdenklichen Ergebnis-Formen, die bei Google existieren:
- Schlagzeilen
- Videos
- Knowledge-Graph
- Ähnliche Fragen
In den SERPs für das Keyword “Masked Singer” werden unterschiedliche Einträge bei Google ausgespielt. (Quelle: google.de)
In diesem Beispiel erhält die Domain bild.de sowohl einen News-Eintrag als auch die Top-Platzierung in den organischen Treffern. Dennoch liegt kein Relevanz-Problem vor.
Wenn eine Domain gleichzeitig in der Bildersuche, Videosuche oder in den lokalen Einträgen erscheint, ist das kein Fall von Keyword-Kannibalismus. Denn Google erstellt für die unterschiedlichen vertikalen Suchen jeweils einen eigenen Index.
Und wie das Beispiel oben zeigt, sollte jede Website entsprechend den Dienstleistungen oder Produkten sogar aktiv anstreben in den passenden vertikalen Suchen auffindbar zu sein.
Fazit
Die Definition der Keyword-Kannibalisierung ist nicht immer praxistauglich, da sie sich nur auf die Konkurrenz von Unterseiten einer einzigen Domain bezieht. Im alltäglichen Doing kommen aber unterschiedliche Formen der Relevanz-Problematik vor: Internationalisierung, mehrere Stakeholder oder eine Vielzahl an Domains stellen Unternehmen vor unterschiedliche Herausforderungen.
Die Folgen sind nahezu immer dieselben: Sprunghafte Rankings, Rankingverluste und im schlimmsten Fall Verbannung aus dem Index.
Um diesen Problematiken gerecht zu werden, hilft die Checkliste zur Prävention von Kannibalismus:
- Prüfe das Ranking Deiner Fokus-Keywords regelmäßig
- Produziere Content nur mit Plan
- Miste öfters mal aus
- Stärke wichtige Seite durch interne und externe Verlinkung
- Optimiere Anchor-Texte auf das Keyword
- Treffe technische Vorkehrungen wie Canonical, Noindex oder Hreflang
Generell gilt: Schluss mit Unwissenheit! Kenne die Suchintention Deiner Nutzer und beuge einem Relevanzproblem vor!
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