Für Profis in den Bereichen Marketing und SEO ist Passage Ranking aktuell ein zentrales Thema. Hervorgegangen ist das neue Buzzword aus dem im Februar 2021 ausgerollten Update von Google.
Was sich zum Zeitpunkt des Google Rollouts auf englischsprachige Suchanfragen beschränkte, soll in den kommenden Jahren nach und nach auch global eingeführt werden. Wir verraten Dir, was genau hinter Passage Ranking steckt. Zudem erfährst Du, welche Vorteile die Änderung für die Suchmaschinenoptimierung und Google Suche mit sich bringt.
Das Wichtigste zur neuen Technologie in Kürze
Passage Ranking (auch: Passage Indexing) verändert die Art und Weise, wie der Algorithmus von Google Webseiteninhalte versteht.
Die zentralen Erkenntnisse zu dem Thema können wie folgt zusammengefasst werden:
- Durch Passage Ranking kann eine Webseite fortan für einen einzelnen Textabschnitt ranken.
- Von Vorteil ist die neue Technologie für Seiten mit langem, unstrukturiertem Content.
- Die Anpassung wird sich auf circa 7 % aller Webseiten auswirken (Quelle: onlinesolutionsgroup.de)
- Die Textauszüge werden als reguläres Suchergebnis in den Google SERPs angezeigt.
In den folgenden Abschnitten erhältst Du einen umfassenden Einblick in die vorgenannten Aspekte. Am Ende wirst Du wissen, was genau es mit der Änderung auf sich hat und was sie für Webseitenbetreiber:innen, SEO und das holistische Online Marketing bedeutet.
Was ist Passage Ranking?
Bei Passage Ranking handelt es sich um die Fähigkeit von Google, relevante Textauszüge einer Seite separat zu bewerten und auf der Suchergebnisseite anzuzeigen. Dies ist seit einer Anpassung im Algorithmus BERT möglich, die im Oktober 2020 erstmals angekündigt und am 10. Februar 2021 durchgeführt wurde.
Neu am Passage Ranking ist die größere Bedeutung einzelner Textabschnitte (und Subtopics, sprich Unterthemen inklusive Überschriften) auf Seiten mit umfangreichem Content. Sie können fortan für bestimmte Keywords und Keyword-Kombinationen ranken. Hierfür ist es irrelevant, ob das Hauptthema der Seite zum Suchbegriff passt.
Eines vorweg: Die Einführung des Passage Rankings markiert keinen grundlegenden Wendepunkt in puncto Rankingfaktoren mit weitreichenden Folgen für SEO, wie es beispielsweise beim Panda Update (ausgerollt im Jahr 2011) der Fall war. Es handelt sich vielmehr um eine kleinere Anpassung seitens Google. Diese soll der KI der Suchmaschine helfen, die Inhalte von Seiten besser zu verstehen (Quelle: neilpatel.com)
In welchen Gebieten ist Passage Ranking schon aktiv?
Offiziell ist die neue Technologie momentan nur in den USA ausgerollt. Der globale Rollout soll in den kommenden Jahren folgen. Laut Senior Webmaster Trends Analyst John Mueller [2] wird der Zeitpunkt des weltweiten Launchs möglicherweise nicht offiziell verkündet (Quelle: twitter.com) ab welchem Zeitpunkt die Anpassung hierzulande greift, ist unklar. So wie wir, wurdet ihr bei Klicks auf Suchergebnisse bestimmt auch schon zu gezielten Textauszügen und Überschriften innerhalb der URLs geleitet, welche farblich hervorgehoben waren. Wie viel das Passage Ranking in Deutschland aktiv ist, können wir nicht sagen, aber komplett inaktiv ist es nicht mehr.
Was ist der Unterschied zwischen Passage Ranking und Passage Indexing?
Obwohl der Name es vermuten lässt, bezieht sich Passage Indexing nicht auf die Indexierung. Es handelt sich vielmehr um eine von Google selbst geprägte Bezeichnung für die neue Technologie. Sie führte in der Anfangsphase des Rollouts zu Verwirrung, sodass sich der Begriff Passage Ranking als Synonym etablierte (Quelle: neilpatel.com)
Wie funktioniert Passage Ranking?
Der genaue Hintergrund ist komplex und basiert auf neuronalen Netzen. Über die Details schweigt sich das Unternehmen Google aus. Die gute Nachricht: Du musst Dich nicht in die KI-Prozesse hinter der neuen Technologie vertiefen. Wichtiger ist, den grundlegenden Ablauf des Passage Rankings zu verstehen (Quelle: seo-suedwest.de)
Hierzu ein Beispiel:
Auf Deiner Webseite veröffentlichst Du lange, breit aufgestellte Texte über Online Marketing. Du möchtest das Thema in all seinen Facetten beleuchten und baust daher auch spezifische Unterthemen (Subtopics) ein – wie ein Abschnitt zu den besten SEO Tools für Anfänger.
Im Normalfall wäre nur das Hauptthema Deines Contents für das Ranking der Seite ausschlaggebend. Das Unterthema hast Du nur kurz angerissen, sodass das Subtopic wahrscheinlich keine nennenswerte Position auf der SERP einnimmt.
Beim Passage Ranking ist dies anders. Mithilfe der neuen Technologie bewertet der Algorithmus einzelne Unterthemen Deines Textes inklusive Zwischenüberschriften, um deren Inhalt und schließlich ihre Bedeutung für die Suchanfrage der Nutzer:innen zu ermitteln.
Hat die KI eine relevante Passage (für ein Subtopic) gefunden, zeigt er diese passend zur Suchanfrage auf der SERP an. Inwiefern das Hauptthema Deiner Seite mit dieser Suchanfrage übereinstimmt, spielt beim Passage Ranking keine Rolle.
Was ist der Unterschied zwischen Passage Ranking und Snippets?
Bestimmte Textauszüge und Überschriften aus einer Seite zu „filtern“ und diese bevorzugt auf der Suchergebnisseite anzuzeigen, scheint sich auf den ersten Blick nicht von Snippets zu unterscheiden. Die Suchmaschine hingegen grenzt diese Technologien deutlich voneinander ab.
Dies betonte Martin Splitt – Developer Relations Advocate bei Google – in einem Interview (Quelle: youtube.com). Seiner Aussage nach folgen die zwei Systeme unterschiedlichen Regeln. Zudem werden die Ergebnisse von Snippets oder Passage Ranking unterschiedlich dargestellt. Das folgende, offizielle Beispiel des Unternehmens zum Passage Ranking bezeichnete er daher als unglücklich.
Wie Du in der Grafik siehst, wird der Unterschied zwischen Snippets und Passage Ranking in diesem Foto nicht deutlich. Entsprechend groß war die Verwirrung unter SEO Marketer:innen und Content Profis nach der Veröffentlichung des Screenshots.
Splitt klärte dies auf und betonte: Gerankte Textpassagen werden nicht als Sofortantwort hervorgehoben und erscheinen auch nicht unter „Ähnliche Fragen“. Stattdessen werden sie als normales Suchergebnis mit blauem Link angezeigt – in vorderer Position. (Quelle: neilpatel.com)
Was ist der Grund für das Update?
Google nimmt in regelmäßigen Abständen Änderungen an seiner Technologie vor, um das Suchergebnis noch passgenauer auf die Suchanfragen der Nutzer:innen zuzuschneiden. Diese Ambition stand auch bei dieser Anpassung im Vordergrund, wie das Unternehmen bereits zum Zeitpunkt der Ankündigung der neuen Methode [1] im Oktober 2020 bestätigte. (Quelle:
Der Fokus liegt auf sehr spezifischen Anfragen. Bisher war der Google Algorithmus nicht in der Lage, diese befriedigend zu beantworten. Antworten auf eng gefasste Fragestellungen sind nur selten das Hauptthema einer Seite.
Sie verstecken sich in längeren Texten, die nicht immer im Sinne der Suchmaschinenoptimierung erstellt sind. Die Antworten auf präzise Fragestellungen sind vorhanden – mit der herkömmlichen Vorgehensweise der KI konnten sie nur nicht angezeigt werden.
Laut Google findet Passage Ranking die „Nadel im Heuhaufen“ (Quelle: pixelnerds.de), was sowohl für Betreiber:innen schlecht positionierter Seiten als auch für die Nutzer:innen eine Hilfestellung sei.
Welche Webseiten und Unternehmen profitieren vom Passage Ranking?
Von Vorteil ist die Anpassung für Seiten mit umfassendem Content, der neben allgemeinen Fragestellungen auch Abschnitte zu spezifischen Themen beinhaltet.
Dies bestätigte Martin Splitt. Sein Statement lautete (Quelle: youtube.com):
„ […] es ist nur eine kleine Änderung, mit der wir denjenigen helfen möchten, die nicht zwangsläufig mit SEO oder der Strukturierung von Content sowie Content-Strategien vertraut sind.“
Er fügte hinzu:
„ […] viele Personen erstellen diese ausschweifenden Seiten, die es schwer haben, überhaupt für etwas zu ranken. […] Denen helfen wir.“ (Quelle: youtube.com).
Auf eine positive Veränderung in puncto Positionierung auf der Suchergebnisseite dürfen somit Betreiber:innen einer Website ohne SEO hoffen. Laut Schätzungen von Google trifft dies global betrachtet auf rund 7 % der Seiten zu (Quelle: youtube.com).
Neben der Länge und der fehlenden Struktur des Contents spielt auch dessen Art eine Rolle. Die Erweiterung des bestehenden Systems filtert die Passagen nur aus relevantem Fließtext heraus. Das heißt: Für Onlineshops mit langen Kategorie- oder Produkttexten wird die Anpassung voraussichtlich nichts am Ranking auf der SERP ändern.
Wie wirkt sich Passage Ranking auf die Indexierung von Webseiten aus?
An der Indexierung von Seiten ändert sich durch die Anpassung des Google Algorithmus nichts. Einzelne Textabschnitte und Zwischenüberschriften gesondert zu indexieren, wäre angesichts der hohen Anzahl an Webseiten im Internet nur mit großem Aufwand möglich. Auf Twitter [4] äußerte sich das Unternehmen wie folgt:
„Diese Veränderung bedeutet nicht, dass wir individuelle Passagen unabhängig von der dazugehörigen Seite indexieren. Indexiert wird weiterhin pro Seite und wir berücksichtigen den gesamten Seiteninhalt für das Ranking. Aber nun können wir auch Textabschnitte von Seiten als zusätzliche Ranking-Faktoren berücksichtigen.“
Die Anpassung des bisherigen Systems stellt folglich einen weiteren Schritt dar, den die KI automatisch während der regulären Indexierung der Seite vornimmt.
Welche Veränderungen im Bereich SEO bringt Passage Ranking mit sich?
Eine grundlegende Anpassung einer erfolgreichen SEO Strategie ist in Hinblick auf das Update nicht nötig, da es sich um keinen Rankingfaktor handelt. Für Webseitenbetreiber:innen und Profis im Online Marketing kann es fortan jedoch sinnvoll sein, tiefgehende Inhalte zu einem bestimmten Thema zu erstellen. Bisher konnte die Suchmaschine diese Art von Content nur schwer einordnen. Dies hat sich nun geändert (Quelle: seo-suedwest.de).
Wie viel Text pro Abschnitt ins Ranking einbezogen wird, ist laut Martin Splitt nicht festgelegt. Und obwohl die KI laut ihm auch unstrukturierte Inhalte versteht, können klare Überschriften und (Long-Tail) -Keywords nicht schaden. Ansonsten gelten die bekannten Regeln für Suchmaschinenoptimierung, wie eine gute Lesbarkeit und wenig Füllwörter.
Fazit
Google sucht stetig nach Möglichkeiten, die Suchergebnisse noch besser auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen abzustimmen. Ein Zwischenschritt auf dieser fortlaufenden Reise ist die Einführung des Passage Rankings. Seit dem offiziellen Rollout des Updates bewertet der Algorithmus nicht mehr nur gesamte Seiten, sondern auch einzelne Textpassagen auf der jeweiligen Seite – sie können fortan für spezifische Suchanfragen ranken.
Es sind vorwiegend Seiten mit langen, breit gefächerten Inhalten ohne nennenswerte Positionierung oder SEO, die von Passage Ranking profitieren. Wer erfolgreiches Online Marketing betreibt, muss keine speziellen Maßnahmen einleiten.
Festzuhalten ist Googles anhaltender Fokus auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen. Updates haben sich schon immer auf die Verbesserung der Suchergebnisse und somit auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen fokussiert. Als Webseitenbetreiber:in oder SEO Profi solltest auch Du Dich diesem Ansatz verschreiben, um Dein Ranking langfristig zu halten beziehungsweise auszubauen. Das heißt: relevanten und gut strukturierten Content mit Mehrwert zu erstellen, eine klare H Struktur mit Zwischenüberschriften zu Unterthemen, bleibt trotz Passage Ranking vorerst die Best Practice im digitalen Marketing.
FAQ zu Passage Ranking – alles Wichtige in Kürze
Ist Passage Ranking bereits live?
Ja, bisher offiziell, aber nur in den USA. Dort ging das Update am 10. Februar 2021 live.
Wann geht das Update in Deutschland live?
Hierüber schweigt sich das Unternehmen aus. Zum Start des neuen Verfahrens in den USA kündigte es einen geplanten globalen Rollout an. Zu welchem Zeitpunkt er stattfinden soll und ob dies offiziell verkündet werden wird, ist ungewiss. Wir vermuten, es zumindest teilweise bereits in Deutschland im Einsatz.
Welchem Zweck dient Passage Ranking?
Laut eigener Aussage zielt Google darauf ab, das Suchergebnis für die Nutzer:innen noch präziser zu gestalten. Die Antwort auf eine spezifische Suchanfrage „versteckt“ sich nicht selten in einem längeren Text mit allgemein gehaltenem Grundthema. Durch das Update kann der Algorithmus diese relevanten Textabschnitte nun im Hinblick auf das Ranking berücksichtigen.
Wirkt sich Passage Ranking negativ auf Seiten aus, die aktuell gut ranken?
Nein. Bei dem Update handelt es sich um eine kleinere Änderung an einem bestehenden System, daher ist keine negative Ranking Entwicklung bei aktuell gut positionierten Webseiten zu erwarten.
Wem kommt das Update zugute?
Die Anpassung kommt Seiten mit umfangreichem Text ohne typische SEO-Struktur zugute. Zudem profitieren die Nutzer:innen der Suchmaschine von der Erweiterung des automatisierten Systems, da sie ein genaueres Suchergebnis angezeigt bekommen.
Erfolgt die Indexierung ab sofort pro Textabschnitt?
Nein. Sie erfolgt weiterhin für die gesamte Seite und nicht für einzelne Passagen. Während der Indexierung erfolgt lediglich ein Zwischenschritt, bei dem die KI den Inhalt der jeweiligen Seite genauer analysiert als zuvor.
Werden die gerankten Passagen als Snippet angezeigt?
Nein. Sie werden nicht als Snippet, sondern als organisches Suchergebnis mit blauem Link angezeigt – also unter der Sofortantwort und dem Block „Ähnliche Fragen“.
Kann ein Inhalt gleichzeitig als Snippet und als gerankte Textpassage angezeigt werden?
Dies ist bisher ungeklärt. Da sich diese zwei Systeme der Suchmaschine grundlegend voneinander unterscheiden und verschiedenen Regeln folgen, ist dies eher unwahrscheinlich.
Ist es sinnvoll, ab sofort nur Seiten mit umfangreichem Content zu erstellen?
Eine ausgewogene Mischung aus Seiten mit kurzen Inhalten und Seiten mit längeren Texten zu einem breit gefächerten Thema ist im digitalen Marketing aktuell der beste Weg.
Sollten bestehende Seiten hinsichtlich ihres Inhalts geändert werden?
Sofern diese bereits gut ranken, sollten keine großen Veränderungen vorgenommen werden. Es schadet nicht, ihre Struktur und ihre Leserlichkeit erneut zu prüfen oder ergänzende Inhalte hinzuzufügen.
Wie sollten SEO-Marketer auf Passage Ranking reagieren?
Die Funktionsweise und den Hintergrund des Updates zu kennen, ist wichtig. Es handelt sich jedoch lediglich um eine interne Anpassung des Google-Algorithmus, die keine speziellen Maßnahmen in Bezug auf SEO oder das Online Marketing holistisch erfordert.
Was bedeutet das Update für die Content-Strategie?
Es gilt weiterhin: Wer gut ranken möchte, sollte qualitativ hochwertigen Content erstellen. Sinnvoll strukturierte Inhalte mit Mehrwert sind weiterhin der beste Weg, um die Gunst der Suchmaschinen und der menschlichen Besucher:innen zu gewinnen.
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