Seit Anfang 2019 ist die Social Media Plattform TikTok so richtig am Start und konnte die ersten eine Milliarde Nutzer verzeichnen.
Anfangs belächelt, konnte schon nach kurzer Zeit der Hype der Plattform nicht mehr klein geredet werden. Trotz des jungen Alters von TikTok gibt es Creators (so nennen wir nachfolgend die produzierenden TikTok User) mit beachtlichen Follower Zahlen.
Die Top 3 Creator (Stand: September 2021) sind Charlie D’Amelio (123,6 Mio Follower), Khabane Lame (108,7 Mio Follower) und Addison Rae (83,6 Mio Follower). Diese Zahlen belegen, dass ein beeindruckendes Wachstum innerhalb von kürzester Zeit auf TikTok möglich ist.
Zum Vergleich: Instagram existiert bereits seit 2010 und einer der erfolgreichsten Accounts (Cristiano Ronaldo) hat 337 Millionen Follower (Stand: September 2021).
Doch wie genau funktioniert die Plattform?
TikTok ist 9:16 Video-Only. Creator können mit einer großen Auswahl an Bearbeitungstools innerhalb der App kreative Kurzvideos erstellen. Diese Videos laufen unter bestimmten Hashtags auf der Plattform. Anders als bei Instagram, wo der Fokus noch auf dem Feed des eigenen Netzwerks liegt, setzt TikTok vollständig auf den Explore Feed.
Der Explore Feed heißt im TikTok Universum „For You Page“ bzw. „Für dich Seite“. Das bedeutet, dass Dir nicht nur Videos von abonnierten Creatorn angezeigt werden, sondern vom Algorithmus ausgewählte Videos von allen möglichen Creatorn. TikTok bietet über den Reiter „Folge ich“ auf der Startseite zwar auch die Möglichkeit, nur den Content von abonnierten Accounts zu konsumieren, allerdings ist beim Start der App immer die For You Page voreingestellt.
Der Algorithmus hinter TikTok ist super schlau und schon nach kurzer Interaktionszeit mit der App bekommst Du nur noch Videos angezeigt, die potenziell interessant für Dich sind. TikTok Videos hatten zu Beginn eine Dauer von maximal einer Minute. Mittlerweile sind auch längere Videos von bis zu drei Minuten zugelassen.
Durch swipen nach oben oder nach unten, kannst Du jeweils zum nächsten oder zum vorherigen Video springen. Ähnlich wie bei anderen Social Media Plattformen gibt es dann die Möglichkeit zu liken, zu kommentieren und zu teilen. Außerdem kann man die Videos mit nur einem Klick direkt auf dem eigenen Smartphone speichern.
Bist Du neu auf der Plattform unterwegs, merkst Du eines direkt: TikTok ist anders als die anderen Sozialen Netzwerke. Damit sind nicht nur die technischen Möglichkeiten der App gemeint. Der ganze „Vibe“ bzw. die Atmosphäre der Plattform ist speziell und man taucht ab in eine eigene Welt aus Insidern, verrückten Tänzen und Trends.
Welche Zielgruppe kann auf TikTok erreicht werden?
Die Kernzielgruppe von TikTok befindet sich weltweit im Alter von 13-24 Jahren, aber auch User bis 34 Jahre finden noch Gefallen an der Plattform. Somit umfasst die Zielgruppe vorrangig die Generationen Y und Z. Während bei Instagram ganz klar die Generation Y den Ton angibt, ist bei TikTok die Generation Z dominant und setzt die Trends.
Bei älteren Generationen lässt das Interesse an der Plattform stark nach. Hier liegt unglaublich großes Potential für Brands, die mit ihren Inhalten diese junge Zielgruppe erreichen wollen. Natürlich gibt es die Generation Z auch auf Instagram. Sprichst Du auf TikTok allerdings die richtige Sprache, kannst Du nochmal einen ganz anderen Draht zu dieser Zielgruppe aufbauen und Dich in eine sehr vorteilhafte Position bringen.
Die Generation Z tritt aktuell und in den folgenden Jahren neu in den Arbeitsmarkt ein und gerade für Employer Branding oder Recruiting Maßnahmen sollte der Kanal TikTok unbedingt in Betracht gezogen werden.
Der TikTok Vibe ist entscheidend für guten Content!
Es ist sehr verlockend, bei einer neuen Plattform wie TikTok zu denken, man macht es sich einfach und recycled Content von anderen Sozialen Netzwerken und nutzt diesen für TikTok. TikTok setzt zu 100 Prozent auf Vertical Video und dieses Format kennen wir natürlich auch schon von den Instagram und Facebook Stories. Warum also nicht die Videos, welche Du vielleicht schon für Instagram Stories genutzt hast, nun für TikTok verwenden?
Tatsächlich wird eine Instagram Story vom typischen TikTok Nutzer sofort als Fremdkörper auf der Plattform wahrgenommen.
Wie gehst Du also nun vor, um auf der Plattform nicht negativ aufzufallen und sich diesem ganz eigenen Vibe anzupassen? Um TikTok zu verstehen, musst Du TikTok nutzen. Im ersten Schritt ist es also sinnvoll, sich intensiv mit der Plattform und den Inhalten auseinander zu setzen.
Mindestens sollte dies als stiller Zuschauer geschehen, im besten Fall aber mit einem eigenen Creator Account. Veröffentlichst Du eigene Inhalte, wird nochmal deutlicher, wie die Resonanz der TikTok Community auf verschiedene Arten von Content ist.
Was hat TikToks Werkzeugkasten zu bieten?
Möchtest Du nun erfolgreich mitmischen und möglichst organischen Content produzieren, solltest Du Dir die TikTok-eigenen Werkzeuge zu Nutze machen. Die Palette an Möglichkeiten macht sehr deutlich, wie sehr TikTok auf Community und Interaktion zwischen den Creatorn ausgelegt ist.
Nachfolgend schauen wir uns die wichtigsten TikTok Werkzeuge an:
1. Duett
TikTok bietet Dir die sehr intuitive Möglichkeit, ein Duett mit anderen Creatorn zu produzieren. Viele große TikToker produzieren einige ihrer Kurzvideos sogar extra für diese Funktion. Als gutes Beispiel hierfür dienen Musiker, die neue Songs veröffentlichen.
Sie singen ihre Songs quasi halb und lassen immer wieder Raum für einen Duett Partner. Über ein Text Overlay entsteht dann ein Karaoke-Effekt. Im folgenden Bild ist das gut zu erkennen, Ed Sheeran singt den roten Text und der Duettpartner den blauen Text. Optisch ist das Duett mittels eines Split Screens aufgebaut.
Ein weiterer Einsatzzweck sind die klassischen Reaction Videos. Diese Art von Videos sind schon seit Jahren bei Youtube etabliert. Ein Creator filmt sich beim Anschauen und Reagieren eines beliebigen anderen Videos. Besonders bei Reaktionen auf Videos mit großer Reichweite, kannst Du so auf einfache Weise von der großen Reichweite profitieren, ohne eigenen kreativen Content erstellen zu müssen. Während Du bei YouTube allerdings die Videos noch entsprechend zurechtschneiden und übereinanderlegen musst, funktioniert es über die Duett Funktion von TikTok quasi per One-Click.
2. Stitch
Stitches machen deutlich, wie sehr die Plattform auf Community Interaktion ausgelegt ist. Creators haben die Möglichkeit, Teile aus anderen Videos auszuschneiden und in ihren eigenen Videos zu verwenden. Im Grunde genommen handelt es sich hier um eine andere Möglichkeit, Duetts aufzunehmen.
Oftmals stellen Creator bewusst Fragen in ihren Videos und fordern die Community auf, darauf zu antworten. Das Video wird dann „gestitcht“ und die eigene Antwort wird hinzugefügt. Auch das klingt wieder nach einem aufwändigen Videoschnittprozess, ist aber wieder innerhalb von wenigen Sekunden umsetzbar.
3. Challenges
Ein guter Weg, um an mehr Reichweite zu kommen, sind die offiziellen TikTok Challenges. Navigiert man in der TikTok App in die „Entdecken“ Sektion, sieht man eine ganze Reihe an aktuellen Challenges. TikTok gibt hier bestimmte Themen vor, zu denen Videos produziert werden können.
Gibt es auf die Videos viel Interaktion, werden diese unter den entsprechenden Challenges weit oben gelistet und die Reichweite vervielfacht sich nochmal.
Ein Beispiel ist die Challenge „SchnellGekocht“. Bei Dieser Challenge sollen – wie der Name schon sagt – einfache und schnell umsetzbare Rezepte präsentiert werden. Hierzu musst Du lediglich das entsprechende Hashtag der Challenge beim Upload Deines Videos verwenden (#schnellGekocht) und schon nimmst Du Teil.
In einem eigenen Experiment habe ich im September 2020 einen TikTok Channel zum Thema vegane Ernährung gestartet und bei einem meiner ersten Videos 180.000 Aufrufe erreicht. Das war nur über die Challenge „schnellGekocht“ möglich. Mein Video kam gut an, wurde unter „Entdecken“ unter der entsprechenden Challenge weit oben gelistet und dadurch hat sich die Reichweite innerhalb kürzester Zeit vervielfacht.
4. Trends
Innerhalb der TikTok Community entstehen immer wieder – ganz organisch – gewisse Trends. „Outsidern“ fällt es tatsächlich immer schwer, diese Trends zu erklären, ohne dass sie einen für verrückt erklären.
Ein Beispiel für einen Trend ist der „Chopping Dance“. Bei dem Trend schlagen die Creators ihre Fäuste zum Takt eines bestimmten Songs aufeinander und beantworten, währenddessen Fragen, die ihnen immer wieder gestellt werden. Wie die meisten Trends, kam auch dieser Trend – wie immer – gefühlt aus dem Nichts und war von jetzt auf gleich omnipräsent auf den For You Pages der TikTok User.
Wer Reichweite will, sollte also immer analysieren, welche Trends gerade aktuell sind und diese für sich nutzen.
Aber keine Sorge: Ist man etwas regelmäßiger auf TikTok unterwegs, findet man sofort heraus, was die aktuellen Trends sind.
5. Musik
TikTok ist aus der Lipsync App Musical.ly entstanden und noch immer hat Musik einen extrem hohen Stellenwert in der App. Gewisse Songs haben nur durch TikTok einen entsprechenden Bekanntheitsgrad erlangt. Und andersrum haben schon die populärsten Musiker wie zum Beispiel Jason Derulo Songs nur für TikTok produziert oder den Song zumindest bewusst auf die Eigenheiten der Plattform ausgelegt.
Viele der Trends auf TikTok funktionieren nur über die entsprechende Audiospur dazu. Die Plattform macht es Dir denkbar einfach, passende Musik für Deine Videos zu nutzen.
TikTok bietet Dir hier zwei Möglichkeiten:
1. Musik Library
Beim Erstellen eines Videos kannst Du unter „Sound auswählen“ durch die Musik Library von TikTok browsen.
Besonders cool: TikTok hat eigene Musik Charts. Sprich, Du Kannst von vorneherein Musik auswählen, die aktuell bei TikTok im Trend ist. Wenn man in die TikTok Welt eintaucht und immer wieder mit den aktuellen Trends konfrontiert ist, triggert einen die dazu passende Musik automatisch. Man will wissen, wie der Creator den Trend umgesetzt hat und schaut sich das Video daher eher an.
2. Musik von anderen Creators verwenden
Wenn Du Dir in Deinem Feed Videos von anderen Creatorn anschaust, kannst Du deren verwendete Musik direkt für Deine eigenen Videos verwenden. Hierzu musst Du lediglich auf den Namen des Songs unten links auf dem Screen drücken und schon wird Dir der Song angezeigt. Hier hast Du nun die Möglichkeit den Song direkt für Deine eigenen Videos zu verwenden. Es könnte nicht einfacher sein.
6. Effekte/Filter
Erstmals durch Snapchat richtig bekannt geworden, sind Filter auch bei TikTok ein wichtiges Instrument. Filter spielen zum Teil einfach nur mit den Farben, verzerren aber manchmal auch das Gesicht oder verleihen dem Creator Sommersprossen oder rote Augen.
Neben den klassischen Filtern bietet TikTok aber auch die Möglichkeit das Video bzw., strenggenommen, das eigene Gesicht zu „verbessern“. Der „Verbessern Button“ bei der Produktion von Videos direkt in der App erlaubt es den Usern, das eigene Gesicht direkt zu glätten, die Zähne aufzuhellen oder auch ein ganzes Make Up aufzulegen. Man muss also nicht mal makellos zurechtgemacht sein, wenn man spontan ein Video aufnehmen möchte – das übernimmt die App auf Wunsch für uns.
Mit den Filtern verhält es sich wie mit der Musik. Ist ein entsprechender Filter Teil eines aktuellen Trends, wird man diesen Filter immer damit verbinden und das Video mit einer höheren Wahrscheinlichkeit länger anschauen.
Auch hier ermöglicht Dir die Plattform wieder eine supersimple Handhabung:
1. Filter auswählen
Beim Erstellen eines Videos kannst Du den entsprechenden Filter unter „Effekte“ auswählen. Wenn Du auf das entsprechende Symbol drückst, kannst Du Filter auch in Deinen Favoriten abspeichern. Zu Beginn ist es eine gute Idee, hier unter „angesagt“ zu schauen, welche Effekte aktuell viel verwendet werden.
2. Filter “klauen”
Wie bei der Musikauswahl, kannst Du auch Filter bei anderen Videos in Deinem Feed „klauen“. Hierzu musst Du lediglich auf den Effekt drücken und landest dann beim jeweiligen Effekt. Hier drückst Du dann auf „teste diesen Effekt“ und schon kann’s losgehen. Im Zweifel sogar direkt nach dem Aufstehen – das regelt die „Verbessern“ Option ja für Dich;)
Fazit
Vertical Video ist aktuell und wird in der Zukunft ein noch wichtigeres Thema in den Bereichen Social Media und Online Marketing sein. TikTok hat die Ära eingeleitet und Instagram hat mit den Reels geantwortet.
Brands und Marketer sollten sich intensiv mit diesem Format und der Plattform TikTok (oder auch Instagram Reels) beschäftigen. Der Schlüssel zum Erfolg ist hier das richtige Messaging und Content, der die Tools der Plattform nutzt und den einzigartigen Vibe von TikTok matcht.
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